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Wallander 04 - Der Mann, der lächelte

Wallander 04 - Der Mann, der lächelte

Titel: Wallander 04 - Der Mann, der lächelte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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Himmel.
    Wallander war nervös. Er hatte die Stadt in östlicher Richtung verlassen. Am Jaktpaviljongsväg bog er rechts ab und hielt an der Jugendherberge. Obwohl es kalt und windig war, lief er zum verlassenen Strand hinunter. Er fühlte sich plötzlich einige Monate zurückversetzt. Es war der Strand von Skagen, und er selbst durchstreifte wieder einmal sein einsames, windgepeitschtes Revier.
    Aber der Gedanke verschwand so schnell, wie er gekommen war. Tagträume konnte er jetzt am wenigsten gebrauchen. Er überlegte, was Kurt Ström bewogen haben könnte, mit ihm Kontakt aufzunehmen. Seine Unruhe kam von der Hoffnung, Ström würde ihm etwas mitteilen, was ihnen zum Durchbruch verhalf. Aber er sah ein, daß es sich um reines Wunschdenken handelte. Kurt Ström haßte nicht nur ihn persönlich, sondern das ganze Korps, das ihn an die rauhe Luft gesetzt hatte. Von ihm konnte er niemals Hilfe erwarten. Kurt Ström mußte in einer Notlage sein.
    Es begann zu regnen. Der Wind trieb ihn ins Auto zurück. Er ließ den Motor an und drehte die Heizung auf. Eine Frau mit Hund tauchte auf und verschwand in Richtung Strand. Wallander erinnerte sich an die Frau mit ihrem vierbeinigen Begleiter, die er so oft in Skagen gesehen hatte. Es war immer noch eine halbe Stunde Zeit bis zum Termin bei Kurt Ström, Svartavägen 12.   Langsam fuhr er zurück ins Zentrum. Dann wendete er und nahm sich die Sommerhäuser von Sandskogen vor. Bald hatte er die Nummer 12 gefunden. Er parkte und betrat den kleinen Vorgarten. Das rote Haus wirkte wie eine vergrößerte Puppenstube und sah vernachlässigt aus. Da kein Wagen vor dem Grundstück parkte, nahm Wallander an, er wäre |326| zuerst gekommen. Aber plötzlich stand Kurt Ström in der geöffneten Tür.
    »Ich habe kein Auto gesehen und dachte, du wärst noch nicht da«, sagte Wallander.
    »Ich bin aber da. Und mein Wagen geht dich gar nichts an.«
    Mit einer Kopfbewegung forderte er Wallander zum Eintreten auf. Ein schwacher Duft nach Äpfeln schlug ihnen entgegen. Die Gardinen waren zugezogen, die Möbel mit weißen Tüchern abgedeckt.
    »Feines Häuschen hast du da«, sagte Wallander.
    »Wer behauptet denn, daß es mir gehört?« sagte Ström und nahm die Laken von zwei Stühlen. »Kaffee kann ich dir nicht anbieten«, fuhr er fort. »Es muß ohne gehen.«
    Wallander setzte sich. Die Luft in dem Raum war kalt und feucht. Kurt Ström nahm ihm gegenüber Platz. Er trug einen zerknitterten Anzug und einen langen, dicken Mantel.
    »Du wolltest mich treffen – da bin ich«, sagte Wallander.
    »Ich denke, wir sollten ein geschäftliches Abkommen schließen«, sagte Kurt Ström. »Nehmen wir einmal an, daß ich etwas habe, was dich interessiert.«
    »Ich mache keine Geschäfte.«
    »Du antwortest zu schnell. Ich an deiner Stelle würde erst einmal zuhören.«
    Wallander sah ein, daß seine Abwehr voreilig war. Also nickte er Ström auffordernd zu.
    »Ich war ein paar Wochen weg, um meine Mama zu beerdigen«, begann der ehemalige Polizist. »Da hatte ich viel Zeit zum Nachdenken. Nicht zuletzt darüber, warum sich die Kripo so für Schloß Farnholm interessiert. Dein Besuch hat mir natürlich klargemacht, daß ihr den Verdacht habt, die Morde an den beiden Anwälten könnten etwas mit dem Schloß zu tun haben. Warum, verstehe ich allerdings nicht. Der Sohn ist doch nie dort gewesen, oder? Der Alte, der hat für Harderberg gearbeitet. Und ist bei einem Unfall ums Leben gekommen, wie wir dachten.«
    Er sah Wallander an, als erwartete er einen Kommentar.
    »Sprich weiter«, sagte Wallander.
    |327| »Als ich zurückkam und meinen Dienst wieder antrat, hatte ich deinen Besuch fast vergessen. Aber dann änderte sich die Lage.«
    Kurt Ström holte eine Schachtel Zigaretten und ein Feuerzeug hervor. Er hielt Wallander die Packung hin, aber der schüttelte den Kopf.
    »Eines habe ich im Leben gelernt«, fuhr Kurt Ström fort. »Zu seinen Freunden soll man einen gewissen Abstand halten. Seinen Feinden dagegen kann man nicht nahe genug sein.«
    »Ach, deshalb bin ich wohl hier«, sagte Wallander.
    »Vielleicht. Ich mag dich nicht, da hast du recht, Wallander. Für mich bist du das abschreckende Beispiel eines braven Polizisten; das schwedische Korps ist ja voll von solchen, wie du einer bist. Aber Geschäfte kann man auch mit seinen Feinden machen, sogar richtig gute.«
    Ström verschwand in der Küche und kam mit einer Untertasse zurück, die er als Aschenbecher benutzte. Wallander wartete.
    »Eine

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