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Wallander 07 - Mittsommermord

Wallander 07 - Mittsommermord

Titel: Wallander 07 - Mittsommermord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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Verrückte versuchen, die Polizei zu demütigen. Er muß ja nach dem Abend in Kopenhagen triumphiert haben. Sich hinauszuwagen, |524| als das Bild von Louise gerade in dänischen Zeitungen veröffentlicht worden ist, und mir dann noch zu entkommen.«
    »Es ist trotzdem sehr merkwürdig. Daß wir es an genau dem Tag finden, an dem er angeblich wieder zuschlagen will.«
    »Er konnte ja nicht wissen, daß wir heute nacht hierherkommen würden.«
    Wallander merkte, wie vage und wenig überzeugend sein Gedankengang klang. Deshalb ließ er ihn jetzt fallen.
    »Wir müssen das trotzdem ernst nehmen«, sagte er. »Daß er vorhat, wieder zuzuschlagen.«
    »Haben wir überhaupt irgend etwas, von dem wir ausgehen können?«
    Die Frage kam von der Tür. Dort stand Thurnberg.
    »Nein«, antwortete Wallander. »Wir haben nichts.«
    Keiner sagte etwas. Wallander wollte der Resignation entgegenwirken, die sich breitzumachen drohte.
    »Wir können nur eins tun«, sagte er. »Noch einmal unser gesamtes Material durchsehen. Noch einmal einen Blick zurückwerfen. Und hoffen, dabei etwas zu sehen, was uns bisher entgangen ist. Ein Muster. Das uns auch erzählt, wer die neunte Person ist. Trotz allem hat eine Voraussetzung sich dramatisch verändert. Wir wissen, wer der Mörder ist, nach dem wir suchen. Ein ehemaliger Ingenieur, der sich zum Briefträger hat umschulen lassen.«
    »Du glaubst also, daß es sich so verhalten kann?« sagte Thurnberg. »Daß es im Agieren dieses Mannes eine ablesbare Logik gibt? Die wir bisher nicht gesehen haben?«
    »Ich kann darauf nur antworten, daß ich es nicht weiß. Aber ich kann vor allem keine Alternative sehen. Außer die Hände in den Schoß zu legen und auf das Eintreffen der nächsten Katastrophe zu warten.«
    Es war inzwischen zwanzig nach fünf geworden. Wallander schlug vor, daß sie sich um acht Uhr wieder treffen sollten. Das würde allen die Möglichkeit geben, sich eine Stunde auszuruhen. Das Haus sollte weiter bewacht werden. Außerdem würde man jetzt anfangen, die Hausbewohner zu wecken. Was wußten sie über ihren Nachbarn? Das Haus war im Besitz einer Wohnungsbaugesellschaft. Wallander meinte, es könne sich lohnen, sofort zu |525| untersuchen, ob die Gesellschaft vielleicht eine weitere Wohnung an Larstam vermietet hatte. Hansson versprach, sich darum zu kümmern.
    Nyberg wartete, bis alle außer Wallander gegangen waren.
    »Es ist eine sehr gut geputzte Wohnung«, sagte er. »Aber wir haben Fingerabdrücke.«
    »Und sonst?«
    »Eigentlich nichts.«
    »Keine Waffen?«
    »Das hätte ich dir wohl gesagt.«
    Wallander nickte. Nybergs Gesicht war grau vor Erschöpfung.
    »Du hast bestimmt recht«, sagte Wallander, »wenn du meinst, daß dieser Mann keine glücklichen Menschen mag.«
    »Kriegen wir ihn?«
    »Früher oder später. Aber ich habe Angst vor dem, was heute passiert.«
    »Kann man nicht eine allgemeine Warnung veranlassen? Übers Radio?«
    »Und was sollen wir da sagen? Daß die Leute nicht lachen sollen? Er hat seine Wahl längst getroffen. Vermutlich ist es eine Person, die nicht die leiseste Ahnung davon hat, daß jemand ihr folgt.«
    »Da stehen die Chancen noch besser, daß wir dahinterkommen, wo Larstam sich versteckt hält.«
    »Das denke ich auch. Wir wissen nicht, wieviel Zeit wir noch haben. Die Jugendlichen draußen im Reservat hat er am Abend oder in der Nacht getötet. Das Brautpaar am Nachmittag. Und Svedberg kann am Vormittag erschossen worden sein. Er schlägt also zu jeder Tageszeit zu.«
    »Sollte man sich nicht noch etwas anderes fragen? Vielleicht hat er gar kein Versteck. Keine andere Wohnung, keine Verwandten, kein Sommerhaus. Wo versteckt er sich dann?«
    Natürlich hatte Nyberg recht. Wallander hatte diese Möglichkeit nicht bedacht. Die Erschöpfung bewirkte offensichtlich Aussetzer in seinem Urteilsvermögen.
    »Und wie lautet deine Antwort?«
    Nyberg zuckte die Schultern. »Wir wissen, daß er ein Auto hat. |526| Man kann sich immer auf einer Rückbank zusammenrollen. Außerdem ist es immer noch warm. Schlimmstenfalls schläft er im Freien. Er kann sich irgendwo eine Laubhütte gebaut haben. Oder er hat ein Boot. Es gibt viele Möglichkeiten.«
    »Zu viele«, sagte Wallander. »Und zu wenig Zeit, um überall zu suchen.«
    »Ich kann es nachvollziehen, in welcher beschissenen Lage du bist«, sagte Nyberg. »Das kannst du mir glauben.«
    Nyberg war äußerst sparsam mit Gefühlsäußerungen. Wallander fühlte sich gestärkt. In ebendiesem Moment kam er

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