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Wallander 07 - Mittsommermord

Wallander 07 - Mittsommermord

Titel: Wallander 07 - Mittsommermord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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Kopf gestellt hatte. Der Gedanke beruhigte ihn zugleich. Der Kriminalbeamte war gekommen, um mit einer Frau zu sprechen. Nichts deutete darauf hin, daß er vor seinem Besuch in der Bar gewußt oder geahnt hatte, daß Louise gar nicht existierte, sondern nur ein Phantom war. Aber jetzt hatte er es natürlich verstanden.
    Der Gedanke daran, wie leicht er entkommen war, erregte ihn. Reizte ihn, weiterzugehen. Obwohl damit ein Problem verbunden war. Er hatte keine Menschen ausgewählt, die er töten konnte. Das Lager war leer. Dem ursprünglichen Plan folgend, sollte er jetzt warten. Vielleicht ein ganzes Jahr. Genau darüber nachdenken, wie er weitermachen könnte, um sich selbst zu übertreffen. Er wollte |485| so lange warten, bis man anfangen würde, ihn zu vergessen. Bis alle glaubten, es gäbe ihn nicht mehr. Erst dann wollte er wieder zuschlagen.
    Die Begegnung mit dem Polizeibeamten hatte ihn jedoch aus der Ruhe gebracht. Er konnte den Gedanken nicht mehr ertragen, ein ganzes Jahr verstreichen zu lassen, bevor er seinen neuen Auftritt hatte.
    Den ganzen Nachmittag über blieb er im Bett liegen und versuchte, das Problem methodisch zu bearbeiten. Es gab viele denkbare Möglichkeiten. Viele Auswege. Mehrmals war er nahe daran, aufzugeben.
    Schließlich meinte er jedoch, eine Lösung gefunden zu haben. Sie würde allerdings von dem Plan abweichen, den er zuvor aufgestellt hatte, und damit in vieler Hinsicht nicht zufriedenstellend sein. Aber so, wie die Situation war, hatte er keine Alternative. Außerdem war es eine große Verlockung. Je mehr er über den Plan nachdachte, um so klarer trat dessen Genialität hervor. Er würde ein Bild arrangieren, wie niemand es sich vorstellen konnte. Und das nachher auch niemand verstehen würde. Er würde ein Rätsel erschaffen, das niemand jemals würde lösen können. Den unsichtbaren Schlüssel dazu würde er in die Dunkelheit hinauswerfen, wo niemand ihn finden konnte.
    Am späten Nachmittag faßte er seinen Entschluß. Es sollte Wallander sein. Der Polizist. Und es sollte bald geschehen. Am nächsten Tag würde Svedberg begraben werden. Den Tag benötigte er auch für seine Vorbereitungen. Er lächelte bei dem Gedanken daran, daß Svedberg ihm praktisch half. Für die Dauer der Beerdigung würde die Wohnung des Polizisten leer sein. Svedberg hatte mehrfach erwähnt, daß Wallander geschieden war und seine freie Zeit hauptsächlich allein verbrachte.
    Länger als bis zum Mittwoch wollte er danach nicht warten.
    Der Gedanke daran ließ seine Erregung wieder steigen.
    Er würde diesen Polizisten erschießen. Und ihm dann eine Verkleidung geben. Aber nicht irgendeine.

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    Der Montag war ein verlorener Tag gewesen.
    Das war der erste Gedanke, der Wallander durch den Kopf ging, als er am Dienstagmorgen erwachte. Zum erstenmal seit langem fühlte er sich ausgeschlafen. Schon um neun Uhr am Abend hatte er das Präsidium verlassen. Es war, als sei er zu einem persönlichen Rückzug gezwungen gewesen. Er konnte ganz einfach nicht mehr. Er war auf direktem Weg in die Mariagata gefahren, hatte in der Küche ein paar trockene Brote gegessen und war anschließend ins Bett gegangen. Er erinnerte sich an nichts mehr, nachdem er die Nachttischlampe ausgeknipst hatte.
    Es war sechs Uhr. Er lag regungslos im Bett. Durch den Spalt in der Gardine sah er ein Stück blauen Himmel. Der Montag war ein verlorener Tag gewesen, dachte er erneut. Nichts hatte sie weitergebracht. Er hatte mit zwei Landbriefträgern gesprochen. Keiner von beiden hatte ihm etwas sagen können, was von Bedeutung gewesen wäre. Zwei freundliche Männer, die wortreich auf seine Fragen antworteten. Aber in der Ermittlung herrschte weiter Flaute. Gegen sechs Uhr hatte Wallander mit den anderen aus der Gruppe konferiert. Zu diesem Zeitpunkt hatten sie mit allen Briefträgern gesprochen, die auf ihren Listen standen. Aber wonach hatten sie eigentlich fragen können? Und welche Antworten hatten sie bekommen? Wallander hatte sich eingestehen müssen, daß es eine falsche Spur war, eine Eingebung, die nicht zum gewünschten Ziel geführt hatte.
    Doch nicht allein die Landbriefträger waren eine Sackgasse gewesen. Lone Kjær hatte aus Kopenhagen angerufen und ihm mitgeteilt, daß von der Theke im
Amigo
keine Fingerabdrücke abgenommen werden konnten. Sie hatten es auch mit dem Barhocker versucht, doch nirgendwo Abdrücke sichern können. Wallander hatte das auch kaum erwartet. Aber gehofft hatte er es doch. |487| Durch den

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