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Wallander 07 - Mittsommermord

Wallander 07 - Mittsommermord

Titel: Wallander 07 - Mittsommermord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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»Etwas anderes |271| ist es, wenn wir verlangen, daß die Leute sich an Ereignisse erinnern«, sagte er. »Da kann es dauern. Aber hier geht es um ein Gesicht.«
    »Kann sie Ausländerin sein?« schlug Ann-Britt Höglund vor. »Es reicht doch schon, wenn sie in Dänemark lebt. Wer liest da schonische Tageszeitungen? In den überregionalen Zeitungen erscheint das Bild erst morgen.«
    »Vielleicht hast du recht«, sagte Wallander und dachte an Sture Björklund, der zwischen Hedeskoga und Kopenhagen pendelte. »Wir wenden uns an die dänische Polizei.«
    Sie betrachteten Louises Bild, das an der Wand aufleuchtete. »Ich werde das Gefühl nicht los, daß dieses Foto irgendwie sonderbar ist«, sagte Wallander. »Aber ich weiß nicht, was es ist.«
    Keiner von ihnen hatte eine Idee. Wallander schaltete den Projektor aus.
    »Morgen fahre ich nach Östergötland«, sagte er. »Es spricht einiges dafür, daß Isa auf diese Insel dort oben gefahren ist. Wir müssen sie finden, und wir müssen sie dazu bringen, zu sprechen.«
    »Was sollte sie uns deiner Ansicht nach eigentlich erzählen können? Immerhin war sie nicht dabei, als die Katastrophe geschah.«
    Martinssons Frage war mehr als verständlich, und Wallander war sich nicht sicher, ob er eine einleuchtende Antwort geben könnte. Es gab viele Lücken und Ungereimtheiten. Viele Gedanken waren eher vage Vermutungen als klare Anhaltspunkte.
    »In gewisser Weise ist sie eine Art Zeugin«, sagte Wallander. »Wir gehen davon aus, daß es sich nicht um ein Zufallsverbrechen handelt. Svedbergs Tod kann sich noch immer als ein solches herausstellen. Obwohl es kaum wahrscheinlich ist. Dagegen sind die Jugendlichen nach einem gut vorbereiteten Plan getötet worden. Das Entscheidende aber ist, daß sie ihre eigene Planung unter größter Geheimhaltung durchführten. Dennoch gibt es jemanden, der Zugang zu ihren wichtigsten Informationen hatte. Wie sie dachten, wo sie ihr Fest feiern wollten, Zeitpunkt, vielleicht sogar Uhrzeit. Jemand, der ihr Geheimnis ausspioniert hat. Oder auf andere Art und Weise dahintergekommen ist. Wenn es sich zeigt, |272| daß wir recht hatten, daß die Jugendlichen eine Zeitlang ganz in der Nähe des Tatorts begraben lagen, dann wissen wir dies mit Sicherheit. Eine Grube gräbt sich nicht von allein. Isa war an der Planung beteiligt. Doch genau zu dem Zeitpunkt, als es losgehen sollte, wird sie krank. Wir brauchen kaum daran zu zweifeln, daß es ihr wirklich nicht gutging. Wenn sie gekonnt hätte, wäre sie dabeigewesen. Aber ihre Magenverstimmung rettete ihr wahrscheinlich das Leben. Sie ist mit anderen Worten diejenige, die uns bei der Rückschau, die wir vornehmen müssen, auf den richtigen Weg führen kann. An einem bestimmten Punkt im Verlauf des Vorhabens sind sie und die anderen einem Menschen über den Weg gelaufen, der beschlossen hat, sie zu töten. Sie haben es nicht gemerkt. Aber so muß es gewesen sein.«
    »Glaubst du, daß Svedberg so gedacht hat?« fragte Martinsson.
    »Ja. Aber er muß auch noch etwas anderes gewußt haben. Oder geahnt, einen Verdacht geschöpft haben. Worauf sich der bezog, wissen wir nicht. Auch nicht, wie diese Ahnung oder der Verdacht an die Oberfläche traten und nur für ihn sichtbar waren. Wir wissen auch nicht, warum er seine Nachforschungen heimlich betrieb. Aber es muß einen triftigen Grund gegeben haben. Er hat seinen Urlaub dafür geopfert und sich sogar bemüht, seinen ganzen Urlaub an einem Stück zu nehmen. Was er noch nie getan hat.«
    »Da fehlt noch etwas«, wandte Ann-Britt Höglund ein. »Ein Motiv. Rache, Haß, Eifersucht. Es paßt nicht. Wer will sich an drei Jugendlichen rächen? Oder eigentlich vier. Wer kann sie gehaßt haben? Wer kann so eifersüchtig gewesen sein? In diesem Verbrechen steckt eine Bestialität, die alles übertrifft, wovon ich je gehört habe. Es ist noch schlimmer als die Sache mit dem armen Teufel im vorigen Jahr, der sich als Indianer verkleidet hat.«
    »Der Mörder kann das Fest bewußt gewählt haben«, sagte Wallander. »Für uns mag es unerträglich grausam sein, aber vielleicht hat er einen Augenblick gewählt, in dem die Freude ihren Höhepunkt erreicht hatte. Denkt einmal daran, wie einsam man sich gerade an einem Mittsommerabend oder an Silvester fühlen kann.«
    »Dann bleibt nur ein Wahnsinniger«, sagte Martinsson, ohne zu verbergen, wie angewidert er war.
    |273| »Allerdings ein methodisch planender Wahnsinniger«, entgegnete Wallander. »Was durchaus denkbar ist.

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