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Wallander 04 - Der Mann, der lächelte

Wallander 04 - Der Mann, der lächelte

Titel: Wallander 04 - Der Mann, der lächelte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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mir gar nicht.«
    |287| »Du sollst doch lediglich in die Mariagata fahren und eine Beobachtung vornehmen. Mehr nicht. Dann gehe ich hoch in meine Wohnung, und wenn etwas passiert, rufe ich dich an.«
    »Du mußt selbst wissen, was am besten ist«, sagte Svedberg und kniete sich auf den Boden, um seine Schnürsenkel zu binden.
    Sie gingen hinunter und setzten sich in Svedbergs Audi. Am Marktplatz vorbei fuhren sie die Hamngata hinunter und bogen nach links ab. Als sie die Borgmästaregata erreichten, ging es noch einmal nach links. In Höhe der Tobaksgata bat Wallander Svedberg anzuhalten.
    »Ich warte hier. Wie gesagt, der Wagen steht ungefähr zehn Meter hinter dem dunkelblauen Volvo.«
    Es dauerte keine fünf Minuten, bis Svedberg zurück war. Wallander setzte sich wieder in den Audi.
    »Es ist nur eine Person im Wagen«, berichtete Svedberg.
    »Bist du sicher?«
    »Absolut. Nur der Platz hinterm Lenkrad ist besetzt.«
    »Danke für die Hilfe. Du kannst jetzt wieder nach Hause fahren. Ich laufe von hier aus.«
    Svedberg sah ihn besorgt an. »Warum ist es so wichtig zu wissen, wie viele in dem Wagen sitzen?«
    Wallander merkte, daß er auf diese Frage nicht vorbereitet war. Er war so auf seinen Plan fixiert, daß er die natürliche Neugier seines Kollegen unterschätzt hatte.
    »Dieser Wagen ist mir vorher schon aufgefallen«, log er. »Da saßen zwei Männer darin. Wenn nur noch der Fahrer übrig ist, treibt sich der andere sicher in der Nähe herum.«
    Er hörte selbst, wie seltsam diese Erklärung klang. Aber Svedberg machte keine Einwände.
    »FHC 803«, sagte er. »Du hast die Nummer ja sicher schon notiert.«
    »Ja, klar. Ich werde im Register nachsehen lassen, du mußt dich nicht darum kümmern. Fahr jetzt nach Hause, wir sehen uns morgen.«
    »Bist du sicher, daß du alles im Griff hast?«
    |288| »Danke für die Hilfe«, wiederholte Wallander und stieg aus dem Auto.
    Er wartete, bis Svedbergs Audi um die Ecke gebogen war. Dann lief er zur Mariagata. Jetzt, da er wieder allein war, spürte er, wie die Wut zurückkehrte, die Wut darüber, daß ihn die Angst so schwächen konnte.
    Er schlich sich durch den Hintereingang ins Haus und vermied es, die Beleuchtung im Treppenhaus einzuschalten. In seiner Wohnung angekommen, tastete er sich ins Badezimmer, kletterte auf den Toilettendeckel und spähte durch das schmale Fenster nach unten. Der Wagen stand immer noch da. Wallander ging in die Küche. Wenn sie mich in die Luft sprengen wollten, hätten sie es längst getan, sagte er sich. Jetzt warten sie darauf, daß ich schlafen gehe.
    Er wartete, bis es fast Mitternacht war. Mehrmals schlich er ins Bad, um zu kontrollieren, ob der Wagen noch da war. Dann machte er die Lampe in der Küche aus und knipste dafür das Licht im Badezimmer an. Nach zehn Minuten wiederholte er das Spiel mit Bad und Schlafzimmer. Eine knappe Viertelstunde später lag die Wohnung im Dunkeln. Er hastete die Treppe hinunter, verließ das Haus durch den Hintereingang, stellte sich an die Ecke mit Blick auf die Vorderseite und wartete. Er ärgerte sich, weil er nicht daran gedacht hatte, einen wärmeren Pullover anzuziehen. Es war windig und kalt. Vorsichtig trat er von einem Fuß auf den anderen. Bis ein Uhr war nichts weiter passiert, als daß er an die Hauswand pinkeln mußte. Alles war ruhig, nur gelegentlich hörte man vorbeifahrende Autos.
    Zwanzig Minuten vor zwei war plötzlich von der Straße her ein Geräusch zu vernehmen. Vorsichtig lugte er um die Ecke. Die Tür auf der Fahrerseite war geöffnet worden, wobei die Innenbeleuchtung ausgeschaltet blieb. Nach ein paar Sekunden stieg ein Mann aus und schloß die Tür leise. Seine Bewegungen drückten äußerste Wachsamkeit aus. Die ganze Zeit über behielt er Wallanders Wohnung im Auge.
    Der Mann war dunkel gekleidet. Die Entfernung war so groß, daß Wallander sein Gesicht nicht erkennen konnte, dennoch |289| wußte er, daß er diesen Mann schon einmal gesehen hatte. Er versuchte, sich zu erinnern. Der Mann lief schnell über die Straße und verschwand im Hauseingang.
    Jetzt fiel es Wallander wieder ein. Dieser Mann hatte im Schatten neben der Treppe in der großen Empfangshalle von Schloß Farnholm gestanden. Und nun war er auf dem Weg in seine Wohnung, vielleicht, um ihn zu töten.
    Ich werde ermordet und bin gleichzeitig Zeuge der Tat, dachte er.
    Er drückte sich in die Ecke zwischen Hauswand und Regenrinne und wartete. Drei Minuten nach zwei Uhr wurde die Haustür lautlos

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