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Wallander 07 - Mittsommermord

Wallander 07 - Mittsommermord

Titel: Wallander 07 - Mittsommermord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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die Anmeldung, um sie zu empfangen. Thurnberg war bereits da. Sie wechselten ein paar Worte. Keiner erwähnte den Zeitungsartikel.
    Der Wagen stoppte. Der Reichspolizeichef war in Uniform, die Ministerin in einem passenden Beerdigungskostüm. Sie stellten sich vor und begrüßten sich. In Lisa Holgerssons Büro war für Kaffee gedeckt. Bevor sie eintraten, nahm sie Wallander zur Seite.
    »Sie haben im Flugzeug die Zeitung gelesen«, sagte sie. »Der Reichspolizeichef ist sehr ungehalten.«
    »Und die Ministerin?«
    »Eher zurückhaltend. Sie will wohl wissen, was wahr ist an der Sache, bevor sie sich äußert.«
    »Soll ich auf den Artikel eingehen?«
    »Nur wenn sie selbst darauf zu sprechen kommen.«
    Sie setzten sich. Wallander nahm Beileidsbekundungen wegen Svedbergs Tod entgegen. Danach war er an der Reihe. Als er ein paar Stunden zuvor ins Präsidium gekommen war, hatte er sich notiert, was er sagen wollte. Jetzt konnte er seinen Zettel nicht finden. Er wußte, daß er ihn in der Hand gehabt hatte, als er sein Büro verließ. Vermutlich hatte er ihn auf der Toilette vergessen.
    Er machte sich nicht die Mühe, ihn zu holen. Was er sagen wollte, hatte er sowieso im Kopf. Am wichtigsten war, daß sie jetzt eine Spur hatten. In die Ermittlung war Bewegung gekommen. Sie traten nicht mehr auf der Stelle.
    »Das Ganze ist sehr bedauerlich«, sagte der Reichspolizeichef, nachdem Wallander geendet hatte. »Bedauerlich und ernst. Die Drohbilder verstärken sich. Polizisten und feiernde Jugendliche, die erschossen werden. Außerdem ein Brautpaar. Ich gehe davon aus, daß wir in der allernächsten Zeit die Aufklärung erleben. Und wenn Ihnen jetzt der Durchbruch gelungen ist, freut das niemanden mehr als mich.«
    Wallander hatte den Eindruck, daß der Reichspolizeichef wirklich besorgt war. Es war nicht nur eine oberflächliche Floskel, sondern etwas, was tiefer reichte.
    »Eine Gesellschaft kann sich nie ganz gegen Geistesgestörte |492| schützen«, meinte die Ministerin. »Massenmorde kommen sowohl in Demokratien als auch in Diktaturen vor, und auf allen Kontinenten.«
    »Und es kommt noch eins hinzu«, sagte Wallander. »Geistesgestörte verhalten sich nie auf die gleiche Art und Weise. Sie können nie als Gruppe beschrieben werden. Außerdem planen sie ihre Taten meistens sehr detailliert. Sie tauchen aus dem Nichts auf, sind selten vorbestraft und können dann spurlos wieder im Dunkel verschwinden.«
    »Bürgernahe Polizisten«, sagte der Reichspolizeichef. »Damit müssen wir anfangen.«
    Wallander begriff nicht ganz den Zusammenhang von bürgernahen Polizisten und Wahnsinnigen. Aber er sagte nichts. Und es wurde auch nicht weiter auf die ständig neuen Polizeistrategien eingegangen, die in der Reichspolizeibehörde ausgebrütet wurden. Die Ministerin stellte Thurnberg ein paar Fragen. Dann war die Berichtsstunde vorbei. Als sie zum Essen gehen wollten, entdeckte der Reichspolizeichef, daß in seinem Aktenkoffer einige Papiere fehlten.
    »Meine Sekretärin wird mal wieder vertreten«, sagte er finster. »Immer ist irgend etwas nicht in Ordnung. Man kann sich kaum ihre Namen merken, schon sind sie wieder fort.«
    Sie machten einen kurzen Rundgang durchs Präsidium. Wallander hielt sich im Hintergrund. Die Ministerin ging langsamer, bis sie neben ihm war.
    »Ich habe von einer Anzeige gegen Sie gehört. Ist an der Sache etwas dran?«
    »Ich mache mir keine Sorgen«, antwortete Wallander. »Der Mann befand sich auf abgesperrtem Gelände. Es war kein tätlicher Angriff.«
    »Das habe ich auch nicht geglaubt«, sagte sie aufmunternd.
    Als sie zur Anmeldung zurückkamen, stellte auch der Reichspolizeichef Wallander eine Frage nach der Anzeige.
    »Überaus bedauerlich«, meinte er. »Gerade jetzt.«
    »Es ist immer bedauerlich«, entgegnete Wallander. »Aber ich kann Ihnen nur das gleiche antworten wie der Ministerin. Es war keine Tätlichkeit.«
    |493| »Was war es dann?«
    »Nichts, als daß ein Mann sich auf abgesperrtem Gelände befand.«
    »Ein gutes Verhältnis der Polizei zur Allgemeinheit und zu den Massenmedien ist von größter Wichtigkeit.«
    »Wenn die Anzeige vom JO untersucht worden ist, werde ich dafür sorgen, daß die Zeitungen informiert werden«, gab Wallander zurück.
    »Davon möchte ich gern eine Kopie bekommen«, sagte der Reichspolizeichef. »Bevor die Mitteilung an die Medien geht.«
    Wallander versprach es. Dann entschuldigte er sich, daß er nicht mit zum Essen kommen könne. Statt dessen ging er

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