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Wallander 07 - Mittsommermord

Wallander 07 - Mittsommermord

Titel: Wallander 07 - Mittsommermord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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seltsame Protokolle geführt. Flaschenpost geschickt. Jörgen war meistens der Protokollführer. Ich mußte ihm beibringen, wie man Paragraphen aufsetzt.«
    »Existieren die Protokolle noch?«
    »Nach seinem Tod habe ich sie in eine Kiste gelegt. Da liegen sie immer noch.«
    Namen, dachte Wallander. Ich brauche Namen. In erster Linie Namen.
    »Können Sie sich an die Namen von Jörgens Freunden erinnern?«
    |555| »An einige. Aber nicht an alle.«
    »Aber die Namen stehen vermutlich in den Protokollen?«
    »Wahrscheinlich.«
    »Dann holen wir sie. Dies kann wichtig sein.«
    Er sagte das so überzeugend, daß Edengren gar nicht auf die Idee kam, Einwände zu erheben. Wallander bot ihm an, einen Streifenwagen nach Skårby zu schicken. Aber Edengren lehnte ab. Er wollte sie selbst holen.
    In der Tür wandte er sich um. »Ich weiß nicht, wie ich das aushalten soll«, sagte er. »Beide Kinder zu verlieren. Was bleibt dann noch?«
    Er wartete nicht auf Antwort. Wallander dachte, daß er auch keinen Trost gewußt hätte. Er stand auf und ging ins Sitzungszimmer. Ebba war noch nicht zurück. Er ging zur Anmeldung. Niemand hatte sie kommen sehen. Wallander ging in sein Büro und rief seine eigene Nummer in der Mariagata an. Er ließ es achtmal klingeln, bevor er aufgab. Ebba mußte die Wohnung schon wieder verlassen haben.
    Nach vierzig Minuten war Edengren zurück. Er legte einen braunen Umschlag vor Wallander auf den Tisch. »Das ist alles. Ich glaube, es sind insgesamt elf Protokolle. Sie haben das mit ihren Protokollen nicht so ernst genommen.«
    Wallander blätterte die Papiere durch. Sie waren mit der Maschine geschrieben und hatten zahlreiche Tippfehler. Insgesamt fand er sieben Namen. Keinen von ihnen kannte er. Soweit er sich erinnern konnte, war keiner der Nachnamen bisher in der Ermittlung aufgetaucht. Noch eine blinde Spur, dachte er. Ich glaube immer noch, daß Åke Larstam Spuren hinterläßt, die sich zuweilen zu logischen Mustern zusammensetzen lassen. Aber er hinterläßt fast keine Abdrücke.
    Dennoch ging er ins Sitzungszimmer, reichte Martinsson die Protokolle, erklärte, worum es sich handelte, und bat ihn, die Namen zu untersuchen. Wallander hatte noch nicht einmal den Raum verlassen, als Martinsson ihn schon zurückrief und auf einen Namen zeigte. Stefan Berg.
    »Hieß nicht einer der Briefträger Berg? Einer von denen in dieser schönen Postbroschüre?«
    |556| Wallander hatte es vergessen. Er sah sofort ein, daß Martinsson recht hatte.
    »Ich rufe ihn an«, sagte er. »Jetzt sofort.«
    Martinsson war bereits auf dem Weg zum Telefon. Wallander kehrte zu Edengren zurück. Unmittelbar vor der Tür hielt er inne. Gab es noch etwas, wonach er fragen mußte? Er entschied, daß es nichts mehr gab. Als er ins Zimmer trat, stand Edengren am Fenster. Er drehte sich um, als er Wallander hörte. Zu seinem Erstaunen konnte Wallander sehen, daß seine Augen gerötet waren.
    »Sie können jetzt nach Hause fahren«, sagte er. »Ich glaube nicht, daß wir Ihre Zeit länger in Anspruch nehmen müssen.«
    Edengren sah ihn mit einem forschenden Blick an. »Kriegen Sie ihn? Den Mann, der Isa getötet hat?«
    »Ja. Wir kriegen ihn.«
    »Warum hat er das getan?«
    »Das wissen wir nicht.«
    Edengren reichte ihm die Hand. Wallander begleitete ihn hinaus. Ebba saß noch nicht wieder an ihrem Platz.
    »Wir bleiben bis nach der Beerdigung in Schweden«, sagte Edengren. »Danach weiß ich nicht richtig. Vielleicht gehen wir aus Schweden weg. Vielleicht verkaufe ich den Hof in Skårby. Die Vorstellung, nach Bärnsö zurückzukehren, ist auch nicht leicht.«
    Edengren ging, ohne auf Antwort zu warten. Wallander blickte ihm lange nach.
    Als er wieder ins Sitzungszimmer trat, hatte Martinsson den Landbriefträger Berg am Apparat. Wallander stellte sich daneben und hörte zu. Dann gewann seine Rastlosigkeit wieder die Oberhand. Er ging hinaus in den Flur. Wir warten, dachte er. Wir flüchten uns in ununterbrochene Aktivitäten. Wir reden am Telefon, blättern in unseren Mappen, führen einsilbige Gespräche, ziehen Schlüsse. Aber eigentlich tun wir nur eins, warten. Åke Larstam hat zumindest im Augenblick einen Vorsprung, den wir nicht aufholen können.
    Er hörte, wie Martinsson das Gespräch beendete, und ging wieder hinein.
    »Es stimmt«, sagte Martinsson. »Stefan Berg ist sein Sohn. Zur Zeit studiert er an einer Universität in Kentucky.«
    |557| »Und wohin bringt uns das?«
    »Nirgendwohin, soweit ich sehen kann. Berg war

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