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Wallander 07 - Mittsommermord

Wallander 07 - Mittsommermord

Titel: Wallander 07 - Mittsommermord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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Irgendwelche Gewalttaten sind bisher anscheinend nicht zu verzeichnen. Dagegen haben die Steuerbehörden noch eine Reihe ungeklärter Fragen. Aber das gilt wohl für die meisten religiösen Sekten, die heutzutage in der westlichen Welt aktiv sind.«
    »Was passiert, wenn wir die Verkleidungen streichen?« sagte Ann-Britt. »Wenn wir sie als Oberflächenphänomen betrachten, von dem wir eigentlich absehen können. Was haben wir dann?«
    »Jugendliche«, antwortete Wallander. »Fröhliche Jugendliche. Die Feste feiern oder heiraten.«
    »Du zählst Haag also nicht mit?«
    »Nein. Er mußte zufällig dran glauben.«
    »Und Isa Edengren?«
    »Sie sollte an dem Fest teilnehmen.«
    »Das verändert das Bild trotzdem«, meinte Ann-Britt. »Ein neues Moment kommt hinzu. Sie darf nicht davonkommen. Aber wovor davonkommen? Was ist das Motiv? Haß oder Rache? Wir finden auch keine Berührungspunkte zwischen dem Brautpaar und diesen Jugendlichen. Und wie paßt Svedberg noch mit ins Bild? Was für einer Spur folgte er?«
    »Die letzte Frage können wir mittlerweile beantworten, glaube ich«, sagte Wallander. »Zumindest können wir eine provisorische Antwort geben. Svedberg kannte diesen Mann, der als Frau verkleidet war. Etwas muß ihn mißtrauisch gemacht haben. Im Laufe des Sommers, als er seine Nachforschungen anstellt, sieht er, daß er recht hat. Das muß der Grund dafür sein, daß er getötet wird. Er weiß zuviel.«
    |481| »Aber was bedeutet das alles eigentlich?« fragte Martinsson. »Zu seinem Cousin sagt Svedberg, er habe ein Verhältnis mit einer Frau, die Louise heißt. Jetzt zeigt sich, daß sie eigentlich ein Mann ist. Was Svedberg in all den Jahren wohl trotz allem entdeckt haben dürfte. Wovon sprechen wir eigentlich? Von Transvestiten? Davon, daß Svedberg doch homosexuell war?«
    »Das kann man auch anders verstehen«, erwiderte Wallander. »Ich glaube kaum, daß Svedberg eine Neigung hatte, in Frauenkleidern herumzugehen. Aber natürlich kann er homosexuell gewesen sein. Ohne daß einer von uns eine Ahnung davon hatte.«
    »Es gibt eine Person, die immer wichtiger zu werden scheint«, sagte Ann-Britt Höglund.
    Wallander wußte, wen sie meinte. Bror Sundelius. Den pensionierten Bankdirektor.
    »Das denke ich auch«, sagte er. »Ich glaube, wir haben alle Veranlassung, noch ein Zentrum zu bilden. Nicht als Alternative. Sondern als Ergänzung. Das sind die Menschen und Ereignisse, die sich um eine elf Jahre alte J O-Anzeige gruppieren. Wir wissen, daß Svedberg sich sehr sonderbar verhalten hat. Es ist vorstellbar, daß er in der einen oder anderen Weise erpreßt wurde. Oder er hatte andere Gründe, etwas zu vertuschen, was mit Stridh zu tun hatte.«
    »Wenn Bror Sundelius ebenfalls abweichende Neigungen hat, kann man es ja verstehen«, sagte Martinsson.
    Wallander nahm Anstoß an Martinssons Ausdrucksweise. Sie ließ eine unverhohlene Verachtung durchscheinen. »Homosexualität kann man wohl kaum als abweichende Neigung betrachten«, sagte er. »So hat man das in den fünfziger Jahren gesehen. Aber doch jetzt nicht mehr. Daß Menschen ihre Neigung dagegen noch immer verbergen wollen, ist ein anderes Problem.«
    Martinsson bemerkte Wallanders Kritik, sagte aber nichts. »Die Frage ist also, was Sundelius, Stridh und Svedberg aneinander band«, fuhr Wallander fort. »Drei Männer, deren Nachnamen mit S anfangen. Ein Bankdirektor, ein alkoholisierter kleiner Gauner, ein Polizist.«
    »Ob Louise wohl schon damals mit dabei war?« fragte Ann-Britt.
    |482| Wallander verzog das Gesicht. »Wir müssen ihm einen anderen Namen geben«, sagte er. »Louise verschwand auf dieser Toilette in Kopenhagen. Wir bringen uns selbst durcheinander, wenn wir den Namen Louise nicht ersetzen.«
    »Louis«, sagte Martinsson. »Ganz einfach.«
    Alle stimmten zu. Louise war provisorisch umgetauft und hatte das Geschlecht gewechselt. Jetzt suchten sie also nach einem Mann namens Louis.
    »Stridh ist tot«, ging Wallander weiter. »Aus dem Grab kriegen wir keine Zeugenaussage. Dagegen hat Rut Lundin vielleicht mehr zu sagen. Auch wenn ich es eigentlich bezweifle. Ich glaube, sie war aufrichtig. Sie wußte wohl kaum über alles Bescheid, womit Stridh so zu tun hatte.«
    »Dann bliebe also Sundelius?«
    Wallander sah Martinsson an und nickte. »Er ist wichtig«, sagte er. »So wichtig, daß wir ihn uns ein bißchen eingehender vornehmen sollten. Wir müssen genauer untersuchen, was für ein Mensch er eigentlich ist.«
    »Warum laden wir ihn

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