Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wallander 05 - Die falsche Fährte

Wallander 05 - Die falsche Fährte

Titel: Wallander 05 - Die falsche Fährte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
Vom Netzwerk:
Morgen danach zurückkamen?«
    »Ich bin kein Mensch, der aufs Datum achtet«, antwortete Heineman. »Aber eines der Autos pflegte die Villa abends zu verlassen und kam erst am Morgen danach zurück.«
    »Es ist sehr wichtig, wenn wir fest davon ausgehen könnten, daß es sich um Donnerstage gehandelt hat.«
    »Meine Frau und ich haben uns nie an die idiotische Eßtradition gehalten, nach der es gerade donnerstags Erbsensuppe gab«, erwiderte Heineman.
    Wallander ließ Heineman Zeit zum Nachdenken. Larsson saß da und guckte an die Decke, Sjösten schlug sich leicht mit dem Notizblock ans Knie.
    »Möglicherweise«, sagte Heineman plötzlich. »Möglicherweise kann ich eine Antwort zusammenkombinieren. Ich weiß nämlich noch ganz sicher, daß die Schwester meiner Frau einmal im letzten Jahr hier war, als der Wagen zu einer seiner regelmäßigen Touren losfuhr. Warum ich das so genau weiß, kann ich nicht sagen. Aber ich irre mich nicht. Sie lebt in Bonn und besucht uns nur sehr selten. Deshalb weiß ich es noch.«
    »Warum glauben Sie, daß es ein Donnerstag war?« fragte Wallander. »Haben Sie es in einem Kalender notiert?«
    »Ich habe mich nie mit Kalendern abgegeben«, erwiderte Heineman in abschätzigem Tonfall. »In allen meinen Jahren im Außenministerium habe ich mir nie eine einzige Sitzung notiert. Aber ich habe in vierzig Dienstjahren auch nie etwas verpaßt. Was hingegen sehr häufig denjenigen passierte, die ständig alles in ihre Kalender schrieben.«
    |406| »Warum ein Donnerstag?« wiederholte Wallander.
    »Ich weiß nicht, ob es ein Donnerstag war. Aber es war der Namenstag der Schwester meiner Frau. Das weiß ich sicher. Sie heißt Frida.«
    »Welcher Monat?«
    »Februar oder März.«
    Wallander klopfte an seine Jackentasche. In seinem Taschenkalender war das Vorjahr nicht enthalten. Auch Sjösten schüttelte den Kopf. Larsson besaß überhaupt keinen Taschenkalender.
    »Haben Sie möglicherweise einen alten Kalender im Haus?« fragte Wallander.
    »Vielleicht liegt ein Weihnachtskalender eines meiner Enkelkinder auf dem Dachboden«, sagte Heineman. »Es ist eine Unsitte meiner Frau, eine Menge alten Krams aufzuheben. Ich werfe regelmäßig weg. Auch eine Erfahrung aus dem Außenministerium. Am ersten Tag des Monats habe ich gnadenlos alles weggeworfen, was nicht unbedingt vom Vormonat aufgehoben werden mußte. Mein Grundsatz war, lieber zuviel als zuwenig wegzuwerfen. Ich habe nie etwas vermißt, was ich weggeworfen hatte.«
    Wallander nickte Larsson zu. »Ruf einmal an und finde heraus, wann Frida Namenstag hat«, sagte er. »Und welcher Wochentag es 1993 war.«
    »Wer weiß so was denn?« fragte Larsson.
    »Verdammt«, fuhr Sjösten ihn gereizt an. »Ruf im Präsidium an. Du hast genau fünf Minuten Zeit, um mit der Antwort zu kommen.«
    »Das Telefon steht im Flur«, sagte Heineman.
    Larsson verschwand.
    »Ich muß sagen, daß ich eine klare Befehlserteilung schätze«, erklärte Heineman angetan. »Auch diese Fähigkeit scheint in den letzten Jahren abhanden gekommen zu sein.«
    Wallander hatte Schwierigkeiten weiterzumachen, während sie auf die Antwort warteten. Um die Wartezeit zu verkürzen, fragte Sjösten, wo im Ausland Heineman Dienst getan habe. Es zeigte sich, daß er an einer ganzen Reihe von Botschaften tätig gewesen war.
    »In der letzten Zeit ist es besser geworden«, erzählte er. »Aber |407| als ich meine Laufbahn begann, hatten die Personen, die unser Land in fremden Kontinenten vertraten, häufig ein erschreckend niedriges Niveau.«
    Als Larsson zurückkehrte, waren fast zehn Minuten vergangen. Er hielt einen Zettel in der Hand.
    »Frida hat am 17.   Februar Namenstag«, sagte er. »Der 17.   Februar 1993 war ein Donnerstag.«
    »Wie ich vermutet habe«, sagte Wallander.
    Dann dachte er, daß polizeiliche Ermittlungstätigkeit im Grunde nichts anderes war, als nicht locker zu lassen, bevor nicht ein entscheidendes Detail auf einem Zettel festgehalten und bestätigt war.
    Alle übrigen Fragen, die Wallander Heineman hatte stellen wollen, schienen zunächst einmal warten zu können. Der Form halber stellte er jedoch noch einige Fragen, zum Beispiel ob Heineman irgendwelche Beobachtungen hinsichtlich eines eventuellen Mädchenverkehrs gemacht habe, wie Wallander sich unklar ausdrückte.
    »Allerdings haben da Feste stattgefunden«, sagte Heineman stramm. »Von meinem Obergeschoß aus ließ es sich kaum vermeiden, gewisse Interieurs wahrzunehmen. Natürlich waren Frauen

Weitere Kostenlose Bücher