Wallander 07 - Mittsommermord
den Naturhafen auf der Westseite von Bärnsö glitt.
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Linda schrie.
Sie war irgendwo in seiner Nähe. Ihr Schrei drang in seinen Traum. Als er in der Dunkelheit die Augen aufschlug, wußte er nicht, wo er war. Aber der Geruch der Petroleumlampe hing noch im Raum. Es war also nicht Linda, die geschrien hatte. Sein Herz pochte. Es war still. Nur ein schwaches Rauschen von den Baumkronen vor dem angelehnten Fenster. Er lauschte. Richtete sich vorsichtig im Bett auf und tastete nach den Streichhölzern, die er neben die Petroleumlampe gelegt hatte. Immer noch kein Laut. Er zündete die Lampe an und zog sich hastig an. Er saß mit einem Schuh in der Hand da, als er es hörte. Zunächst glaubte er, es komme von draußen. Etwas schlug gegen die Hauswand. Vielleicht eine Wäscheleine gegen ein Fallrohr. Dann erkannte er, daß das Geräusch aus dem Untergeschoß des Hauses kam. Er stand auf, immer noch mit dem Schuh in der Hand, ging zur Tür und öffnete sie vorsichtig einen Spalt weit. Das Geräusch war jetzt deutlicher. Es kam aus der Küche. Da begriff er. Die Hintertür stand offen und schlug. Die Angst überfiel ihn mit aller Kraft. Er hatte sich nichts eingebildet. Der Schrei war wirklich gewesen.
Statt den Schuh, den er in der Hand hielt, anzuziehen, schüttelte er den anderen vom Fuß. Mit der Petroleumlampe in der Hand ging er die Treppe hinunter. Auf halber Treppe blieb er stehen und lauschte. Das Licht der Lampe flackerte an den Wänden. Er hatte nichts, womit er sich verteidigen konnte, falls es notwendig würde. Er versuchte, klar zu denken. Es war unvorstellbar, daß hier draußen auf der Insel etwas passierte. Es gab nur sie beide hier. Vielleicht hatte er doch geträumt. Oder ein Nachtvogel hatte vor dem Fenster geschrien. Es gab noch eine andere Möglichkeit: Nicht er selbst hatte einen Alptraum gehabt, sondern Isa Edengren.
|295| Er war jetzt im Erdgeschoß. Ihr Schlafzimmer lag neben der Küche. Er blieb stehen und lauschte. Dann klopfte er an. Sie antwortete nicht. Er versuchte, ihren Atem zu hören. Es ist zu still, dachte er. Er tastete nach der Türklinke. Die Tür war verschlossen. Jetzt zögerte er nicht mehr. Er hämmerte gegen die Tür und rüttelte an der Klinke. Dann ging er in die Küche. Die rückwärtige Tür war angelehnt. Er schloß sie und begann, in den Küchenschubladen nach einem Werkzeug zu suchen. Er fand einen kräftigen Schraubenzieher und brach damit die Tür auf. Das Bett war leer. Das Fenster stand offen und war nicht festgehakt. Er versuchte sich vorzustellen, was passiert sein konnte. Dann erinnerte er sich, in der Küche eine große Taschenlampe gesehen zu haben. Er holte sie und nahm einen Hammer mit, den er in derselben Schublade gefunden hatte wie den Schraubenzieher. Er öffnete die Hintertür und leuchtete in die Dunkelheit hinaus.
Als er ins Freie hinauskam, merkte er, daß er barfuß war. Im Dunkeln flatterte ein Vogel auf. Die Baumkronen rauschten im Wind. Wallander rief Isas Namen, erhielt aber keine Antwort. Er leuchtete den Boden unter ihrem Fenster ab. Da waren Fußabdrücke. Sie waren jedoch so schwach, daß er sie nicht verfolgen konnte. Er leuchtete weiter ins Dunkel. Noch einmal rief er ihren Namen, ohne Antwort zu bekommen. Sein Herz pochte. Er hatte Angst. Er kehrte zur Küchentür zurück und leuchtete das Schloß an. Es war, wie er vermutet hatte. Die Tür war aufgebrochen worden. Seine Angst nahm zu. Er wandte sich um und hob den Hammer. Aber es war niemand da. Dann kehrte er ins Haus zurück. Das Telefon lag oben neben seinem Bett. Er versuchte, sich den Ablauf des Geschehens vorzustellen. Jemand hatte die Küchentür aufgebrochen. Isa war wach geworden, als jemand in das Zimmer einzudringen versuchte, in dem sie schlief. Dann war sie durch das Fenster geflohen. Eine andere Erklärung hatte er nicht. Er sah auf die Uhr. Viertel vor drei. Er rief bei Martinsson zu Hause an, der sich nach dem zweiten Klingeln meldete. Wallander wußte, daß ein Telefon an seinem Bett stand.
»Hier ist Kurt. Es tut mir leid, daß ich dich wecke.«
»Was ist passiert?«
Martinsson war noch nicht richtig wach.
|296| »Steh auf«, sagte Wallander. »Halte dein Gesicht unter kaltes Wasser. Ich ruf’ dich in drei Minuten wieder an.«
Martinsson wollte protestieren. Wallander beendete das Gespräch und sah auf die Uhr. Exakt drei Minuten später rief er wieder an. Er machte sich Sorgen, die Batterie des Handys könnte bald leer sein. Natürlich hatte er
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