Wallander 07 - Mittsommermord
ging. Als Wallander darum bat, mit ihm sprechen zu können, zeigte sich allerdings, daß er Urlaub hatte. Nach einigen Warteminuten erfuhr Wallander, daß Söderblom sich auf einer griechischen Insel befand und nicht vor nächsten Mittwoch zurück sein würde. Wallander hinterließ eine Nachricht, daß er so bald als möglich mit ihm zu sprechen wünsche. Er schrieb sich auch Söderbloms private Telefonnummer auf. Als er den Hörer auflegte, klopfte Ann-Britt Höglund an seine halboffene Tür. Sie hielt die Rede in der Hand.
»Ich habe sie schon durchgelesen«, sagte sie. »Ich finde sie ehrlich und ergreifend. Und die beiden Dinge gehören ja zusammen. Keiner weint über verlogenes Gerede von der Ewigkeit und dem Licht, das die Dunkelheit besiegt.«
»Findest du sie nicht zu lang?«
»Ich habe sie mir laut vorgelesen. Es dauerte weniger als fünf Minuten. Ich habe keine Erfahrung mit Grabreden. Aber ich denke, sie ist genau richtig.«
Bevor sie wieder ging, berichtete Wallander ihr von den Neuigkeiten, die Nyberg gebracht hatte.
»Das ist tatsächlich ein großer Schritt nach vorn«, meinte sie. »Wenn wir jetzt nur den oder diejenigen finden könnten, die die Waffen gestohlen haben.«
»Das wird schwer, glaube ich. Aber wir müssen es natürlich versuchen. Ich überlege, ob wir nicht Bilder der Waffen veröffentlichen sollten. Sowohl von der Pistole als auch vom Gewehr.«
»Um elf findet eine Pressekonferenz statt«, sagte sie. »Lisa kann sich vor Anrufen kaum retten. Ich frage mich, ob wir das mit den Waffen da nicht gleich aufgreifen sollten. Was haben wir eigentlich zu verlieren, wenn wir den Mord an Svedberg mit dem an den Jugendlichen verknüpfen? Ein solches Mordwirrwarr haben wir hierzulande lange nicht erlebt.«
»Du hast recht«, sagte Wallander. »Ich bin um elf Uhr dabei.«
Sie blieb in der Tür stehen.
»Die Frau«, sagte sie. »Diese geheimnisvolle Louise. Die niemand gesehen zu haben scheint. Ich habe eben mit Martinsson gesprochen. |350| Es sind schon viele Hinweise eingegangen. Aber nichts deutet darauf hin, daß sie identifiziert worden ist.«
»Es ist wirklich komisch«, pflichtete Wallander ihr bei. »Um nicht zu sagen unbegreiflich. Wir haben davon gesprochen, es einmal mit Dänemark zu versuchen.«
»Warum nicht mit ganz Europa?«
»Ja. Warum nicht? Aber laß uns erst einmal mit Dänemark anfangen. Jetzt. Sofort.«
»Ich fahre nach Lund«, sagte sie. »Ich will Lena Normans Studentenbude durchgehen. Aber ich kann Hansson bitten, es zu übernehmen.«
»Nicht Hansson«, sagte Wallander. »Der sucht noch immer nach zwei verschwundenen Autos. Das muß ein anderer übernehmen.«
»Wir brauchen diese Verstärkung ziemlich bald«, sagte sie.
»Lisa zufolge kommt noch heute nachmittag jemand aus Malmö.«
»Uns fehlt Svedberg«, sagte Wallander. »So einfach ist das. Wir haben uns noch nicht daran gewöhnt, daß er nicht mehr bei uns ist.«
Nach einem langen Schweigen nickte Ann-Britt und ging. Wallander öffnete das Fenster. Die Wärme hielt an. Es wehte nur ein schwacher Wind. Das Telefon klingelte. Es war Ebba. Sie klang müde. Wallander dachte, daß sie in den letzten Jahren rasch gealtert war. Früher hatte sie stets dazu beigetragen, sie alle bei Stimmung und Laune zu halten. Jetzt kam es sogar vor, daß sie vergaß, Mitteilungen weiterzuleiten. Nächsten Sommer würde sie in Pension gehen. Aber niemand vermochte sich vorzustellen, was das bedeuten würde.
»Da ist jemand namens Larsson von der Polizei in Valdemarsvik«, sagte sie. »Alle anderen sind besetzt. Kannst du das Gespräch annehmen?«
Larsson war Polizeiassistent und sprach Östgötadialekt.
»Wir haben von Harry Lundström in Norrköping gehört, daß du wissen wolltest, ob in Gryt ein Boot gestohlen wurde«, sagte er. »An dem Tag, als das Mädchen auf Bärnsö erschossen wurde.«
»Richtig.«
|351| »Wir haben vielleicht eins, das passen könnte. Es verschwand aus Snäckvarp. Der Besitzer kann nicht genau sagen, wann, weil er nicht zu Hause war. Aber es wurde gestern in einer Bucht südlich von Snäckvarp gefunden. Ein sechs Meter langes Kunststoffboot mit Steuerstand.«
Wallander war unsicher, wie üblich, wenn es um Boote ging.
»Ist es groß genug, um damit nach Bärnsö zu kommen?«
»Wenn nicht zu starker Wind weht, kannst du damit wohl nach Gotland kommen.«
Wallander überlegte. »Habt ihr an den Bedienungshebeln Fingerabdrücke gefunden?« fragte er.
»Ich habe schon nachgesehen«, sagte
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