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Wallander 04 - Der Mann, der lächelte

Wallander 04 - Der Mann, der lächelte

Titel: Wallander 04 - Der Mann, der lächelte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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dauern würde, bis seine Scheu vor Menschen verschwunden wäre. Um halb neun sammelte er seine Papiere zusammen und ging zum Konferenzraum. Er dachte, daß es in den wenigen Tagen, die seit der Ermordung Sten Torstenssons vergangen waren, ungewöhnlich wenige Fortschritte gegeben hatte. Kein Mordfall war wie der andere, aber früher hatte sich doch stets ein gewisser Eifer unter den beteiligten Kriminalisten eingestellt.
    In seiner Abwesenheit hatte sich etwas verändert. Aber was?
    Zwanzig Minuten vor neun waren sie versammelt, und Björk ließ die Handflächen auf die Tischplatte fallen, zum Zeichen, daß die Ermittlungsgruppe ihre Arbeit aufgenommen hatte. Er wandte sich direkt an Wallander: »Kurt, du bist später zu uns gestoßen und siehst das Ganze unvoreingenommen. Wie gehen wir vor?«
    »Das kann ich wohl kaum entscheiden. Ich habe es noch nicht geschafft, mich in alle Einzelheiten zu vertiefen.«
    »Andererseits bist du der einzige, der etwas Verwendbares herausgefunden hat«, sagte Martinsson. »Wie ich dich kenne, hast du doch sicher gestern abend einen Ermittlungsplan skizziert.«
    Wallander nickte. Plötzlich merkte er, daß er eigentlich gar nichts dagegen hatte, die Verantwortung zu übernehmen. »Ich habe versucht, eine Zusammenfassung zu erstellen. Aber erst möchte ich berichten, was am 24.   Oktober geschehen ist, als ich mich in Dänemark aufhielt. Ich hätte es schon gestern tun sollen. Aber für mich war es ein etwas hektischer Tag, um es einmal so auszudrücken.«
    Wallander erzählte seinen staunenden Kollegen von Sten Torstenssons Besuch in Skagen. Er bemühte sich, kein Detail auszulassen.
    Dann herrschte Schweigen. Schließlich ergriff Björk das Wort und verbarg nicht, daß er irritiert war. »Höchst seltsam. Ich verstehe nicht, Kurt, daß ausgerechnet du immer in außergewöhnliche Situationen gerätst.«
    |71| »Ich habe ihn an euch verwiesen«, verteidigte sich Wallander und merkte, wie er wütend wurde.
    »Das wollen wir jetzt nicht zum Thema machen«, fuhr Björk ungerührt fort. »Aber es ist doch irgendwie seltsam, das mußt du zugeben. Rein faktisch wird dadurch natürlich unterstrichen, daß wir Gustaf Torstenssons Autounfall in die Ermittlungen einbeziehen müssen.«
    »Ich sehe es als selbstverständlich und notwendig an, daß wir an zwei Fronten kämpfen«, meinte Wallander. »Ausgangspunkt sollte sein, daß zwei Personen ermordet wurden, nicht nur eine. Außerdem handelt es sich um Vater und Sohn. Wir müssen zwei Gedanken gleichzeitig verfolgen. Die Lösung kann in ihrem Privatleben verborgen sein, sie kann aber auch im Beruflichen liegen – Anwälte mit gemeinsamem Büro. Daß Sten Torstensson bei mir war und die Erregtheit seines Vaters erwähnte, kann darauf hindeuten, daß der Schlüssel bei Gustaf Torstensson zu finden ist. Aber sicher ist das nicht, unter anderem, weil er an Frau Dunér eine Ansichtskarte aus Finnland schickte, obwohl er sich in Dänemark befand.«
    »Das verrät uns noch etwas«, mischte sich Ann-Britt Höglund unverhofft ein.
    Wallander nickte. »Daß Sten Torstensson damit rechnete, selbst bedroht zu werden. Das meintest du doch?«
    »Ja«, sagte Ann-Britt Höglund. »Warum sonst sollte er eine falsche Fährte legen?«
    Martinsson hob die Hand zum Zeichen, etwas sagen zu wollen. »Am einfachsten ist es wohl, wenn wir uns teilen. Die einen konzentrieren sich auf den Vater, die anderen auf den Sohn. Dann werden wir ja sehen, ob wir etwas finden, was gleichzeitig in beide Richtungen zeigt.«
    »Ganz meine Meinung«, sagte Wallander. »Dabei werde ich aber das Gefühl nicht los, daß irgendwas an dem Ganzen seltsam ist. Wir sollten möglichst bald herausfinden, was.«
    »Jeder Mordfall ist seltsam«, sagte Svedberg.
    »Ich meine etwas anderes. Ich weiß auch nicht, wie ich mich ausdrücken soll.«
    Björk mahnte, zu einer Entscheidung zu kommen.
    |72| »Da ich angefangen habe, im Fall Gustaf Torstensson herumzustochern, kann ich ja gleich weitermachen«, sagte Wallander. »Hat jemand Einwände?«
    »Dann halten wir anderen uns an Sten Torstensson«, sagte Martinsson. »Ich nehme an, daß du wie üblich zunächst lieber auf eigene Faust arbeitest?«
    »Nicht unbedingt. Aber wenn ich es recht verstehe, gibt es mit Sten Torstensson bedeutend mehr Komplikationen. Sein Vater hatte viel weniger Klienten und führte ein überschaubareres Leben.«
    »Dann verfahren wir so«, entschied Björk und klappte seinen Terminkalender geräuschvoll zu. »Wir stimmen

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