Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wallander 07 - Mittsommermord

Wallander 07 - Mittsommermord

Titel: Wallander 07 - Mittsommermord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
Vom Netzwerk:
spreche von Mord. Jetzt antworten Sie bitte auf meine Fragen. Oder ich wende mich an die spanische Polizei. Haben Sie verstanden?«
    Der Mann schien zu zögern. »Was ist eigentlich passiert?«
    »Soweit ich weiß, gibt es auch an der Costa del Sol schwedische Zeitungen. Und ich nehme an, Sie können lesen?«
    »Was zum Teufel soll das heißen?«
    »Genau das, was ich sage. Sie haben ein Sommerhaus auf einer Insel, die Bärnsö heißt. Hat Isa einen Schlüssel zu dem Haus? Oder ist sie dort auch ausgesperrt?«
    »Sie hat einen Schlüssel.«
    »Gibt es dort Telefon?«
    »Wir benutzen unsere Handys.«
    »Hat Isa ein eigenes Handy?«
    »Hat das nicht jeder?«
    »Wie ist ihre Nummer?«
    »Das weiß ich nicht. Ich glaube übrigens nicht, daß sie ein Telefon hat.«
    |267| »Was denn nun? Hat sie ein Handy, oder hat sie keins?«
    »Sie hat nie Geld von mir haben wollen, um sich eins zu kaufen. Wie sollte sie sich da eins leisten können? Sie arbeitet nicht. Sie tut nichts, um Ordnung in ihr Leben zu bringen.«
    »Ist es denkbar, daß Isa nach Bärnsö gefahren ist? Ist sie oft da?«
    »Wenn ich richtig verstanden habe, liegt sie doch im Krankenhaus?«
    »Sie hat das Krankenhaus verlassen.«
    »Wieso denn das?«
    »Das wissen wir nicht. Kann sie nach Bärnsö gefahren sein?«
    »Das ist durchaus denkbar.«
    »Wie kommt man dorthin?«
    »Von Fyrudden aus braucht man ein Boot. Es gibt keine Landverbindung.«
    »Hat sie Zugang zu einem Boot?«
    »Unser eigenes liegt gerade auf der Werft in Stockholm zur Überholung der Motoren.«
    »Gibt es irgendwelche Nachbarn auf der Insel, zu denen man Kontakt aufnehmen kann?«
    »Dort wohnt keiner. Unser Haus ist das einzige.«
    Wallander hatte mitgeschrieben. Im Augenblick fiel ihm keine weitere Frage mehr ein.
    »Ich muß Sie darum bitten, unter dieser Telefonnummer für uns erreichbar zu bleiben«, sagte er. »Könnten Sie sich übrigens noch einen anderen Ort denken, an dem Isa Zuflucht gesucht haben kann?«
    »Nicht soweit ich sehe.«
    »Sollte Ihnen noch etwas einfallen, was von Interesse für uns sein kann, rechne ich damit, von Ihnen zu hören.«
    Wallander gab ihm die Telefonnummer des Polizeipräsidiums in Ystad und die seines Mobiltelefons. Dann beendete er das Gespräch. Er merkte, daß er schwitzige Hände bekommen hatte.
    Nach langem Suchen in den Schubladen und Regalen fand er schließlich seinen Autoatlas. Er blätterte sich zu den Schären von Östergötland vor. Fyrudden war eingezeichnet, aber Bärnsö nicht. Es mußte eine sehr kleine Insel sein, wenn nur ein Haus darauf |268| stand. Er ging in die Anmeldung und bat die Kollegen dort, für ihn herauszufinden, ob Isa Edengren eine Handynummer hatte. Dann fiel ihm ein, daß ihre Freunde die Nummer kennen mußten. Er erreichte Martinsson unter dessen Handynummer. Er war noch immer bei der Familie Norman. Wallander beneidete ihn nicht. Nach einer Weile bekam er die Mitteilung, daß keiner der Eltern eine Handynummer von Isa kannte. Wallander bat Martinsson, auch die übrigen Jugendlichen, die auf Svedbergs Foto abgebildet waren, zu fragen. Nach zwanzig Minuten bekam er die Antwort, daß niemand wußte, ob Isa Edengren ein Handy hatte.
    Es war bereits Nachmittag geworden. Wallander hatte Kopfschmerzen und Hunger. Er bestellte telefonisch eine Pizza, die nach einer halben Stunde kam. Er aß sie am Schreibtisch. Noch immer ließ Nyberg nichts von sich hören. Er überlegte, ob er selbst ins Reservat hinausfahren sollte. Doch Nyberg wußte, was er zu tun hatte. Wallander konnte ihm nicht helfen. Er wischte sich den Mund ab, warf den Pizzakarton in den Papierkorb und ging auf die Toilette, um sich die Hände zu waschen. Dann verließ er das Präsidium, überquerte die Straße und ging hinauf zum Wasserturm. Dort setzte er sich in den Schatten und verfolgte einen Gedanken, der ihn nicht losließ.
    Er ahnte ein Muster. Aber seine Ahnung hatte kein Gesicht, ging in keine bestimmte Richtung. Es war eher eine unklare Vorstellung, in der einzelne Momente wiederkehrten. Seine schlimmste Befürchtung, daß Svedberg die drei Jugendlichen getötet haben könnte, hatte sich verflüchtigt. Svedberg gehörte zu den Verfolgern, genau wie er selbst. Er ahnte, daß Svedberg einen Vorsprung hatte. Noch hatten sie nicht aufgeholt.
    Svedberg konnte kein Mörder sein, der dann selbst erschossen wurde. Damit verschwand die eine Art von Furcht, um sogleich von einer anderen ersetzt zu werden. Wer beobachtete seine eigenen Bewegungen? Oder die

Weitere Kostenlose Bücher