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Wallander 07 - Mittsommermord

Wallander 07 - Mittsommermord

Titel: Wallander 07 - Mittsommermord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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Wahrscheinlichkeit, daß jemand dorthin käme, war gering. Es gab auch dort eine Hintertür, und er würde leicht entkommen können, falls trotz allem jemand versuchen sollte einzudringen.
    Er ließ den Motor an und schaltete das Licht ein. Bald würde es dämmern. Er mußte jetzt schlafen. Sich ausruhen vor dem, was ihn erwartete.
    Er fuhr wieder zur Straße hinauf und kehrte nach Ystad zurück.
    ***
    |522| Als die Uhr auf fünf zuging, begann Wallander zu erkennen, was Åke Larstam kennzeichnete. Er war ein Mensch, der, umgeben von billigen und geschmacklosen Porzellanfiguren, ein nahezu spurenloses Leben lebte. Sie waren inzwischen den größten Teil der Wohnung durchgegangen, ohne einen einzigen Hinweis darauf zu finden, wer tatsächlich hier wohnte. Sie hatten keine persönlichen Papiere gefunden, weder Briefe noch irgend etwas anderes. Sie hatten überhaupt kein einziges Dokument gefunden, auf dem der Name Åke Larstam geschrieben stand. Noch weniger war es ihnen gelungen, ein Foto zu entdecken. Gemeinsam hatten sie auch den Keller und den Speicher durchgesehen. Der Keller war leer. Es gab nicht einmal Staub. Auf dem Speicher hatte eine verschlossene alte Kleidertruhe gestanden. Als sie sie aufbrachen, stellte Wallander zu seiner Verzweiflung fest, daß sie voller beschädigter Porzellanfiguren war. Hinterher hatte er seine Mitarbeiter in der Küche der Wohnung versammelt, während Nybergs Techniker die Arbeit im Wohnzimmer beendeten.
    »So etwas habe ich noch nie erlebt«, sagte Wallander. »Dieser Mann namens Åke Larstam scheint nicht zu existieren. Wir finden keine Papiere, kein Dokument, nichts, was seine Existenz bekräftigt. Dennoch wissen wir, daß es ihn gibt.«
    »Vielleicht hat er noch eine andere Wohnung«, schlug Martinsson vor.
    »Er könnte zehn Wohnungen haben«, entgegnete Wallander. »Er könnte Häuser und Sommerhäuser besitzen. Das Problem ist, daß wir nichts finden, was uns auf den Weg dahin bringt.«
    »Kann er abgehauen sein?« fragte Hansson. »Hat er eingesehen, daß wir ihm ganz dicht auf den Fersen sind?«
    »Die Leere hier macht nicht den Eindruck, als sei sie das Resultat einer Putzaktion«, sagte Wallander. »Er hat so gelebt. In einem schallisolierten Raum. Aber das spricht natürlich nicht dagegen, daß du im Prinzip recht haben kannst. Ich wünsche mir fast, es wäre so. Aber du weißt genausogut wie ich, was dagegen spricht.«
    Das Blatt Papier lag auf dem Tisch vor ihnen.
    »Interpretieren wir es vielleicht falsch?« fragte Ann-Britt Höglund.
    »Was da steht, das steht da. Nyberg vermutet außerdem, es sei |523| erst kürzlich geschrieben. Er behauptet, er könne das an der Konsistenz der Bleistiftspur erkennen. Wie immer er es anstellen mag, das zu entscheiden.«
    »Kann man nicht auch fragen, warum er es überhaupt geschrieben hat?«
    Die Frage kam von Martinsson.
    »Du hast recht«, überlegte Wallander. »Das ist keine ganz unwichtige Frage. Es ist das einzige persönliche Papier, das wir gefunden haben. Wir finden es zwischen einer Menge anderer Papiere. Was bedeutet das? Wenn wir davon ausgehen, ich habe recht damit, daß er da war, als Nyberg und ich hereinkamen. Die Hintertür war nicht geschlossen. Eine überstürzte Flucht.«
    »Trotz allem war es ein Papier, das er nicht mehr mitnehmen konnte?«
    Das Gespräch wurde jetzt von Martinsson und Wallander bestritten.
    »Das ist die wahrscheinliche Erklärung.«
    »Was für eine Alternative sollte es denn geben?«
    »Daß er den Zettel geschrieben hat, damit wir ihn finden.«
    Keiner verstand, was Wallander meinte. Er wußte selbst, daß sein Gedankengang äußerst brüchig war.
    »Was wissen wir von Åke Larstam? Er hat die Fähigkeit, sich Informationen zu verschaffen. Er knackt Geheimnisse. Ich will nicht behaupten, daß er Zugang zu den Ergebnissen unserer Ermittlung hat. Aber ich glaube, daß diese Informationen, die er sich verschafft, mit einem großen Maß an Vorausschau gepaart sind. Nehmen wir einmal an, er hat mit der Möglichkeit gerechnet, daß wir ihn finden. Daß wir ihm dicht auf den Fersen sind. Zumindest sollte der Gedanke ihm gekommen sein, nachdem ich ihn in dieser Bar in Kopenhagen aufgestöbert habe. Was macht er? Er bereitet eine Flucht vor. Hinterläßt aber gleichzeitig einen Gruß an uns. Von dem er annimmt, daß wir ihn finden.«
    »Aber warum sollte er das tun? Was beabsichtigt er damit?«
    Wieder war es Martinsson, der fragte.
    »Er fordert uns heraus. Das ist nicht ungewöhnlich. Daß

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