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Wallander 07 - Mittsommermord

Wallander 07 - Mittsommermord

Titel: Wallander 07 - Mittsommermord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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Finnland lag. Er fragte sich, was sie dort machte. Aber er ließ den Brief und die Postkarte liegen, nahm die Medizin und trank ein Glas Wasser. Beim Verlassen der Küche blieb er stehen und blickte noch einmal auf den Tisch, wo die Post lag. Der Gedanke an Westin kehrte zurück. Endlich gelang es ihm, ihn festzuhalten.
    Es hatte mit etwas zu tun, was Westin während der Bootsfahrt nach Bärnsö gesagt hatte. Etwas, was sein Unterbewußtsein bewegt hatte und jetzt an die Oberfläche kam.
    Er versuchte sich das Gespräch in dem lärmerfüllten Steuerhaus in Erinnerung zu rufen. Ohne Erfolg. Aber etwas, was Westin |356| gesagt hatte, war wichtig. Ohne daß er es sofort registriert hatte. Er beschloß, den Postbootfahrer anzurufen. Doch zuerst wollte er die beiden Autos sehen, die Hansson gefunden hatte.
    Nyberg war bereits da, als Wallander aus seinem Wagen stieg. Der Toyota und der Volvo waren nebeneinander geparkt. Um die Autos herum waren Absperrbänder gespannt. Die Wagen wurden gerade fotografiert. Die Türen und Kofferraumdeckel waren offen. Wallander trat zu Nyberg, der eine Tasche aus seinem Wagen holte.
    »Danke für gestern abend«, sagte er.
    »1973 hatte ich Besuch von einem alten Freund aus Stockholm«, entgegnete Nyberg. »Da waren wir einen Abend in der Kneipe. Aber seitdem bin ich in keiner mehr gewesen.«
    Wallander fiel plötzlich ein, daß er Edmundsson das Geld noch nicht zurückgezahlt hatte.
    »Auf jeden Fall hat es Spaß gemacht«, meinte er.
    »Die Gerüchteküche brodelt schon«, grinste Nyberg. »Daß wir fast erwischt worden wären, als wir die Zeche prellen wollten.«
    »Wenn Thurnberg das nur nicht zu Ohren kommt. Er bringt es fertig und glaubt das.«
    Wallander trat zu Hansson, der sich etwas auf einem Block notierte.
    »Kein Zweifel?«
    »Der Toyota gehört Lena Norman. Der Volvo Martin Boge.«
    »Wie lange stehen die Wagen schon hier?«
    »Das wissen wir noch nicht. Im Juli ist der Parkplatz voll von Autos, und sie wechseln ständig. Erst im August, wenn es weniger werden, fallen einem die Wagen auf, die länger stehenbleiben.«
    »Gibt es irgendeine andere Methode, um herauszufinden, ob sie bereits seit Mittsommer hier stehen?«
    »Da mußt du Nyberg fragen.«
    Wallander ging zu Nyberg hinüber, der vor dem Toyota stand und ihn anstarrte.
    »Am wichtigsten sind die Fingerabdrücke«, sagte Wallander. »Jemand muß die Wagen ja hergefahren haben.«
    »Und jemand, der auf einem Steuerruder Fingerabdrücke zurückläßt, hinterläßt sie vielleicht auch auf einem Lenkrad.«
    |357| »Hoffen wir es.«
    »Das heißt aber wahrscheinlich auch, daß die betreffende Person sich sicher ist, nicht in unseren Registern zu sein. Weder hier bei uns noch irgendwo sonst.«
    »Das habe ich auch schon gedacht«, meinte Wallander. »Wäre schön, wenn wir uns irrten.«
    Wallander brauchte nicht länger zu bleiben. Als er zur Abzweigung zum Haus seines Vaters kam, konnte er der Versuchung, kurz abzubiegen, nicht widerstehen. An der Einfahrt stand ein Schild, daß das Haus zum Verkauf stehe. Er hielt nicht an. Das Schild bereitete ihm Unbehagen.
    Als er wieder in Ystad war, piepte sein Mobiltelefon, das neben ihm auf dem Beifahrersitz lag.
    Es war Ann-Britt Höglund. »Ich bin in Lund. In Lena Normans Wohnung. Ich denke, du solltest herkommen.«
    »Was gibt es denn?«
    »Das siehst du, wenn du hier bist. Ich glaube, es ist wichtig.«
    Wallander notierte die Adresse.
    Dann machte er sich auf den Weg.

|358| 23
    Das Haus lag an der Einfahrt nach Lund. Es hatte drei Etagen und gehörte zu einem Komplex von fünf Häusern. Vor vielen Jahren, als er einmal mit Linda in Lund war, hatte sie auf die Häuser gezeigt und gesagt, es seien Studentenwohnungen. Wenn sie je in Lund studieren sollte, würde sie in einem der Häuser wohnen. Mit einem Schaudern dachte Wallander, wie er reagiert hätte, wenn Linda dort draußen im Reservat gelegen hätte.
    Er brauchte nicht nach dem richtigen Eingang suchen. Vor einem der Häuser stand ein Streifenwagen. Wallander steckte sein Telefon in die Jackentasche und stieg aus. Auf einer Rasenfläche vor dem Haus lag eine Frau und sonnte sich. Wallander hätte sich gern neben sie gelegt und eine Weile geschlafen. Ein Polizist stand vor der Haustür und gähnte. Wallander hielt ihm seinen Ausweis hin. Der Kollege zeigte gleichgültig auf die Treppe.
    »Ganz oben. Kein Fahrstuhl.«
    Dann gähnte er erneut. Wallander fühlte plötzlich das Bedürfnis, den Polizisten zurechtzuweisen. Er

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