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Wallander 03 - Die weisse Löwin

Wallander 03 - Die weisse Löwin

Titel: Wallander 03 - Die weisse Löwin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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nicht einmal, ob es stimmt.«
    »Ruf Wallander an«, sagte Peters. »Sofort.«
     
    |100| Unter den Kriminalpolizisten im Polizeigebäude von Ystad herrschte an diesem Vormittag der Walpurgisnacht abwartende Stimmung. Sie hatten sich um acht im Versammlungsraum getroffen, und Björk hatte die Besprechung sehr kurz gehalten. An diesem Tag war es nicht möglich, sich nur um eine verschwundene Frau zu kümmern. Dieser Abend war traditionell einer der unruhigsten im ganzen Jahr, und es mußte noch jede Menge vorbereitet werden, bevor die Nacht kam.
    Die Besprechung drehte sich ganz und gar um Stig Gustafson. Am Mittwoch nachmittag und abend hatte Wallander seine Leute ausgeschickt, um nach dem früheren Maschinisten der Polenfähre zu suchen. Als er über sein Gespräch mit Pastor Tureson berichtet hatte, waren alle der Meinung gewesen, daß sie kurz vor einem Durchbruch standen. Sie hatten auch eingesehen, daß der abgehackte Finger und das gesprengte Haus warten mußten. Martinsson war sogar der Meinung gewesen, daß es sich vielleicht trotz allem um einen Zufall handelte. Daß es einfach keinen Zusammenhang gab.
    »Das ist ja früher auch schon vorgekommen«, sagte er. »Daß wir schwarzgebrannten Schnaps beschlagnahmen wollen. Und beim Nachbarn ein Diebeslager finden, als wir nach dem Weg fragen.«
    An diesem Donnerstag morgen war es ihnen noch nicht gelungen herauszufinden, wo Stig Gustafson wohnte. »Wir müssen das heute in Erfahrung bringen«, sagte Wallander. »Ihn selbst finden wir vielleicht nicht. Aber wenn wir die Adresse haben, wissen wir auf alle Fälle, ob er ganz eilig verschwunden ist.«
    Im selben Augenblick klingelte das Telefon. Björk nahm ab, lauschte kurz und gab den Hörer dann an Wallander weiter. »Norén ist dran«, sagte er. »Er ist an einer Unfallstelle irgendwo außerhalb der Stadt.«
    »Das kann doch ein anderer machen«, sagte Wallander irritiert.
    Aber dann nahm er doch den Hörer und ließ Norén berichten. Martinsson und Svedberg, die Wallanders Reaktionen sehr wohl kannten und hellhörig für seine wechselnden Stimmungen waren, spürten sofort, daß das Gespräch wichtig war.
    Wallander legte den Telefonhörer langsam auf und sah seine |101| Kollegen an. »Norén steht draußen an der Abfahrt zur Müllkippe. Ein kleiner Verkehrsunfall. Da sitzt aber ein Mann, der behauptet, er habe eine Frau gefunden, die man in einen Brunnen gestopft hat.«
    Sie warteten gespannt darauf, daß Wallander weitersprach. »Wenn ich richtig verstanden habe«, fuhr er fort, »liegt dieser Brunnen weniger als fünf Kilometer von dem Haus entfernt, das Louise Åkerblom besichtigen sollte. Und noch näher an dem Tümpel, in dem wir ihr Auto gefunden haben.«
    Einen Augenblick lang herrschte Schweigen. Dann sprangen sie alle auf einmal auf.
    »Setzt du sofort die ganze Mannschaft ein?« fragte Björk.
    »Nein«, antwortete Wallander. »Erst brauchen wir die Bestätigung. Norén hat uns gewarnt, allzu optimistisch zu sein. Er meinte, der Mann sei verwirrt.«
    »Das wäre ich wohl auch«, sagte Svedberg. »Wenn ich eine tote Frau in einem Brunnen gefunden hätte. Und dann noch der Unfall.«
    »Genau das denke ich auch«, sagte Wallander.
     
    Sie verließen Ystad in Einsatzfahrzeugen. Wallander hatte Svedberg mit im Wagen; Martinsson fuhr allein. An der nördlichen Ausfahrt stellte Wallander die Sirenen an. Svedberg sah ihn erstaunt an. »Es ist doch kaum Verkehr«, sagte er.
    »Trotzdem«, sagte Wallander.
    Sie hielten an der Abfahrt zur Müllkippe, ließen den bleichen Peter Hanson hinten einsteigen und fuhren nach seinen Anweisungen weiter.
    »Das war ich nicht«, sagte er wieder und wieder.
    »Was warst du nicht?« fragte Wallander.
    »Ich habe sie nicht getötet.«
    »Was hast du denn dort gemacht?« fragte Wallander weiter.
    »Ich sollte nur die Pumpe stehlen.«
    Wallander und Svedberg sahen sich an.
    »Morell hat gestern abend spät noch angerufen und vier Wasserpumpen bestellt«, murmelte Peter Hanson. »Aber ich habe sie nicht getötet.«
    |102| Wallander begriff gar nichts. Aber Svedberg schien plötzlich zu verstehen.
    »Ich glaube, ich habe kapiert«, sagte er. »Es gibt einen Hehler in Malmö, der Morell heißt. Er ist uns nicht bekannt, weil ihn die Kollegen dort niemals zu fassen kriegen.«
    »Wasserpumpen?« fragte Wallander mißtrauisch.
    »Antiquitäten«, erklärte Svedberg.
    Sie bogen in den abgelegenen Hof ein und stiegen aus dem Auto. Wallander dachte flüchtig daran, daß es wohl eine

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