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Wallander 07 - Mittsommermord

Wallander 07 - Mittsommermord

Titel: Wallander 07 - Mittsommermord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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Situation unangenehm wurde. Er wußte nicht einmal, ob Ann-Britt Höglund gesagt hatte, daß er Polizist sei.
    »Ich werde es Ihnen erklären«, sagte Wallander und zog seinen Ausweis hervor. »Ich bin Kriminalbeamter aus Ystad und arbeite an einer Ermittlung, die mühsam und unerfreulich ist.«
    Der Postbootführer namens Westin schaltete schnell.
    |281| »Geht es um diese Jugendlichen? Von denen ich in der Zeitung gelesen habe? War nicht auch ein Polizist dabei?«
    Wallander nickte.
    Westin sah plötzlich nachdenklich aus. »Ich fand gleich, daß sie mir bekannt vorkamen. Auf den Bildern in der Zeitung. Jedenfalls ein paar von ihnen. Ich meinte mich zu erinnern, daß sie vor ein oder zwei Jahren mit mir gefahren waren.«
    »Zusammen mit Isa Edengren?«
    »Genau. Mit ihr. Ich glaube, es war im Herbst vor zwei Jahren. Wir hatten Sturm aus Südwest. Ich wußte nicht einmal, ob wir den Steg auf Bärnsö anlaufen konnten. Er liegt ungünstig, wenn es aus Südwest weht. Aber sie kamen an Land. Obwohl eine ihrer Taschen vom Steg ins Wasser fiel. Wir fischten sie mit dem Bootshaken heraus. Deshalb erinnere ich mich noch an sie. Wenn meine Erinnerung überhaupt stimmt. Man soll sich nicht auf die Erinnerung verlassen.«
    »Sie haben sicher recht«, sagte Wallander. »Haben Sie Isa an einem der letzten Tage gesehen? Gestern oder heute?«
    »Nein.«
    »Aber im allgemeinen fährt sie mit Ihnen?«
    »Wenn ihre Eltern draußen sind, holen die sie ab. Sonst fährt sie mit mir.«
    »Aber jetzt ist sie nicht hier?«
    »Wenn sie heute oder gestern nach Bärnsö gefahren ist, muß sie mit jemand anderem gefahren sein.«
    »Mit wem könnte das sein?«
    Westin zuckte die Schultern. »Es gibt natürlich immer den einen oder anderen draußen auf den Inseln, der eine Fahrt übernimmt. Isa weiß, wen sie anrufen kann. Aber ich glaube schon, daß sie mich zuerst gefragt hätte.«
    Westin blickte auf die Uhr. Wallander eilte zu seinem Wagen und holte seine kleine Reisetasche. Dann kletterte er an Bord. Westin zeigte auf eine Seekarte, die neben dem Steuerruder lag.
    »Ich kann Sie direkt nach Bärnsö fahren«, sagte er. »Aber es ist ein Umweg für mich. Haben Sie es eilig? Wenn ich Bärnsö anlaufe, wie es am günstigsten in meiner Runde liegt, sind wir in gut einer Stunde dort. Ich habe vorher drei andere Postbrücken.«
    |282| »Das reicht mir.«
    »Und wann wollen Sie wieder geholt werden?«
    Wallander überlegte. Isa war aller Wahrscheinlichkeit nach nicht auf der Insel. Es war also eine Fehleinschätzung und eine Enttäuschung. Aber da er nun schon die Reise gemacht hatte, wollte er wenigstens das Haus durchgehen. Er nahm an, daß er ein paar Stunden brauchen würde.
    »Sie brauchen jetzt nicht zu antworten«, sagte Westin und gab ihm eine Karte. »Sie können mich telefonisch erreichen. Heute nachmittag und am Abend kann ich Sie abholen, wann es Ihnen paßt. Ich wohne auf einer Insel nicht sehr weit davon entfernt.« Er tippte mit dem Finger auf die Seekarte, diesmal auf seine Heimatinsel.
    »Ich rufe Sie an«, sagte Wallander und steckte die Visitenkarte ein.
    Westin ließ die beiden Motoren an und warf die Leinen los. Auf dem Hellegatt und dem Sitz neben dem Steuerrad lagen Zeitungspacken und gebündelte Post. Auch eine Kasse war dabei. Obwohl das Boot groß war, erschien es Wallander unerwartet leicht manövrierbar. Oder der Mann am Steuerruder war besonders geschickt. Als sie den Hafen verlassen hatten, drehte er die Motoren voll auf. Das Boot hob sich langsam aus dem Wasser und geriet ins Gleiten.
    »Wie lange fahren Sie schon Post?« fragte Wallander. Er mußte rufen, um den Motorenlärm zu übertönen.
    »Viel zu lange«, rief Westin zurück. »Seit mehr als 25   Jahren.«
    »Und was machen Sie im Winter? Wenn es zugefroren ist?«
    »Hydrokopter.«
    Wallander spürte, wie die hartnäckige Müdigkeit von ihm abfiel. Die Fahrt des Schiffes und das Erlebnis, auf See zu sein, lösten ein überraschendes Wohlgefühl in ihm aus. Wann hatte er das zuletzt empfunden? Vielleicht in den Tagen zusammen mit Linda, auf Gotland? Er bezweifelte nicht, daß es eine mühsame Arbeit war, in einem Schärengebiet Post auszufahren. Doch im Moment waren Stürme und Herbstdunkel weit weg. Westin blickte ihn an und blinzelte. Er schien Wallanders Gedanken zu erraten.
    »Zahlt sich das aus?« fragte er. »Polizist zu sein?«
    |283| Normalerweise wäre Wallander sogleich zur Verteidigung seines Berufsstandes bereit gewesen. Doch zusammen mit Westin in

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