Wallander 07 - Mittsommermord
beim Decken der Tische wieder auf. Wallander fragte sich rasch, ob auch die Bedienung mit Schutzhelm und Weste ausgerüstet werden sollte. Doch das würde Larstam sofort durchschauen. Wallander hatte auf einmal das Gefühl, daß er ganz in der Nähe war. Daß er das Hotel beobachtete.
Diese Entscheidung zu treffen war am schwierigsten. Wenn sie bewaffnete Polizisten sichtbar um das Hotel herum aufstellten, würde Larstam nicht kommen. Dann würden sie verhindern können, daß er jemanden tötete. Aber sie würden ihn nicht fassen. Und die unmögliche Jagd ginge weiter.
Wallander wollte Larstam notfalls in den Speisesaal locken. Er wollte ihn fassen. Aber bevor er einen Schuß abgeben konnte.
Martinsson zeichnete mit Orlovskys Hilfe eine Skizze der Räumlichkeiten, Ein- und Ausgänge, Speisesaal, Toiletten und Küche.
In Wallanders Kopf begann eine Vorgehensweise langsam Gestalt anzunehmen.
Die Zeit war knapp. Wallander und Martinsson kehrten ins Präsidium zurück. Dort hörten sie, daß die Verstärkungen bereits auf dem Weg waren. Ann-Britt Höglund hatte mit Lisa Holgerssons Hilfe schnell gehandelt.
Sie projizierten Martinssons Skizze an die Wand.
»Das Ganze ist sehr einfach«, sagte Wallander. »Zu irgendeinem Zeitpunkt muß Åke Larstam ins Hotel gelangen. Also muß das Gebäude umstellt werden. Nach Möglichkeit sollen die Polizisten nicht sichtbar sein. Das wird schwer, ich weiß. Aber ich möchte dennoch, daß wir es versuchen. Sonst besteht die Gefahr, daß wir ihn verscheuchen.«
|567| Er blickte sich um. Keiner hatte einen Kommentar. Er fuhr fort:
»Für den Fall, daß es ihm trotzdem gelingen sollte, den äußeren Ring zu überwinden, brauchen wir eine Bewachung im Speisesaal. Ich schlage vor, Ann-Britt und Martinsson verkleiden sich als Bedienungspersonal und tun so, als bedienten sie bei Tisch mit.«
»Mit kugelsicherer Weste und Helm?« fragte Martinsson.
»Wenn er in den Speisesaal kommt, müssen wir ihn direkt schnappen. Deshalb müssen sämtliche Ausgänge außer dem, der von der Rezeption nach draußen führt, gesperrt sein. Ich selbst bleibe in Bewegung. Ich bin ja derjenige, der ihn identifizieren kann.«
Wallander verstummte.
»Was tun wir, wenn er auftaucht?«
»Vom äußeren Ring sollen alle verdächtigen Personen mir gemeldet werden. Es geht schnell, um das Hotel herumzukommen. Ist er es, soll er festgenommen werden. Wenn er flieht, schießen wir.«
»Und wenn er trotzdem hineingelangt?«
»Ihr sollt Waffen bei euch haben«, sagte Wallander. »Und ihr müßt dann Gebrauch davon machen.«
Wallander drängte zur Eile. Die Zeit wurde immer knapper. Verstärkungen aus anderen Distrikten trafen bereits ein. Es war sechs Uhr.
Bevor sie ihre Besprechung beendeten, hatte Wallander noch etwas zu sagen. »Wir dürfen nicht davon absehen, daß er sich wieder als Frau verkleidet haben kann. Nicht als Louise. Sondern als eine andere. Wir können auch nicht ganz sicher sein, daß er wirklich auftaucht.«
»Und was tun wir dann?«
»Dann schlafen wir bis morgen früh. Das haben wir wohl alle am nötigsten.«
Kurz nach sieben waren sie an Ort und Stelle. Martinsson und Ann-Britt Höglund trugen Kellnerkleidung. Wallander hielt sich in einem Zimmer hinter der Rezeption auf. Er stand in Funkkontakt mit acht verschiedenen Empfängern außerhalb des Hotels und einem in der Küche. Die Pistole steckte in seiner Tasche. Die |568| Gäste begannen einzutreffen. Ann-Britt hatte recht gehabt: Mehrere der Ankömmlinge waren jung. So jung wie Isa Edengren. Sie waren verkleidet. Die Stimmung schlug Wellen. Lachen erfüllte die Rezeption und den Speisesaal. Wallander dachte, daß in Åke Larstam Haß aufsteigen müßte.
Wallander wartete. Es wurde acht Uhr. Nichts geschah. Er sprach ununterbrochen mit den Außenstationen. Nichts Verdächtiges. Um sieben Minuten vor halb neun kam ein Anruf aus der Supgränd, südlich des Hotels. Ein Mann war auf dem Bürgersteig stehengeblieben und blickte zu den Fenstern des Hotels auf. Wallander machte sich sofort auf den Weg, doch bevor er auf die Straße kam, war der Mann bereits weitergegangen. Im Schein einer Straßenlaterne war er von einem der Polizisten als der Besitzer eines Schuhgeschäfts in Ystad erkannt worden. Wallander kehrte zur Rezeption zurück. Aus dem Speisesaal waren altmodische Trinklieder zu hören, kurz darauf hielt jemand eine Rede. Nichts passierte. Martinsson erschien in der Tür des Speisesaals. Wallander merkte, daß die Anspannung ihn
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