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Wallander 07 - Mittsommermord

Wallander 07 - Mittsommermord

Titel: Wallander 07 - Mittsommermord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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Wasserbassin war leer. Die Festmacherleinen ließen darauf schließen, daß hier ein großes Boot zu liegen pflegte. An den Wänden hingen Fischnetze und Kescher. Er trat wieder ins Freie und verriegelte die Tür. Das Gartenhaus ragte zur Hälfte übers Wasser. Eine Badeleiter war ausgeklappt. Er blieb unbeweglich stehen und betrachtete das Häuschen. Dann ging er zur Tür und griff nach der Klinke. Die Tür war verschlossen. Er klopfte leicht.
    »Isa«, sagte er. »Ich weiß, daß du da drinnen bist.«
    Er trat ein paar Schritte zurück und wartete.
    Als sie öffnete, erkannte er sie zunächst nicht wieder. Sie hatte ihr langes Haar zu einem Knoten zusammengeschlungen. Sie trug etwas Schwarzes, eine Art Overall. Wallander empfand ihren Blick als feindlich. Aber es konnte ebensogut Angst sein.
    »Woher wußten Sie, daß ich hier bin?«
    Ihre Stimme klang heiser und angespannt.
    »Ich wußte es nicht, bevor du es mir erzählt hast.«
    »Ich habe doch nichts gesagt. Und Sie können mich nicht gesehen haben.«
    »Polizisten haben die schlechte Angewohnheit, auf Details zu achten. Wenn zum Beispiel jemand eine Tasche aufnimmt und aus Versehen nicht an dieselbe Stelle zurücklegt.«
    Sie starrte ihn an, als habe er etwas gesagt, was unmöglich zu verstehen war. Sie war barfuß.
    »Ich habe Hunger«, sagte sie.
    »Ich auch.«
    »Oben im Haus gibt es Essen«, sagte sie und begann zu gehen. »Warum sind Sie hergekommen?«
    »Weil du aus dem Krankenhaus verschwunden bist, mußten wir nach dir suchen.«
    »Warum?«
    »Du weißt doch, was passiert ist. Die Frage brauche ich dir also kaum zu beantworten.«
    Sie ging schweigend weiter. Wallander sah sie von der Seite an. |288| Sie war sehr blaß. Ihr Gesicht war eingefallen wie das eines alten Menschen.
    »Wie bist du hier herausgekommen?«
    »Ich habe Lage auf Wettersö angerufen.«
    »Und warum bist du nicht mit Westin gefahren?«
    »Ich habe mir gedacht, daß Sie möglicherweise nachfragen würden, ob ich hier sei.«
    »Und du wolltest nicht, daß wir es erfahren?«
    Sie antwortete wieder nicht. Sie hatte den Schlüssel in der Hand und schloß auf. Dann ging sie herum und zog die Jalousien hoch. Sie ging dabei unachtsam und rücksichtslos vor, als wolle sie im Grunde alles um sich her zerstören. Wallander folgte ihr in die Küche. Sie öffnete eine Tür auf der Hinterseite und schloß eine Gasflasche an den Herd an. Wallander hatte schon gesehen, daß es keinen Strom im Haus gab. Sie wandte sich zu ihm um und sah ihn an. »Eins der wenigen Dinge, die ich kann, ist kochen«, sagte sie.
    Sie zeigte auf eine große Gefriertruhe und einen Kühlschrank, auch die mit Gas betrieben.
    »Hier ist überall Essen«, sagte sie mit einer Stimme, die voller Verachtung war. »Meine Eltern wollen es so. Sie bezahlen einen Mann, der herkommt und die Gasflaschen auswechselt. Hier soll was zu essen sein. Falls es ihnen plötzlich einfallen sollte, ein paar Tage hierzusein. Was aber nie vorkommt.«
    »Das klingt, als seien deine Eltern sehr wohlhabend. Kann man wirklich mit Landwirtschaft und der Vermietung von Baggern so viel Geld verdienen?«
    Ihre Antwort klang, als spucke sie aus. »Mama ist eine Idiotin. Sie ist dumm und beschränkt. Dafür kann sie nichts. Papa dagegen ist nicht dumm. Aber er ist rücksichtslos.«
    »Ich höre gern zu.«
    »Nicht jetzt. Wenn wir essen.«
    Wallander begriff, daß sie in der Küche allein sein wollte. Er trat vor das Haus und rief in Ystad an. Er erreichte Ann-Britt Höglund unter ihrer Handynummer.
    »Wir hatten recht«, begann er. »Isa Edengren ist hier, wie wir gedacht haben.«
    |289| »Wie du gedacht hast«, sagte sie. »Wir anderen waren doch eher skeptisch, wenn man ehrlich sein soll.«
    »Ich muß ja auch einmal recht haben. Ich nehme an, wir kommen heute abend oder in der Nacht nach Ystad zurück.«
    »Hast du mit ihr gesprochen?«
    »Noch nicht.«
    Sie gab ihm kurz die neuesten Informationen. Es waren ein paar Hinweise von Leuten eingegangen, die meinten, die Frau namens Louise erkannt zu haben. Sie untersuchten und kontrollierten dies gerade. Sie versprach, sich wieder zu melden.
    Wallander ging zurück ins Haus. Lange blieb er vor dem Modell eines alten Segelschiffs stehen. Es roch schon ein bißchen nach Essen. Er war sehr hungrig. Seit dem Frühstück in der Raststätte hatte er nichts mehr gegessen. Im Kopf legte er sich die Fragen zurecht, die er ihr stellen wollte. Was mußte er als erstes herausfinden?
    Er kehrte immer wieder zu dem

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