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Wallander 07 - Mittsommermord

Wallander 07 - Mittsommermord

Titel: Wallander 07 - Mittsommermord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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Empörung erkennen ließ. Er beherrschte sich zwar. Aber ein wenig drang trotzdem durch.
    »Lassen Sie mich einen wichtigen Sachverhalt klarstellen«, sagte Wallander. »Keiner seiner Kollegen, weder ich noch sonst jemand, kannte diese Frau, die offenbar in seinem Leben existierte. Nur ein Mensch wußte davon. Die Überraschung ist also vielerorts groß.«
    |317| »Wer kannte sie?«
    »Das möchte ich bis auf weiteres nicht sagen.«
    Sundelius blickte Wallander an. In seinem Blick lag etwas zugleich Verbissenes und Abweisendes. Wallander war sicher. Die Empörung war tatsächlich da. Er hatte sich nichts eingebildet.
    »Verlassen wir diese unbekannte Frau für einen Augenblick«, sagte er. »Wie sind Sie sich begegnet?«
    Sundelius hatte sich jetzt verändert. Seine Antworten kamen widerwillig, stoßweise. Wallander begriff, daß er auf ein Gelände getappt war, auf das zu geraten Sundelius nicht erwartet hatte.
    »Wir sind uns bei gemeinsamen Freunden in Malmö begegnet.«
    »Das ist also Ihre erste Aufzeichnung im Kalender?«
    »Ich kann nicht einsehen, wieso das, was in meinen Kalendern steht oder nicht steht, die Polizei interessieren sollte.«
    Völlig abweisend, dachte Wallander. Das Foto einer unbekannten Frau verändert alles. Er ging jetzt sehr behutsam vor.
    »Aber danach haben Sie sich also regelmäßig getroffen?«
    Sundelius schien eingesehen zu haben, daß seine Aggressivität einen Moment lang zu offen zutage getreten war. Er antwortete jetzt wieder freundlich und ruhig. Aber Wallander hatte den Eindruck, daß er mit seinen Gedanken ganz woanders war.
    »Wir haben zusammen die Sterne betrachtet. Sonst nichts.«
    »Und wo?«
    »Auf dem Land. Wo es dunkel ist. Besonders im Herbst. Unter anderen in Fyledalen.«
    Wallander überlegte.
    »Als ich Sie zum erstenmal anrief, waren Sie erstaunt«, sagte er. »Weil mein Anruf nicht früher erfolgt war. Sie fanden das eigentümlich. Weil Kalle nicht viele Freunde hatte. Und einer von den wenigen waren Sie?«
    »Ich weiß noch, was ich gesagt habe.«
    »Aber Sie beschreiben diese Bekanntschaft so, als ob Sie dann und wann zusammen den Sternenhimmel betrachteten. Und sonst nichts?«
    »Weder er noch ich waren besonders aufdringlich.«
    »Es fällt mir nur schwer, nachzuvollziehen, daß man dies als |318| eine enge Freundschaft bezeichnet. Und daß Sie voraussetzen, wir als seine Kollegen hätten davon gewußt.«
    »Dennoch war es das.«
    Nein, dachte Wallander. Das war es nicht. Aber ich weiß nicht, was es war.
    »Wann haben Sie sich zum letztenmal getroffen?«
    »Mitte Juli. Am 16., um genau zu sein.«
    »Da haben Sie also den Sternenhimmel betrachtet?«
    »Wir sind nach Österlen hinausgefahren. Es war eine klare Nacht. Auch wenn der Sommerhimmel nicht die beste Zeit im Jahr ist.«
    »Wie war Karl Evert da?«
    Sundelius sah ihn verständnislos an. »Ich verstehe die Frage nicht.«
    »War er wie immer? Sagte er etwas, was Sie überraschte?«
    »Er war genau wie immer. Außerdem betrachtet man den Sternenhimmel schweigend. Wir jedenfalls.«
    »Und danach?«
    »Haben wir uns nicht mehr gesehen.«
    »Hatten Sie ein Treffen verabredet?«
    »Er sagte, er würde für ein paar Tage verreisen. Und daß er viel zu tun habe. Wir wollten Anfang August wieder Kontakt aufnehmen. Wenn er Urlaub hatte.«
    Wallander hielt den Atem an. Drei Tage später fährt Svedberg nach Bärnsö. Was Sundelius sagt, kann bedeuten, daß Svedberg die Reise bereits beschlossen hat. Außerdem erklärt er, er habe viel zu tun. Er sagt, daß er Anfang August in Urlaub gehen wolle. Während er sich mitten in seinem Urlaub befindet.
    Svedberg lügt, dachte Wallander. Einem Freund wie Sundelius verheimlicht er, daß er Urlaub hat. Uns gegenüber erwähnt er nichts davon, daß er Nachforschungen anstellt. Zum erstenmal hatte Wallander das Gefühl, sich in der Nähe von etwas zu bewegen, was ihn in die richtige Richtung führen konnte. Aber er wußte noch immer nicht, was dieses Etwas war.
    Svedberg hatte Sundelius belogen, der seinerseits jetzt Wallander belog. Irgendwo in dem Ganzen muß auch eine Wahrheit stecken, dachte Wallander. Die Frage ist nur, ob ich sie greifen kann.
    |319| Wallander dankte für den Kaffee. Sundelius begleitete ihn zur Haustür.
    »Wir werden uns sicher wieder einmal treffen«, sagte Wallander zum Abschied. Sundelius hatte sich jetzt wieder ganz unter Kontrolle.
    »Ich wäre dankbar, wenn Sie mir den Zeitpunkt der Beerdigung mitteilten.«
    Wallander versprach, dafür zu

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