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Wallander 07 - Mittsommermord

Wallander 07 - Mittsommermord

Titel: Wallander 07 - Mittsommermord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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nicht vor?« fragte Martinsson.
    »Mit welcher Begründung?«
    »Wenn er wichtig für die Ermittlung ist, muß das reichen.«
    »Bevor wir ihn vorladen, sollten wir auf jeden Fall so viel wissen, daß wir gezielte Fragen stellen können.«
    Sie beschlossen, daß Martinsson Sundelius einen Teil seiner Aufmerksamkeit widmen sollte. Wallander verließ den Raum und ging zu seinem Büro. Im Korridor traf er Edmundsson.
    »Wir haben nichts an der Stelle im Naturreservat gefunden, an der wir für dich suchen sollten«, sagte er.
    Es dauerte einen Augenblick, bis Wallander wußte, was er meinte. »Nichts?«
    »Jemand hat an einem Baum gestanden und Kautabak ausgespuckt«, antwortete Edmundsson. »Sonst war nichts.«
    Wallander sah ihn prüfend an. »Ich hoffe, du hast den Kautabak sichergestellt. Oder Nyberg davon erzählt.«
    Edmundsson überraschte ihn. »Das habe ich allerdings.«
    »Die Entdeckung kann wichtiger sein, als wir glauben«, sagte Wallander.
    |483| Er ging weiter zu seinem Zimmer. Er hatte also recht gehabt. Die Stelle, an der er das Gefühl gehabt hatte, beobachtet zu werden, war der Punkt, von dem aus man die beste Sicht über den Pfad hatte. Der Mörder hatte dort gestanden. Und er hatte Kautabak ausgespuckt. Genau wie am Strand. Er hatte sich auch in Nybrostrand außerhalb der Absperrungen aufgehalten. Verkleidet.
    Er folgt uns, dachte Wallander. Er ist in unserer Nähe. Die ganze Zeit sowohl einen Schritt vor als auch einen Schritt hinter uns. Vielleicht versucht er, sich darüber auf dem laufenden zu halten, was wir wissen. Oder er will das Gefühl auskosten, daß wir ihn nicht finden können.
    Ein Gedanke kam ihm in den Sinn. Er rief Martinsson an.
    »Hast du oder hat einer der anderen den Eindruck gehabt, daß jemand auffallendes Interesse an der Ermittlung zeigt?«
    »Wer sollte das sein? Außer Journalisten, die überall herumstöbern, um an Neuigkeiten zu kommen.«
    »Kannst du das weitergeben, daß alle darauf achten sollen, ob jemand ein auffallendes Interesse zeigt? Jemand, der sich seltsam verhält. Der nicht richtig ins Bild paßt.«
    Martinsson versprach, es weiterzugeben.
    Es wurde zwölf. Wallander spürte plötzlich, daß ihm übel war vor Hunger. Er verließ das Präsidium und ging in ein Restaurant im Zentrum. Um halb zwei war er wieder zurück. Er hängte die Jacke fort und schlug die Broschüre auf, die er von Albinsson bekommen hatte. Der erste Briefträger, den er anrufen wollte, hieß Olov Andersson.
    Er nahm den Hörer ab und wählte die Nummer.
    ***
    Um kurz nach elf war er nach Ystad zurückgekehrt.
    Weil er nicht riskieren wollte, dem Polizeibeamten zu begegnen, der ihn in Kopenhagen aufgespürt hatte, war er über Helsingör zurückgefahren. Er hatte den Zug genommen und war anschließend auf die Fähre gegangen. Von Helsingborg hatte er ein Taxi nach Malmö genommen, wo sein Wagen geparkt war. Weil er nach dem Tod eines Verwandten eine unerwartete Erbschaft |484| gemacht hatte, brauchte er nicht zu sparen. Bevor er zu seinem Wagen ging, hatte er lange dagestanden und den Parkplatz beobachtet. Er zweifelte nicht daran, daß er entkommen würde. Ebensowenig, wie er am Abend zuvor gezweifelt hatte, in der Bar in Kopenhagen. Es war ein großer Triumph gewesen. Er hatte nicht damit gerechnet, daß ein Polizeibeamter kommen und sich neben ihn setzen würde. Aber er hatte nicht die Fassung verloren. Nur das getan, was er sich schon früher ausgedacht hatte, für den Fall, daß er in die Situation geraten würde.
    Vollkommen ruhig auf die Damentoilette gehen, die Perücke abnehmen, sie auf dem Rücken hinter den Gürtel stecken, mit der Creme, die er stets bei sich hatte, die Schminke abwischen. Und dann gehen. Die Toilette gleichzeitig mit einem anderen Mann verlassen. Die Fähigkeit zu entkommen hatte er nicht verloren.
     
    Als er sicher war, daß der Parkplatz nicht überwacht wurde, hatte er sich in seinen Wagen gesetzt und war nach Ystad gefahren. Anschließend hatte er lange geduscht und war in dem schalldichten Raum zwischen die Laken gekrochen. Er mußte vieles durchdenken. Wie dieser Kriminalbeamte, der Wallander hieß, ihn gefunden hatte, wußte er nicht. Aber irgendwo mußte er eine Spur hinterlassen haben. Das ärgerte ihn mehr, als daß es ihn beunruhigte. Die einzige Erklärung, die einen Sinn ergab, war die, daß Svedberg trotz allem ein Foto von ihm in seiner Wohnung gehabt hatte. Ein Foto von Louise. Das er nicht gefunden hatte, obwohl er die ganze Wohnung auf den

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