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Wallander 04 - Der Mann, der lächelte

Wallander 04 - Der Mann, der lächelte

Titel: Wallander 04 - Der Mann, der lächelte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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Alpträume gewesen. Plötzlich hatte sein Vater tot dagelegen. Aber als er an den Sarg treten und hineinschauen wollte, war er zurückgeschreckt, denn er wußte, daß eigentlich Linda unter dem Leichentuch lag. Gott sei Dank, er hatte nur geträumt!
    Lustlos stand er auf und löste Schmerztabletten in einem Glas Wasser auf. Das Thermometer zeigte weiterhin Minustemperaturen. Während er seinen Kaffee filterte, dachte er, daß die nächtlichen Visionen auch so eine Art Prolog zu dem Treffen waren, das ihm am Vormittag mit Björk und Per Åkeson bevorstand. Es würde kompliziert werden. Auch wenn er nicht |260| daran zweifelte, daß Per Åkeson die weitere Konzentration der Ermittlungen auf Alfred Harderberg befürwortete, war ihm doch bewußt, daß die bisherigen Ergebnisse nicht zufriedenstellend waren. Sie hatten das gesammelte Material nicht ordnen können. Es fehlte der rote Faden. Per Åkeson hätte guten Grund zu fragen, wie lange sie noch blind durch die Gegend tappen wollten.
    Mit der Kaffeetasse in der Hand schaute er auf seinen Wandkalender. Ein Monat noch, dann stand Weihnachten vor der Tür. So viel Zeit mußte ihnen der Staatsanwalt noch geben. Wenn sie bis dahin den Durchbruch nicht geschafft hatten, mußten sie akzeptieren, daß nach den Feiertagen andere Spuren in den Vordergrund rückten.
    Ein Monat, dachte er. Es muß bald etwas geschehen.
    Das Läuten des Telefons unterbrach ihn in seinen Gedanken.
    »Ich hoffe, ich habe dich nicht geweckt«, sagte Ann-Britt Höglund.
    »Ich bin beim Kaffeetrinken.«
    »Hast du
Ystads Allehanda
abonniert?«
    »Was soll man sonst mit einer Lokalzeitung tun? Morgens liest man gemütlich die regionalen Neuigkeiten. Den Rest der Welt bekommt man dann am Nachmittag oder am Abend verpaßt.«
    »Hast du sie heute schon gelesen?«
    »Ich habe sie noch nicht einmal reingeholt.«
    »Tu das sofort. Und schau in den Annoncenteil.«
    Verwirrt ging er in die Diele und holte die Zeitung. Den Telefonhörer zwischen Schulter und Ohr geklemmt, schlug er sie auf.
    »Wonach soll ich denn suchen?«
    »Das wirst du schon sehen«, sagte sie und legte auf.
    Im selben Moment entdeckte er sie – die Anzeige, in der ein Stallmädchen für Schloß Farnholm gesucht wurde. Die Stelle war ab sofort frei. Deshalb hatte sich Ann-Britt so kurz gefaßt – sie wollte Schloß Farnholm am Telefon nicht erwähnen.
    |261| Wallander überlegte einen Augenblick. Das konnte eine Möglichkeit sein. Gleich nach dem Treffen mit Per Åkeson würde er seinen Freund Sten Widén anrufen.
     
    Als Wallander und Björk in Per Åkesons Büro Platz genommen hatten, gab dieser die Anweisung, sie unter keinen Umständen zu stören. Er war schwer erkältet und putzte sich lange und gründlich die Nase. »Eigentlich sollte ich zu Hause im Bett liegen«, sagte er. »Aber dieses Treffen ist mir sehr wichtig.«
    Er wies auf die Schriftstücke mit Ermittlungsergebnissen und fuhr fort: »Es wird sicher niemanden überraschen, wenn ich die bisherigen Resultate als dürftig bezeichne. Äußerst vage Indizien, die auf Alfred Harderberg hinweisen, sind alles, was wir haben.«
    »Wir brauchen mehr Zeit«, sagte Wallander. »Die Ermittlungen sind kompliziert; das wußten wir von Anfang an. Es ist außerdem die beste Spur, die wir verfolgen können.«
    »Die Frage ist, ob man es Spur nennen kann«, entgegnete Per Åkeson. »Du hast einen Ansatzpunkt geliefert, der es angemessen erscheinen ließ, uns ganz auf Alfred Harderberg zu konzentrieren. Aber danach sind wir eigentlich nicht viel weitergekommen. Wir treten auf der Stelle. Auch die Spezialisten für Wirtschaftsfragen haben keine Unregelmäßigkeiten feststellen können. Alfred Harderberg scheint eine absolut integre Persönlichkeit zu sein. Nichts, weder direkt noch indirekt, weist auf eine Verbindung zwischen ihm beziehungsweise seinen Unternehmen und den Morden an den Anwälten Torstensson hin.«
    »Zeit«, wiederholte Wallander. »Was wir brauchen, ist Zeit. Oder andersherum ausgedrückt: Wenn wir Alfred Harderberg erst einmal definitiv abschreiben können, sind wir um so besser gerüstet, aus einer anderen Richtung anzugreifen.«
    Björk hüllte sich in Schweigen.
    Per Åkeson schaute Wallander an. »Eigentlich müßte ich hier stoppen«, sagte er ernst. »Das mußt du einsehen. Überzeuge mich also, daß es richtig ist, die Ermittlungen weiter auf Harderberg zu konzentrieren.«
    |262| »Ich verweise auf das vorliegende Material. Ich glaube nach wie vor, daß wir auf der

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