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Wallander 05 - Die falsche Fährte

Wallander 05 - Die falsche Fährte

Titel: Wallander 05 - Die falsche Fährte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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Kopf.

|493| Schonen
    16
.

17.   September 1994

|495| Epilog
    Am Freitag, dem 16.   September, hielt der Herbst überraschend Einkehr im südlichen Schonen. Er kam unerwartet, weil die Menschen noch immer nicht vom Sommer Abschied nehmen mochten, dem heißesten und trockensten, an den man sich erinnern konnte.
    Kurt Wallander war an diesem Morgen sehr früh aufgewacht. Er schlug im Dunkeln die Augen auf, ruckhaft, als sei er gewaltsam aus einem Traum gerissen worden. Er blieb still liegen und versuchte, sich zu erinnern. Doch er vernahm nur das brausende Echo von etwas, das schon verschwunden war und nicht wiederkehren würde. Er drehte den Kopf und blickte zur Uhr neben dem Bett. Die Zeiger leuchteten im Dunkeln. Viertel vor fünf. Er drehte sich auf die Seite, um wieder einzuschlafen. Doch das Bewußtsein, welcher Tag es war, hielt ihn wach. Er stand auf und ging in die Küche. Die Straßenlampe vor seinem Fenster schaukelte verlassen im Wind. Das Thermometer war gefallen. Nur sieben Grad plus. Er mußte lächeln bei dem Gedanken, daß er in weniger als achtundvierzig Stunden in Rom sein würde. Dort war es immer noch warm. Er setzte sich an den Küchentisch und trank Kaffee. In Gedanken ging er sämtliche Reisevorbereitungen noch einmal durch. Ein paar Tage zuvor war er in Löderup bei seinem Vater gewesen und hatte endlich die Tür wieder eingesetzt, die er im Sommer aufgebrochen hatte, als sein Vater sich in einem Anfall von Sinnesverwirrung eingeschlossen und begonnen hatte, seine Schuhe und Bilder zu verbrennen. Er hatte den neuen Paß des Vaters bewundert. Auf der Sparbank hatte er italienische Lire eingetauscht und Reiseschecks besorgt. Die Flugscheine würde er am Nachmittag im Reisebüro abholen.
    Jetzt hatte er den letzten Arbeitstag vor sich, bevor sein Urlaub begann. Die unendliche Ermittlung über die Autoschieberbande |496| verfolgte ihn immer noch. Jetzt saß er schon fast ein Jahr daran und konnte immer noch kein Ende absehen. Die Polizei in Göteborg hatte vor kurzem eine der Werkstätten ausgehoben, wo die gestohlenen Wagen ein neues Aussehen und eine neue Identität erhielten, bevor sie über verschiedene Fährrouten außer Landes gebracht wurden. Aber noch immer blieben viele Fragen offen. Er würde die trostlose Arbeit wieder aufnehmen müssen, wenn er aus Italien zurückgekehrt war.
    Von den Autodiebstählen abgesehen war der letzte Monat im Polizeibezirk Ystad ruhig gewesen. Wallander und seine Kollegen fanden Zeit, die Papierberge auf ihren Schreibtischen abzuarbeiten. Die ungeheure Anspannung, die die Jagd nach Stefan Fredman hervorgerufen hatte, begann endlich nachzulassen. Auf Mats Ekholms Vorschlag hin hatten mehrere Psychologen eine Untersuchung darüber durchgeführt, wie die Polizeibeamten in Ystad auf den gewaltigen Streß reagierten, dem sie im Verlauf der Ermittlung ausgesetzt waren. Wallander war mehrfach interviewt worden und dabei gezwungen gewesen, sich seiner Erinnerung erneut zu stellen. Lange Zeit litt er unter schwerer Niedergeschlagenheit. Er erinnerte sich noch an eine Nacht gegen Ende August, als er nicht schlafen konnte und mit seinem Wagen zum Strand von Mossby gefahren war. Er war am Strand entlanggewandert und hatte düstere Gedanken gewälzt über die Zeit und die Welt, in der er lebte. Konnte man sie überhaupt verstehen? Arme Mädchen wurden unter falschen Vorspiegelungen in europäische Bordelle geschleust. Der Handel mit kleinen Mädchen führte in die geheimen Räume der obersten Paradewohnungen der Gesellschaft. Wo die Geheimnisse gehütet und in Archiven vergraben wurden, um nie veröffentlicht zu werden. Das Porträt Gustaf Wetterstedts würde weiterhin in den Korridoren der Gebäude hängen, in denen die oberste Polizeiführung ihre Direktiven erhielt. In diesen Augenblicken am Strand von Mossby meinte Wallander, das Regime der Herren durchschauen zu können, von dem er einmal geglaubt hatte, es sei überwunden, das er aber jetzt zurückkehren sah. Der Gedanke hatte ihm Übelkeit bereitet. Ebensowenig ließ ihn die Erschütterung los über das, was er von Stefan Fredman erfahren hatte. Daß er seine Schlüssel entwendet |497| hatte und mehrmals in Wallanders Wohnung gewesen war mit der Absicht, ihn und Linda zu töten. Seit jenem Tag konnte Wallander die Welt nie mehr so betrachten wie früher.
    In jener Nacht am Strand war er mehrfach stehengeblieben und hatte dem Rauschen von Tausenden unsichtbarer Zugvögel gelauscht, die bereits die Reise nach

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