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Wallander 07 - Mittsommermord

Wallander 07 - Mittsommermord

Titel: Wallander 07 - Mittsommermord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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totaler Unsinn war.«
    »Das wissen wir. Das brauchen wir nicht zu wiederholen. Die Frage ist, warum Sie glauben, daß er es tat.«
    »Weil er ein Idiot war.«
    Wallander war darauf gefaßt, daß die Antworten, die er auf seine Fragen bekam, ihn empören würden. Aber gleichzeitig sah er ein, daß Stridhs Zorn berechtigt war. Svedbergs Agieren in dieser Angelegenheit war eigentümlich gewesen. Die Frage war nur, ob diese Eigentümlichkeit sich interpretieren und verstehen ließ.
    »Svedberg war kein Idiot«, sagte er. »Also muß es eine andere Erklärung geben. Hatten Sie ihn früher schon einmal getroffen?«
    »Warum hätte das sein sollen?«
    »Antworten Sie auf meine Fragen«, fuhr Wallander ihn an.
    »Ich hatte ihn noch nie getroffen.«
    |382| »Sind Sie selbst schon einmal mit dem Gesetz in Konflikt geraten?«
    »Nein.«
    Die Antwort kam zu schnell, dachte Wallander. Sie kam zu schnell, und sie stimmte nicht. Er entschied sich, hier einzuhaken.
    »Ich will ehrliche Antworten«, sagte er. »Wenn Sie lügen, geht es auf der Stelle ab ins Präsidium.«
    Stridh glaubte ihm. »Ich habe nebenher mit Autos gehandelt«, sagte er. »In den sechziger Jahren. Es gab einmal Ärger wegen eines Wagens, der angeblich gestohlen war. Sonst nichts.«
    Wallander beschloß, dies für die Wahrheit zu halten. »Kann Svedberg Ihren Bruder bei einer früheren Gelegenheit getroffen haben?« fuhr er fort.
    »Das müßte er. So oft, wie der besoffen in Gewahrsam genommen wurde.«
    »Hatten Sie das Gefühl, daß es sich so verhielt? Daß Svedberg auf irgendeine andere Art und Weise Kontakt mit Ihrem Bruder gehabt hatte?«
    »Das einzige Gefühl, das ich hatte, war, daß der Mund weh tat.«
    Stridh sperrte den Mund auf und klopfte mit einem Finger an zwei Zähne im Oberkiefer.
    »Hier«, sagte er. »Hier hat es weh getan.«
    »Das glaube ich Ihnen gern«, antwortete Wallander. »Aber jetzt reden wir von Ihrem Bruder. Und Svedberg. Ihr Bruder hat nie von ihm gesprochen?«
    »Nie. Das hätte ich behalten.«
    »Hat Ihr Bruder andere Straftaten begangen?«
    »Ganz bestimmt. Aber gesessen hat er nur immer wegen der Sauferei.«
    Wallander hatte das Gefühl, daß Stridh die Wahrheit sagte. Er wußte wirklich nichts über seinen Bruder und Svedberg. Es ist sinnlos, dachte Wallander. Ich renne gegen eine Wand an. Ich komme nicht weiter.
    Er beendete das Gespräch. Er hatte bereits beschlossen, mit Rut Lundin zu sprechen.
    »Glauben Sie, daß die Witwe zu Hause ist?«
    |383| »Ganz bestimmt. Aber ich kann Ihnen nicht garantieren, daß sie nüchtern ist.«
    Wallander stand auf. Er wollte so schnell wie möglich die muffige Wohnung verlassen.
    »Ich hatte also recht«, sagte Stridh, als sie auf dem Weg in den Flur waren.
    »Recht womit?«
    »Daß Svedberg ein Idiot war. Weil es keine andere Erklärung gab.«
    Wallander wandte sich hastig um und hob drohend den Zeigefinger. »Jemand hat ihn erschossen«, sagte er. »Direkt ins Gesicht. Mit einer Schrotflinte. Svedberg war ein guter Polizist. Er hat unter anderem dafür gesorgt, daß Leute wie Sie einigermaßen in Frieden leben können. Was damals vor elf Jahren passiert ist, weiß ich nicht. Ich weiß nur zwei Sachen. Svedberg war ein guter Polizist. Und er war mein Freund.«
    Stridh sagte nichts mehr. Wallander zog die Tür so heftig hinter sich zu, daß die Wände bebten.
    Unten auf der Straße sog er die Luft tief in die Lungen. Es war Viertel nach neun. Er rief im Präsidium an und bekam Hansson an den Apparat. Spätestens um halb elf sollte er im Präsidium sein. Dann ging er den Malmöväg entlang in die Richtung, in der Rut Lundin wohnte. Wenn er daran dachte, wie es bei Stridh zu Hause ausgesehen hatte, graute ihn vor dem Besuch.
    Doch er war angenehm überrascht. Die Frau, die ihm auf sein Klingeln hin öffnete, war blaß, aber nüchtern. Ihre Wohnung war ordentlich. Mehrere Fenster standen offen. Rut Lundin war mager und klein. Wenn sie lächelte, sah man ihre häßlichen Zähne. Wallander versuchte sich vorzustellen, was es bedeutete, eine Tochter zu haben, die wegen Bankraubs im Gefängnis saß. Aber es gelang ihm nicht. Auch wenn er den Schmerz ahnte.
    Sie bot ihm einen Platz am Küchentisch an. Er nahm gern eine Tasse Kaffee und kam dann direkt zur Sache. Welche Erinnerung hatte sie an die Ereignisse vor zehn Jahren? Was hatte ihr Mann erzählt? Hatte sie je von einem Polizisten namens Svedberg gehört?
    »Sie meinen den, der erschossen worden ist?«
    |384| »Ja, richtig.«
    »Nichts,

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