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Wallander 07 - Mittsommermord

Wallander 07 - Mittsommermord

Titel: Wallander 07 - Mittsommermord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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Ein alter Ruderkahn lag kieloben auf ein paar Holzböcken. Wallander nahm einen schwachen Teergeruch wahr. Hohe Eichen standen am Hang, der zum Wohnhaus hinaufführte. Es war ein rot gestrichenes Haus mit einem Obergeschoß, alt, aber gepflegt. Wallander betrat den Hofplatz. Lauschte und blickte sich um. Draußen auf der Bucht kam ein Segelboot in Sicht, von fern hörte man das schwächer werdende Geräusch eines Außenbordmotors. Wallander schwitzte. Er setzte die Tasche ab, zog die Jacke aus und hängte sie über das Geländer der Treppe. Die Jalousien waren heruntergelassen. Er ging die Treppe hinauf und klopfte an die Tür. Wartete. Dann schlug er kräftig dagegen. Niemand öffnete. Er faßte den Türgriff an. Die Tür war verschlossen. Einen Moment war er unsicher, was er jetzt tun sollte. Dann ging er ums Haus herum. Er hatte das Gefühl, etwas zu wiederholen, was er bei seinem ersten Besuch in Skårby auch schon getan hatte. Hinter dem Haus lag ein Obstgarten. Äpfel und Birnen, ein einsamer Kirschbaum. Unter einem Kunststoffdach waren Gartenmöbel gestapelt.
    Ein Pfad führte vom Haus zum Innern der Insel, wo das Grün dichter wurde. Wallander folgte ihm. Nach ungefähr hundert Metern wandte er sich um. Das Wohnhaus war nicht mehr zu sehen. Er war von Büschen und Bäumen eingeschlossen. Der Pfad schlängelte sich weiter. Eine Wespe begann sich für sein Gesicht zu interessieren. Er wedelte sie fort. Der Pfad führte an einer Quelle und einem alten Erdkeller vorbei. Über der Kellertür war die Jahreszahl 1897 eingekerbt. Ein Schlüssel steckte in der Tür. Wallander öffnete sie. Drinnen war es dunkel und kühl. Er nahm den Geruch von Kartoffeln wahr. Als die Augen sich an die Dunkelheit gewöhnt hatten, betrat er den Keller. Er war leer. Wallander machte die Tür wieder zu und ging weiter den Pfad entlang. Er schlängelte sich aufwärts. Auf der linken Seite sah er das Wasser |286| durch das Grün. Am Stand der Sonne erkannte er, daß er genau nach Norden ging. Vielleicht war er einen halben Kilometer gegangen. Ein schmalerer Pfad bog nach links ab. Wallander ging weiter geradeaus. Nach ein paar hundert Metern hörte der Pfad auf. Genau vor ihm befanden sich glattgeschliffene Felsen, die in Klippen übergingen. Dahinter war das offene Meer. Die Insel endete hier. Er betrat die Klippen. Eine Möwe schrie über seinem Kopf, stieg und sank mit den Aufwinden. Er setzte sich auf einen Stein und wischte sich den Schweiß vom Gesicht. Ärgerte sich, keine der Wasserflaschen, die in seiner Tasche lagen, mitgenommen zu haben. Alle Gedanken an Svedberg und die toten Jugendlichen waren verflogen.
    Dann stand er auf und ging den gleichen Weg zurück. Als er an den Pfad gelangte, der zur Seite abbog, folgte er diesem. Er endete an einem kleinen Naturhafen. Ein paar rostige Eisenringe waren in einen Felsen eingelassen. Das Wasser war spiegelblank. Die hohen Bäume spiegelten sich auf der Meeresoberfläche. Er ging zum Wohnhaus zurück. Kontrollierte, daß das Handy in seiner Jackentasche eingeschaltet war. Dann stellte er sich an eine Eiche und pinkelte. Er holte eine der Wasserflaschen aus seiner Tasche und setzte sich auf die Haustreppe. Sein Mund war vollkommen ausgetrocknet. Als er die Plastikflasche neben sich abstellte, nahm plötzlich etwas seine Aufmerksamkeit gefangen. Er sah sich um. Alles war so still wie vorher. Nichts hatte sich verändert. Er runzelte die Stirn. Irgend etwas hatte in seinem Inneren einen kaum spürbaren Alarm ausgelöst. Er starrte die Tasche an, die auf der untersten Treppenstufe lag. Er war ganz sicher, sie eine Stufe höher abgestellt zu haben. Er stieg die Treppe hinunter und ließ das Erinnerungsbild noch einmal an sich vorbeilaufen.
Zuerst hatte er die Tasche hingestellt. Dann hatte er die Jacke ausgezogen und sie über das Geländer gehängt. Anschließend hatte er die Tasche auf die zweite Treppenstufe gestellt.
    Während seines Spaziergangs über die Insel hatte jemand seine schwarze Tasche umgestellt. Wachsam blickte er sich um. Zuerst studierte er die Bäume und Büsche, dann das Haus. Die Gardinen waren noch immer zugezogen. Er ging wieder die Treppe hinauf und fühlte an der Tür. Er dachte an den Steg, an dem Westin |287| ihn abgesetzt hatte. Das Bootshaus und das Gartenhaus. Das Gartenhaus, das an jenes in Skårby erinnerte. Er ging die Treppe hinunter und zum Steg. Die schwarz gestrichene Tür des Bootshauses war nur mit einem Holzriegel gesichert. Er öffnete. Das

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