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Wallander 07 - Mittsommermord

Wallander 07 - Mittsommermord

Titel: Wallander 07 - Mittsommermord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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einig gewesen, daß die Sala-Bande nur in den dreißiger Jahren ihr Unwesen treiben konnte, aber kaum ein Jahrzehnt früher oder später.
    Jetzt waren sie vielleicht auf dem Weg in neue dreißiger Jahre, dachte er.
    »Das ist natürlich eine wichtige Entdeckung«, sagte er. »Dabei brauchen wir Hilfe. Die Reichspolizeibehörde hat Sektenspezialisten. |363| Und was diese ›Divine Movers‹ angeht, brauchen wir Unterstützung aus den USA.   Aber vor allem müssen wir die anderen Jugendlichen dazu bringen, zu reden. Auch wenn sie ihre strenggehüteten Geheimnisse lüften müssen.«
    »Sie legen einen Eid ab«, sagte Ann-Britt und blätterte in der Mappe. »Und danach muß man ein Stück rohe Pferdeleber essen.«
    »Und vor wem legen sie diesen Eid ab?«
    »Hier in Schweden war es anscheinend Lena Norman.«
    Wallander schüttelte den Kopf. »Aber sie ist doch tot? Sollte sie als Oberhaupt selbst ein Geheimnis verraten haben? Hatte sie einen Nachfolger?«
    »Vielleicht geht das aus den Papieren hervor, wenn wir sie gründlicher lesen.«
    Wallander war aufgestanden und schaute durchs Fenster nach draußen. Die einsame Frau lag noch immer auf dem Rasen und sonnte sich. Er dachte plötzlich an die Frau, die er in der Raststätte bei Västervik getroffen hatte. Wie hatte sie noch geheißen? Erika. Die Erinnerung erfüllte ihn mit einer diffusen Sehnsucht.
    »Wir sollten uns vielleicht nicht zu ausschließlich auf diese Sache hier konzentrieren«, sagte er geistesabwesend. »Auf jeden Fall dürfen wir die Alternativen nicht fallenlassen.«
    »Welche denn?«
    Weil die Antwort sich von selbst ergab, erwiderte er nichts. Sie hatten keine Alternativen. Außer der des einsamen Wahnsinnigen. Die Möglichkeit, zu der man immer Zuflucht nahm, wenn es keine anderen Anhaltspunkte gab.
    »Ich kann Svedberg nicht in diesem Bild unterbringen«, fuhr er fort. »Als aktives Mitglied einer absonderlichen Reinkarnationssekte. Die sich verkleiden, Eide ablegen und rohe Pferdeleber essen. Der Gedanke ist mir einfach zu absurd. Auch wenn Svedberg sich inzwischen tatsächlich als ein in mancher Hinsicht anderer darstellt als der, für den wir ihn einmal gehalten haben.«
    »Er muß ja nicht direkt selbst darin verwickelt gewesen sein«, entgegnete Ann-Britt. »Es reicht doch, wenn er von jemandem wußte, der es war.«
    Wallander hatte plötzlich wieder den Gedanken an Westin im Kopf. Den Landbriefträger zur See. Er hatte während ihrer Bootsfahrt |364| etwas gesagt, was Wallander suchte. Aber es fiel ihm noch immer nicht ein.
    Er bat sie, zu wiederholen, was sie gerade gesagt hatte. Dachte darüber nach, bevor er antwortete.
    »Es kann natürlich so sein, wie du sagst. Svedberg ist irgendwo außerhalb. Am Rand. Jemand, der seine Spur kreuzt, hat mit dieser Sekte zu tun. Ein Geheimnis wird verraten. Eine Todespatrouille ausgeschickt. Svedberg befindet sich allein im Gelände und verfolgt die Spuren. Er ist besorgt. Hat Angst, daß sich seine Befürchtungen bewahrheiten. Dann kreuzen sich ihre Spuren ein zweites Mal. Und da stirbt er.«
    »Das klingt reichlich unwahrscheinlich.«
    »Es ist auch reichlich unwahrscheinlich, daß vier Jugendliche ermordet werden. Und dazu noch ein Polizist.«
    »Wo bekommt man überhaupt Pferdeleber? Vielleicht sollten wir einmal mit den Schlachtereien in Schonen Kontakt aufnehmen?«
    »Eigentlich brauchen wir nur eins zu wissen«, sagte Wallander. »Wie in allen komplizierten Ermittlungen. Die einzige, die alleinige Frage, die einer Antwort bedarf, die dann ihrerseits die Lawine ins Rollen bringt.«
    »Wer stand vor Svedbergs Tür?«
    Er nickte.
    »Genau die Frage. Keine andere. Haben wir die Antwort darauf, haben wir die Antwort auf alles andere. Abgesehen vielleicht vom Motiv. Aber das können wir von hinten aufrollen.«
    Wallander war zum Stuhl zurückgekehrt und setzte sich. »Hast du es geschafft, mit den Dänen über unsere unbekannte Louise zu sprechen?«
    »Das Bild geht morgen raus. Offenbar hat schon eine Menge über die toten Jugendlichen in den Zeitungen gestanden. Nicht nur in Dänemark, sondern in ganz Europa. Und den USA.   Lisa wurde heute nacht von einer Zeitung in Texas geweckt.«
    »Früher riefen sie mich an«, meinte Wallander ironisch. »
Expressen
um halb drei,
Aftonbladet
halb vier. Oder umgekehrt. Und dann ging es munter so weiter.«
    Er stand auf. »Wir müssen diese Wohnung gründlich durchsuchen«, |365| sagte er. »Auch Keller und Dachboden. Aber es fragt sich, ob ich nicht in Ystad

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