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Wallander 03 - Die weisse Löwin

Wallander 03 - Die weisse Löwin

Titel: Wallander 03 - Die weisse Löwin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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Nicht weit entfernt stand ein Wagen mit einem jungen Paar darin. Die beiden waren von der anderen Seite her auf das Grundstück gefahren, um ungestört zu sein. Konovalenko zögerte nicht. Er schlich sich an das Auto heran und hielt die Pistole durch das heruntergekurbelte Fenster an die Schläfe des Mannes.
    »Seid ruhig und macht, was ich sage«, preßte er in gebrochenem Schwedisch heraus. »Aussteigen und Schlüssel her!«
    Das Paar schien nicht zu begreifen. Konovalenko konnte nicht warten. Er riß die Autotür auf, zerrte den Fahrer vom Sitz, schob sich hinter das Lenkrad und sah zu dem Mädchen auf dem Beifahrersitz hinüber. »Jetzt fahre ich. Und du hast genau eine Sekunde Zeit zu entscheiden, ob du mitwillst oder nicht.«
    Sie schrie auf und warf sich aus dem Wagen. Konovalenko fuhr los. Jetzt hatte er es nicht mehr eilig. Aus unterschiedlichen Richtungen näherten sich Sirenen, aber die Verfolger konnten ja nicht wissen, daß er bereits ein neues Fluchtfahrzeug gefunden hatte.
    Ob ich wohl jemanden getötet habe? fragte er sich. Ich werde es erfahren, wenn ich heute abend den Fernseher einschalte.
    An der U-Bahn -Station in Duvbo ließ er das Auto stehen und fuhr nach Hallunda zurück. Weder Tania noch Vladimir waren zu Hause, als er an der Tür klingelte. Er schloß mit seinem eigenen Schlüssel auf, legte die Plastiktüte mit dem Geld auf den Tisch und holte die Wodkaflasche. Nach ein paar kräftigen Schlucken wich die Spannung aus dem Körper, und er konnte sich sagen, daß eigentlich alles gut gelaufen war. Sollte er einen der Polizisten zum Krüppel geschossen oder umgebracht haben, würde dies selbstverständlich für Unruhe in der Stadt sorgen. Aber es war nicht zu befürchten, daß die Liquidation Victor Mabashas dadurch verzögert oder gar verhindert werden würde.
    Er zählte das Geld und kam auf einhundertzweiundsechzigtausend Kronen.
    Um sechs schaltete er den Fernseher ein, um die erste Nachrichtensendung zu verfolgen. Lediglich Tania war inzwischen nach Hause gekommen. Sie bereitete in der Küche das Abendbrot vor. Die Sendung begann mit der Nachricht, die Konovalenko erwartet hatte. Zu seinem Erstaunen erfuhr er, daß der Pistolenschuß, den er eigentlich nur abgegeben hatte, um die Frontscheibe |191| des Polizeiautos platzen zu lassen, unter anderen Umständen als ein Meisterschuß gegolten hätte. Die Kugel hatte den einen Polizisten im Streifenwagen genau zwischen die Augen getroffen. Er war sofort tot gewesen.
    Dann wurde ein Bild des Polizisten gezeigt, den Konovalenko getötet hatte. Er hieß Klas Tengblad, war sechsundzwanzig Jahre alt gewesen, verheiratet und Vater zweier Kinder.
    Die Polizei hatte keine weiteren Angaben zum Täter, als daß er allein war und mit dem Mann identisch, der ein paar Minuten zuvor die Filiale der Handelsbank in Akalla ausgeraubt hatte.
    Konovalenko zog eine Grimasse und stand auf, um den Fernseher abzuschalten. Im selben Moment entdeckte er, daß Tania in der Tür stand und ihn beobachtete.
    »Ein guter Polizist ist ein toter Polizist«, sagte er und drückte auf den Knopf der Fernbedienung. »Was gibt es denn zu essen? Ich habe Hunger.«
    Vladimir kam nach Hause und setzte sich an den Tisch, als Tania und Konovalenko gerade mit dem Abendbrot fertig waren.
    »Ein Bankraub«, sagte Vladimir, »und ein getöteter Polizist. Ein Einzeltäter, der gebrochen Schwedisch spricht. Heute abend mangelt es nicht gerade an Polizisten in der Stadt.«
    »So was kommt vor«, sagte Konovalenko. »Geht das klar mit dem Angebot?«
    »Es gibt keinen in der Unterwelt, der nicht vor Mitternacht erfahren wird, daß hunderttausend Kronen zu verdienen sind«, sagte Rykoff.
    Tania reichte ihm einen Teller mit Essen.
    »War es wirklich nötig, gerade heute einen Polizisten zu erschießen?« fragte Vladimir vorwurfsvoll.
    »Wieso glaubst du, daß ich es war, der geschossen hat?«
    Vladimir zuckte die Schultern. »Ein Meisterschuß. Ein Bankraub, um das Kopfgeld für Victor Mabasha zu beschaffen. Ausländischer Täter. Das klingt doch ganz nach dir.«
    »Du irrst dich, wenn du denkst, daß es ein Volltreffer war. Es war nur Glück. Oder Unglück. Wie man es betrachtet. Aber aus Sicherheitsgründen glaube ich, daß es besser ist, wenn du heute abend allein in die Stadt fährst. Du kannst Tania mitnehmen.«
    |192| »Es gibt auf Söder ein paar Lokale, wo sich Afrikaner treffen«, sagte Vladimir. »Dort sollte ich, glaube ich, anfangen.«
     
    Punkt halb neun fuhren Tania und Vladimir

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