Wallander 04 - Der Mann, der lächelte
brauchen Hilfe von den Wirtschaftsspezialisten. Ich kapiere ja kaum, womit ich mich da eigentlich beschäftige.«
»Ich meine, es ist beeindruckend, was du erreicht hast«, warf Nyberg ein, der bis dahin still dabeigesessen hatte. »Außerdem sollten wir herausfinden, ob diese Fabrik in Genua noch etwas anderes als Schnellboote herstellt.«
»Zum Beispiel Kühlbehälter, die zum Organtransport für Transplantationen dienen?« fragte Wallander.
»Zum Beispiel.«
Die drei sahen sich schweigend an. Sie wußten, was es bedeuten konnte, sollte sich ihre Vermutung bestätigen.
Wallander überlegte lange, bevor er fortfuhr: »Wenn das stimmt, könnte Alfred Harderberg in irgendeiner Art und Weise sowohl mit der Produktion als auch mit dem Import dieser Plastikbehälter zu tun haben. Mit anderen Worten, er kontrolliert |292| den Markt vielleicht, obwohl es nach außen hin so wirkt, als hätten die Unternehmen keine Verbindung zueinander. Ist es wirklich möglich, daß brasilianische Kaffeeproduzenten etwas mit einer kleinen Firma in Södertälje zu tun haben?«
»Das ist nicht erstaunlicher als die Tatsache, daß amerikanische Automobilproduzenten auch Rollstühle herstellen«, meinte Ann-Britt Höglund. »Wo es Autos gibt, kommt es zu Verkehrsunfällen, und dadurch steigt der Bedarf an Rollstühlen.«
Wallander schlug sich mit der Hand an die Stirn und stand auf. »Jetzt gehen wir in die Offensive. Ann-Britt, kannst du dich darum kümmern, daß die Wirtschaftsexperten uns ein Schema der Beteiligungen Alfred Harderbergs erstellen, und zwar im Großformat, so daß wir es an die Wand heften können? Ich möchte, daß darin alles enthalten ist, Kunststoffboote in Genua, Reitpferde auf Schloß Farnholm, kurzum: alles. Und du, Nyberg, beschäftigst dich mit diesem Plastikbehälter. Woher stammt er, wie kann er in Gustaf Torstenssons Wagen gelangt sein?«
»Damit weichen wir aber von unserem bisherigen Plan ab«, sagte Ann-Britt Höglund. »Alfred Harderberg wird merken, daß wir seine Unternehmen unter die Lupe nehmen.«
»Keinesfalls«, antwortete Wallander. »Wir stellen alles als Routine hin, nichts Besonderes. Außerdem werde ich mit Björk und Åkeson vereinbaren, daß gleichzeitig eine Pressekonferenz stattfindet. Das wäre das erste Mal, daß ich eine solche Veranstaltung befürworte. Aber wir sollten dem Herbst beim Verbreiten von Nebel ruhig ein wenig helfen.«
»Ich habe gehört, daß Per wegen seiner Erkältung immer noch zu Hause im Bett liegt«, sagte Ann-Britt.
»Ich rufe ihn an«, sagte Wallander. »Wir brauchen ihn jetzt, erkältet oder nicht. Gebt Svedberg und Martinsson Bescheid, wir treffen uns heute Punkt zwei Uhr.«
Wallander hatte beschlossen, von den Ereignissen der Nacht erst zu berichten, wenn sie alle versammelt wären.
Nyberg verließ das Zimmer. Wallander bat Ann-Britt Höglund, noch zu bleiben. Er erzählte ihr, daß es ihm mit Hilfe von |293| Sten Widén gelungen sei, ein Stallmädchen auf Schloß Farnholm unterzubringen. »Deine Idee war gut. Wir werden sehen, ob es etwas bringt. Wir sollten vielleicht nicht zuviel erwarten.«
»Hauptsache, ihr geschieht nichts«, sagte sie. »Das Mädchen soll sich um die Pferde kümmern und die Augen offenhalten, das ist alles. Wir dürfen nicht in Hysterie verfallen. Alfred Harderberg kann ja nicht hinter jedem in seiner Umgebung einen verkleideten Polizisten vermuten.«
»Ich hoffe, du hast recht.«
»Wie steht es mit den Flugplänen?«
»Ich bin noch nicht weitergekommen. Gestern habe ich mich nur mit Avanca beschäftigt.«
»Das hast du gut gemacht.«
Er merkte, daß sie sich über sein Lob freute. Wir geizen zu sehr damit, einander auch mal ein aufmunterndes Wort zu sagen, stellte er im stillen fest. Mit Kritik und Schelte sind wir dagegen großzügig bei der Hand. »Also dann, an die Arbeit.«
Sie verließ das Büro. Wallander trat ans Fenster und fragte sich, was Rydberg an seiner Stelle wohl getan hätte. Aber diesmal nahm er sich keine Zeit, auf die Antwort des toten Freundes zu hören. Ihm schien die Art, wie er die Ermittlungen führte, die richtige zu sein.
Im Verlauf des Vormittags entwickelte Wallander eine rastlose Energie. Er überzeugte Björk, daß es enorm wichtig sei, am nächsten Tag eine Pressekonferenz abzuhalten. Er bot sogar an, sich den Journalisten zu stellen. Zuvor würde er mit Per Åkeson absprechen, welche Informationen gegeben werden sollten.
»Das sieht dir gar nicht ähnlich, nach den Medien zu rufen«, sagte
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