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Wallander 07 - Mittsommermord

Wallander 07 - Mittsommermord

Titel: Wallander 07 - Mittsommermord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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Verwunderung stimmte er zu. Mit dem gleichen Argument, das Wallander benutzt hatte. Daß es keine Alternative gab.
    »Wir können nur hoffen, daß unsere Deutung des Papiers, das |564| wir in seiner Wohnung gefunden haben, falsch ist«, sagte Thurnberg. »Was wir vor allem brauchen, ist Zeit. Um das Gesicht in die Medien zu bringen. Um tiefer in diesen dunklen Menschen einzudringen.«
    »Um Mitternacht wissen wir es«, sagte Wallander. »Er ist kein Mann, der von seinen Plänen abweicht.«
    Damit waren sie in Gang. Es war Viertel nach fünf. Sie hatten noch zwei Stunden Zeit, um sich zu organisieren und zu verhindern, daß etwas passierte. Wallander nahm Martinsson mit ins Hotel Continental, während er Ann-Britt Höglund im Präsidium zurückließ. Sie hatten sofort nach ihrem Beschluß entschieden, die umliegenden Distrikte um Personal zu bitten. Wallander unterstrich, daß Schutzausrüstung für sämtliche Beteiligten eine Voraussetzung war. Åke Larstam war gefährlich. Daran war nicht zu zweifeln. Dann fuhren sie zum Hotel.
    »Ich glaube, ich habe noch nie eine kugelsichere Weste getragen«, sagte Wallander. »Außer bei Übungen.«
    »Wenn er die gleichen Waffen benutzt wie bisher, hilft die Weste«, sagte Martinsson. »Das Problem ist nur, daß er auf den Kopf zielt.«
    Wallander sah ein, daß Martinsson recht hatte. Aus dem Auto rief er im Präsidium an und teilte mit, daß Helme ebenso wichtig seien wie Westen.
    Sie parkten vor dem Haupteingang des Hotels.
    »Der Oberkellner heißt Orlovsky«, sagte Martinsson.
    »Den habe ich schon mal getroffen«, antwortete Wallander.
    Orlovsky war informiert über ihr Kommen und erwartete sie an der Rezeption. Er war ein großer und gutgebauter Mann um die Fünfzig. Wallander hatte sich vorgenommen, ihm alles offen zu sagen. Sie gingen in den Speisesaal, in dem die Vorbereitungen für die abendliche Festlichkeit auf Hochtouren liefen.
    »Wir müssen Zeit sparen«, sagte Wallander. »Deshalb wäre es gut, wenn jemand, der das Gebäude in- und auswendig kennt, Martinsson alles zeigen könnte.«
    Orlovsky rief einen Kellner zu sich, der dabei war, Tische zu decken.
    »Er ist seit zwanzig Jahren hier.«
    |565| Der Kellner hieß Emilsson. Er sah ein wenig verblüfft aus, als er erfuhr, was von ihm verlangt wurde. Aber er sagte nichts, sondern verschwand zusammen mit Martinsson.
    Wallander erzählte. Nicht alles. Doch genug, um Orlovsky den Ernst der Lage verstehen zu lassen.
    »Sollte dieses Fest nicht eher abgesagt werden?« fragte er, als Wallander verstummt war.
    »Das ist vielleicht möglich. Aber erst, wenn wir zu der Ansicht kommen, daß wir den Gästen und dem Personal keinen ausreichenden Schutz gewähren können. Und ganz so weit sind wir noch nicht.«
    Wallander wollte sehen, wie die Gäste sitzen würden. Er bat um eine Sitzordnung mit Namen. Insgesamt wurden vierunddreißig Personen erwartet. Wallander ging im Speisesaal auf und ab und versuchte, sich in Åke Larstams Vorbereitungen hineinzuversetzen. Er will nicht geschnappt werden, dachte Wallander. Von irgendwoher kommt er. Und sein Rückzugsweg danach ist klar. Er kann kaum vorhaben, vierunddreißig Personen zu töten. Aber er muß dicht an den Tisch herantreten.
    Ein Gedanke war ihm sofort gekommen. »Wie viele Kellner sind heute abend hier?« fragte er.
    »Alles in allem sind es sechs.«
    »Kennen Sie sie alle? Oder ist einer von ihnen extra für heute abend bestellt?«
    »Ein Kellner ist zur Aushilfe da.«
    »Wer ist das? Wie heißt er?«
    Orlovsky zeigte auf einen kleinen, korpulenten Mann von Mitte Sechzig, der Gläser prüfte und an die Plätze stellte.
    »Dort hinten am Tischende. Er heißt Leijde und hilft bei größeren Festlichkeiten aus. Soll ich ihn rufen?«
    Wallander schüttelte den Kopf.
    »Und was ist mit dem Küchenpersonal? Garderobenhelfer? Barmänner?«
    »Sämtlich Stammpersonal.«
    »Haben Sie Übernachtungsgäste im Hotel?«
    »Wir haben ein paar deutsche Touristen. Zwei Familien mit Kindern.«
    |566| »Sonst ist heute abend also niemand hier?«
    »Der Speisesaal ist nur für die Veranstaltung reserviert. Obwohl es nicht so viele Teilnehmer sind, daß wir nicht auch andere Gäste haben könnten. Und abgesehen von dem Personal im Speisesaal ist nur noch der Mann in der Rezeption da.«
    »Ist es noch immer Hallgren?« fragte Wallander. »Ich kenne ihn.«
    »Es ist Hallgren«, bestätigte Orlovsky. Martinsson und der Kellner kamen aus der Küche. Emilsson nahm seine unterbrochene Arbeit

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