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Wallander 07 - Mittsommermord

Wallander 07 - Mittsommermord

Titel: Wallander 07 - Mittsommermord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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Nichts. Nicht einmal |517| Staub. Er setzte sich wieder aufs Bett. Die Wände waren nackt. Abgesehen von einer Lampe nichts. Er versuchte, die Anwesenheit des Mannes zu erspüren. Åke Larstam, 44   Jahre alt. Geboren in Eskilstuna. Absolvent von Chalmers. Ingenieur. Umgeschult zum Briefträger.
Plötzlich gehst du los und tötest acht Menschen. Von dem Polizisten und dem Fotografen einmal abgesehen, waren sie alle verkleidet. Aber der Fotograf gehörte nicht dazu. Er war nur zufällig da. Und den Polizisten hast du getötet, weil er hinter dein Geheimnis gekommen war. Seine Befürchtung hatte sich bewahrheitet. Aber die anderen waren verkleidet. Sie waren fröhlich. Warum hast du sie getötet? Hast du alles hier geplant? In deinem schalldichten Zimmer?
    Wallander konnte die Anwesenheit des Täters nicht fühlen. Er stand auf und ging ins Wohnzimmer. Blickte sich um. Überall diese Porzellanfiguren. Hunde und Hähne, Rokokodamen, Zwerge und Trolle. Es ist wie ein Puppenhaus, dachte er. Ein Puppenhaus mit einem Wahnsinnigen darin. Einem Wahnsinnigen mit schlechtem Geschmack. Du füllst dein Leben mit billigen Souvenirs. Die Frage ist, wo du dich gerade befindest. Jetzt, wo wir dich gestellt haben.
    Ann-Britt Höglund erschien in der Küchentür. Wallander sah sogleich, daß sie etwas gefunden hatte.
    »Ich glaube, das solltest du dir einmal ansehen«, sagte sie.
    Wallander folgte ihr in die Küche. Eine der Schubladen war herausgezogen. Sie hatte sie auf den Tisch gestellt. In der Schublade waren Papiere. Einige hatte sie schon herausgenommen. Rechnungen und Broschüren. Obenauf lag jetzt ein Blatt Rechenpapier, von einem Block abgerissen. Auf dem Blatt stand etwas mit Bleistift geschrieben. Wenn es Larstams Handschrift war, schrieb er unregelmäßig und ruckhaft. Wallander setzte die Brille auf und las den Text. Es waren nur acht Worte. Wie ein makabres Gedicht.
Nummer 9.   Mittwoch 21.   Glück kommt, Glück geht.
Die Bedeutung war Wallander im Nu klar, er verstand die Worte genau so, wie Ann-Britt Höglund sie verstanden hatte.
    »Er hat schon acht Menschen getötet«, sagte er. »Hier spricht er von Nummer neun.«
    »Der 21. ist heute«, sagte sie. »Und es ist Mittwoch.«
    |518| »Wir müssen ihn fassen«, sagte Wallander. »Bevor er es tut.«
    »Was bedeutet der Rest? ›Glück kommt, Glück geht‹?«
    »Das bedeutet, daß Åke Larstam keine fröhlichen Menschen erträgt.«
    Wallander erzählte ihr, was Albinsson gesagt hatte. »Wie findet man einen fröhlichen Menschen?« fragte sie. »Das tut man nicht. Man sucht sie.«
    Er fühlte, wie seine Magenschmerzen wiederkamen.
    »Eins ist komisch«, sagte sie. »Er redet von einer Nummer neun. Einer einzelnen Person. Früher hat er sich immer mehrere vorgenommen. Wenn man von Svedberg absieht.«
    »Svedberg gehört nicht ins Bild. Du hast recht, er weicht vom Üblichen ab. Aber warum?«
    Es war zwanzig Minuten nach vier. Wallander trat ans Fenster und sah hinaus. Noch keine Morgendämmerung. Irgendwo dort draußen im Dunkeln war Åke Larstam. Wallander spürte, wie Panik in ihm aufstieg. Wir kriegen ihn nicht, dachte er. Er schlägt wieder zu. Und wir kommen zu spät.
    Er hat sein Opfer bereits ausgewählt. Wir haben keine Ahnung, wer es sein könnte. Wir wissen nicht einmal, in welche Richtung wir uns wenden sollen. Wir wissen nichts.
    Wallander blickte Ann-Britt Höglund an.
    Dann zog er ein Paar Gummihandschuhe über und begann, die restlichen Papiere in der Schublade durchzusehen.

|519| 33
    Das Meer.
    So hatte er sich immer den letzten und endgültigen Fluchtweg vorgestellt. Einfach hinauszuwandern. Langsam zu sinken, in eine unendliche Tiefe, in der Dunkel und Schweigen herrschten und in der niemand irgendwelche Spuren verfolgen konnte.
    In der Tiefe des Meeres stellte er sich das letzte Versteck vor. Die letzte Möglichkeit des Entkommens.
    Er hatte eins seiner Autos genommen und war ans Meer westlich von Ystad gefahren. Mossbystrand lag in der Augustnacht einsam und verlassen da. Nur vereinzelt fuhren oben auf der Straße nach Trelleborg Autos vorüber. Er hatte so geparkt, daß kein Licht von der Straße ihn erfassen konnte. Aber er hatte den Wagen so gestellt, daß er entkommen konnte. Falls jemand ihn verfolgte.
    Die Lichter hatte er ausgeschaltet. Um ihn her Dunkel. Durch das offene Fenster vernahm er das Rauschen des Meeres. Es war windstill und warm. Langsam und methodisch hatte er alles durchdacht, was geschehen war. Es gab einen Punkt in dem

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