Wallander 04 - Der Mann, der lächelte
rein.«
»Ist nicht nötig«, sagte Wallander. »Es dauert wirklich nicht lange.«
Er schaute sich in dem kleinen Garten um. »Wirklich schön. Das ist etwas anderes als eine Wohnung in Malmö.«
»Ich habe mich auch in Malmö wohl gefühlt. Aber von hier aus habe ich es näher zur Arbeit.«
»Lebst du allein hier? Warst du nicht verheiratet?«
Kurt Ström warf ihm einen bösen Blick zu. »Was geht dich mein Privatleben an?«
Wallander hob entschuldigend die Hände. »Nichts. Man wird sich wohl noch erkundigen dürfen unter alten Kollegen.«
»Ich bin nicht dein Kollege.«
»Aber du warst es einmal, oder?«
Wallanders Ton war schärfer geworden. Er wollte die Konfrontation, weil er wußte, daß er bei Kurt Ström nur mit Härte weiterkam.
»Ich nehme nicht an, daß du gekommen bist, um über meine Familie zu reden.«
Wallander schaute ihn an und lächelte. »Natürlich nicht. Ich wollte dich nur höflich daran erinnern, daß wir einst Kollegen waren.«
Kurt Ström war blaß geworden. Einen Augenblick glaubte Wallander, daß er zu weit gegangen war, daß Kurt Ström zuschlagen würde.
»Vergessen wir es«, sagte er. »Laß uns lieber über den |297| 11. Oktober reden, einen Montag abend vor sechs Wochen. Du weißt, welchen Abend ich meine?«
Kurt Ström nickte langsam, sagte jedoch nichts.
»Eigentlich habe ich nur eine Frage«, fuhr Wallander fort. »Aber eines sollte klar sein, bevor du antwortest – ich werde nicht akzeptieren, daß du mir unter Berufung auf die Sicherheitsbestimmungen von Schloß Farnholm ausweichst. Wenn du das tust, werde ich dir die Hölle heiß machen.«
»Du kannst mir nichts anhaben«, sagte Kurt Ström.
»Bist du sicher? Ich kann dich nach Ystad holen lassen, ich kann zehnmal am Tag anrufen und nach dir fragen. Irgendwann merken die im Schloß, daß sich die Polizei in auffallender Weise für den Wachmann Ström interessiert. Wissen die eigentlich Bescheid über deine Vergangenheit? Die würden sich ganz schön wundern. Ich glaube, Alfred Harderberg hätte etwas dagegen, wenn Ruhe und Ordnung auf Schloß Farnholm gestört würden.«
»Scher dich zur Hölle«, sagte Ström. »Verschwinde, bevor ich dich rausschmeiße!«
»Ich möchte doch nur, daß du mir eine Frage über den 11. Oktober beantwortest«, wiederholte Wallander ungerührt. »Und ich kann dir versprechen, daß alles unter uns bleibt. Willst du wirklich deinen Job riskieren? Ich hatte den Eindruck, daß du dich wohl fühltest, als wir uns am Tor von Schloß Farnholm begegnet sind.«
Wallander merkte, daß Ström unsicher wurde. Seine Augen funkelten haßerfüllt, doch Wallander wußte nun, daß er seine Antwort erhalten würde.
»Nur eine Frage. Und eine – wahre – Antwort. Dann verschwinde ich sofort. Du kannst dein Haus weiter reparieren und vergessen, daß ich hier gewesen bin. Und das Tor von Schloß Farnholm bis ans Ende deiner Tage bewachen. Nur eine Frage – und eine Antwort!«
Hoch am Himmel war ein Flugzeug zu sehen. Vielleicht Alfred Harderbergs Gulfstream auf dem Rückflug von New York, dachte Wallander.
»Was willst du wissen?« fragte Kurt Ström.
|298| »Was am Abend des 11. Oktober geschehen ist. Laut Computerausdruck der elektronischen Torüberwachung verließ Gustaf Torstensson Schloß Farnholm genau um zwanzig Uhr vierzehn. Diese Angabe kann natürlich gefälscht sein, aber gehen wir einmal davon aus, daß sie stimmt. Wir wissen also mit Sicherheit, daß er Schloß Farnholm verlassen hat. Meine Frage an dich, Kurt Ström, ist ganz einfach diese: Hat in der Zeit zwischen Gustaf Torstenssons Ankunft und Abfahrt ein Fahrzeug Schloß Farnholm verlassen?«
Kurt Ström preßte die Lippen aufeinander. Dann nickte er langsam.
»Gut, das war der erste Teil der Frage. Nun folgt der zweite und letzte. Wer hat in dieser Zeit das Schloß verlassen?«
»Das weiß ich nicht.«
»Aber du hast einen Wagen gesehen?«
»Ich habe schon mehr als eine Frage beantwortet.«
»Red keinen Mist, Ström. Das ist immer noch dieselbe Frage. Was war das für ein Auto? Und wer saß darin?«
»Es war ein BMW aus dem Schloß.«
»Wer saß darin?«
»Das weiß ich nicht.«
»Ich mache dir das Leben zur Hölle, wenn du nicht antwortest!«
Wallander merkte, daß er seine Wut nicht zu spielen brauchte. Sie kam von selbst.
»Es stimmt. Ich weiß nicht, wer in dem Wagen saß!«
Wallander spürte, daß Ström die Wahrheit sagte. Er hätte es gleich merken müssen.
»Du meinst, der BMW hatte getönte
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