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Wallander 05 - Die falsche Fährte

Wallander 05 - Die falsche Fährte

Titel: Wallander 05 - Die falsche Fährte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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Publikum.«
    »Wen denn?«
    »Einen Jungen, der fragte, ob er zusehen dürfe. Er stand draußen auf der Straße und sagte, er hätte gehört, daß wir Theater |410| spielen. Wir haben ihn zusehen lassen. Wahrscheinlich hatten die in der Würstchenbude es ihm erzählt.«
    »Und ihr kanntet ihn nicht?«
    »Er war wohl nur ein Tourist. Er hat mich hinterher nach Hause gebracht.«
    Wallander spürte einen Stich von Eifersucht. »Ist er jetzt in der Wohnung?«
    »Er hat mich nach Hause begleitet. Es war ein Spaziergang von fünf Minuten. Wenn man langsam geht. Dann ist er heimgefahren.«
    »Ich frage ja nur.«
    »Er hatte einen komischen Namen. Er hieß Hoover. Aber er war richtig nett. Ich glaube, unser Stück hat ihm gefallen. Wenn er Zeit hat, will er morgen wiederkommen.«
    »Das tut er bestimmt«, sagte Wallander.
    Sjösten kam mit zwei Kaffeebechern ins Zimmer. Wallander fragte ihn nach seiner privaten Telefonnummer und gab sie Linda.
    »Meine Tochter«, sagte er, nachdem er aufgelegt hatte. »Im Unterschied zu dir habe ich nur ein Kind. Sie fährt am Samstag nach Visby auf einen Theaterkurs.«
    »Kinder geben einem immerhin eine Ahnung, daß das Leben einen Sinn hat«, sagte Sjösten und reichte Wallander einen Becher.
    Sie gingen das Gespräch mit Heineman noch einmal durch. Sjösten bezweifelte allerdings, ob die Tatsache, daß Wetterstedt von Liljegren mit Prostituierten versorgt worden war, sie bei der Einkreisung des Täters einen Schritt weiter gebracht hatte.
    »Ich möchte, daß du morgen alles Material über diesen Mädchenhandel mit Helsingborg als Zwischenstation heraussuchst. Warum gerade hier? Wie sind sie hierhergekommen? Dafür muß es doch eine Erklärung geben. Außerdem ist mir dieses Vakuum um Liljegren unbegreiflich. Ich verstehe das nicht.«
    »Das mit den Mädchen sind hauptsächlich Spekulationen«, sagte Sjösten. »Wir haben es nie untersucht. Wir hatten ganz einfach keine Veranlassung dazu. Birgersson hat bei einer Gelegenheit mit einem der Staatsanwälte gesprochen. Der hat eine Ermittlung |411| sofort abgelehnt und gesagt, wir hätten wichtigere Dinge zu tun. Womit er natürlich recht hatte.«
    »Ich will trotzdem, daß du es durchsiehst. Mach mir morgen im Laufe des Tages eine Zusammenfassung. Schick sie per Fax nach Ystad, so schnell du kannst.«
    Es war fast halb zwölf, als sie zu Sjöstens Wohnung fuhren. Wallander dachte, daß er Baiba jetzt anrufen mußte. Es gab kein Zurück mehr. Bald war Donnerstag. Sie hatte bestimmt schon angefangen zu packen. Er konnte sie nicht länger im unklaren lassen. »Ich muß einmal in Lettland anrufen«, sagte er. »Nur ein paar Minuten.«
    Sjösten zeigte ihm das Telefon. Erst als Sjösten im Badezimmer verschwunden war, griff Wallander nach dem Hörer.
    Er wählte die Nummer. Nach dem ersten Tuten legte er den Hörer schnell wieder auf. Er wußte überhaupt nicht, was er sagen sollte. Ihm fehlte der Mut. Er nahm sich vor, bis zum nächsten Abend zu warten und ihr dann eine Unwahrheit zu sagen, etwa in der Art, daß alles ganz plötzlich gekommen sei und daß sie ihn statt dessen in Ystad besuchen solle.
    Er hielt das für die beste Lösung, zumindest für sich selbst.
    Sie plauderten noch eine halbe Stunde bei einem Glas Whisky. Sjösten führte noch ein Telefongespräch, um zu kontrollieren, ob Elisabeth Carlén weiterhin beschattet wurde. »Sie schläft«, sagte er. »Das sollten wir vielleicht auch tun.«
    Wallander machte sein Bett mit den Laken, die Sjösten ihm gegeben hatte, in einem Zimmer mit Kinderzeichnungen an den Wänden. Er löschte das Licht und schlief auf der Stelle ein.
     
    Er erwachte schweißgebadet. Er mußte einen Alptraum gehabt haben, obwohl er sich an nichts erinnern konnte. Seine Armbanduhr zeigte halb drei. Er hatte nur zwei Stunden geschlafen. Er fragte sich, was ihn geweckt hatte. Drehte sich auf die Seite, um weiterzuschlafen. Aber plötzlich war er hellwach. Woher das Gefühl kam, wußte er nicht. Dennoch wurde er von Panik ergriffen.
    Er hatte Linda allein in Ystad gelassen. Sie durfte dort nicht allein sein. Er mußte nach Hause.
    |412| Ohne lange zu überlegen, stand er auf, zog sich an und kritzelte eine Nachricht für Sjösten. Um Viertel vor drei saß er in seinem Wagen und fuhr aus der Stadt. Er fragte sich, ob er sie anrufen sollte. Aber was sollte er sagen? Er würde sie nur erschrecken. Er fuhr durch die helle Sommernacht. Er begriff nicht, woher seine Panik gekommen war. Aber sie war da und ließ ihn

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