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Wallander 07 - Mittsommermord

Wallander 07 - Mittsommermord

Titel: Wallander 07 - Mittsommermord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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zitterte.
    Dann schlug er die Plane zurück und warf sich selbst zur Seite. Das Dingi schwankte heftig, und er wäre beinah im Wasser gelandet, doch es gelang ihm noch, einen Fender zu fassen. Nichts geschah. Mit einem einzigen Ruck riß er die eine Seite der Plane auf. Das Cockpit war leer. Die kleinen Mahagonitüren zur Kabine waren offen. Er konnte hinunterblicken. Die Kajüte war ebenfalls leer. Er hangelte sich an Bord. Die Pistole hielt er noch immer in der Hand. Es waren zwei Stufen hinunter zu den beiden Kojen und den kleinen runden Bullaugen. Es war kein Bettzeug da. Nur Auflagen mit Plastikbezug.
    Wallander stieg wieder ins Cockpit hinauf. Er war vollkommen naßgeschwitzt. Die Pistole steckte er in die Tasche. Dann ruderte er mit dem Beiboot zurück.
    Die Menschen mit den Weingläsern standen an der Reling und starrten ihn an. Der Glatzkopf ließ sich die Leine zuwerfen. Wallander hievte sich an Bord.
    »Vielleicht darf man jetzt um eine Erklärung bitten«, sagte er.
    »Nein«, entgegnete Wallander.
    |548| Er hatte es jetzt eilig. Die große Besetzung konnte jeden Moment ausrücken. Das mußte er verhindern. Larstam war nicht in dem Boot gewesen. Das konnte bedeuten, daß sie ihm zum erstenmal einen Schritt voraus waren. Wallander stand auf dem Steg und rief Martinsson an.
    »Wir sind schon unterwegs«, sagte dieser.
    »Blas es ab!« rief Wallander. »Kein Wagen hierher. Komm allein.«
    »Ist etwas passiert?«
    »Er ist nicht hier.«
    »Woher weißt du das?«
    »Ich weiß es.«
    Martinsson verstummte.
    »Du bist an Bord gegangen«, sagte er schließlich. »Oder?«
    »Es eilt«, sagte Wallander. »Über den Rest reden wir ein andermal.«
    Martinsson kam nach fünf Minuten. Wallander erklärte ihm seinen Gedanken, daß Larstam auf dem Weg hierher sein könne. Als Martinsson die aufgerissene Plane erblickte, schüttelte er den Kopf.
    »Wir müssen das wieder ordentlich schließen«, sagte Wallander. »Einer von uns hält Wache hier auf dem Steg. Falls er kommt. Der Hafen muß überwacht werden.«
    Martinsson hielt Ausschau zur Landseite hin, während Wallander in aller Eile das Cockpit und die Kojen durchsuchte. Er fand nichts. Larstam hinterließ nirgendwo Papiere.
    Als die Plane wieder befestigt war, sprang er auf den Steg zurück.
    »Wie bist du an Bord gekommen?« fragte Martinsson.
    »Ich habe ein Dingi geliehen.«
    »Du bist wahnsinnig.«
    »Kann sein. Aber ganz sicher bin ich nicht, daß du recht hast.«
    Martinsson ging zu dem Polizisten, den Wallander zum Parkplatz geschickt hatte, und sprach mit ihm. Jetzt sollte er den Hafen und den Steg im Auge behalten. Martinsson rief über Telefon weitere Polizisten herbei.
    »Du solltest nach Hause fahren und dein Hemd wechseln«, |549| sagte Martinsson und betrachtete Wallander mit einem prüfenden Blick.
    »Das werde ich«, gab Wallander zurück. »Aber vorher gehen wir dies hier noch mit den anderen durch.«
     
    Keiner im Präsidium fragte danach, wie er an Bord des Kutters gekommen sei. Auch dachte keiner daran, ihn zu fragen, ob er es allein getan habe. Martinsson saß stumm am Tisch. Wallander sah ihm an, wie entrüstet er war. Aber daran ließ sich im Moment nichts ändern.
    »Es kann sein, daß wir ihm zum erstenmal einen Schritt voraus sind«, sagte Wallander. »Aber das muß natürlich nicht bedeuten, daß er im Boot schlafen wird. Wahrscheinlich rechnet er mit der Möglichkeit, daß wir es schon gefunden haben.«
    »Dann stehen wir also wieder einmal am Ausgangspunkt«, sagte Ann-Britt Höglund. »Können wir wirklich nichts tun, um ihn aufzuspüren? Und wer ist diese neunte Person?«
    »Wir müssen weitersuchen«, sagte Wallander. »Er hat Isa Edengrens Namen benutzt, um seinen Liegeplatz zu mieten. Er folgt keinem Schema. Jeder seiner Schritte ist für uns überraschend. Wir können nichts anderes tun, als weiter in den Ermittlungsunterlagen zu suchen. Irgendwo finden wir den springenden Punkt. An dem sich alles öffnet. Davon bin ich überzeugt.«
    Wallander hatte das Gefühl, eine Anzahl ungläubiger Mitarbeiter von der einzig wahren Lehre überzeugen zu müssen. Andererseits wußte er nicht, was er statt dessen hätte tun sollen. Im Augenblick hatte er lediglich einen einzigen ungeprüften Gedanken im Kopf.
    »Isa Edengren«, sagte er. »Warum hat Larstam ihren Namen benutzt? Ist das Zufall? Oder steckt etwas dahinter?«
    »Isa soll übermorgen beerdigt werden«, sagte Martinsson.
    »Jemand soll ihre Eltern anrufen. Ihr Vater oder die Mutter

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