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Wallander 07 - Mittsommermord

Wallander 07 - Mittsommermord

Titel: Wallander 07 - Mittsommermord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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bedeutend jüngere Frau. Wallander hatte sogleich das Gefühl, daß etwas nicht stimmte. Aber er hatte keine Zeit, sich darüber Gedanken zu machen. Er hatte keine Zeit für irgend etwas anderes, als Larstam zu fassen und die ganze entsetzliche Ermittlung abzuschließen.
    »Ich bin Polizist«, brüllte er.
    Gleichzeitig gelang es ihm, seinen Ausweis hervorzuzerren.
    »Es ist ein Unglück passiert. Haben Sie Telefon im Wagen?«
    »Nein.«
    Hat nicht heutzutage jeder ein Telefon im Auto oder in der Tasche? dachte er verzweifelt.
    »Was ist denn passiert?« fragte der Mann besorgt.
    »Das spielt keine Rolle. Aber jetzt requiriere ich Sie und Ihren Wagen. Sie fahren auf direktem Weg von hier zum Polizeipräsidium. Wissen Sie, wo das liegt?«
    »Nein, ich bin nicht von hier.«
    »Ich weiß, wo es ist«, sagte die Frau.
    »Sie fahren jetzt dahin«, fuhr Wallander fort. »Und Sie sagen, daß Larstam in Wallanders Wohnung ist. Behalten Sie das?«
    Der Mann nickte.
    »Wiederholen Sie es.«
    »Larstam ist in Wallgrens Wohnung.«
    |574| »Verdammt!
Wallander

    »Larstam ist in Wallanders Wohnung.«
    »Und dann sagen Sie, daß Wallander Unterstützung braucht. Und daß sie vorsichtig sein sollen.«
    Der Mann wiederholte, diesmal korrekt.
    »Was ist denn passiert?« fragte die Frau.
    »Das kann ich Ihnen nicht sagen. Fahren Sie jetzt!«
    Der Mann nickte. Der Wagen verschwand. Wallander hastete zurück und lugte um die Hausecke. Wie lange konnte er weggewesen sein? Kaum mehr als eine gute Minute. Larstam mußte noch da oben sein. Wallander blickte auf die Uhr. Es konnte höchstens zehn Minuten dauern, bis der erste Polizeiwagen hier war. Fragte sich nur, ob Larstam vorhatte, so lange zu warten.
    Der Schmerz pochte jetzt unter der Schädeldecke. Und er mußte pinkeln. Er knöpfte die Hose auf, ohne die Haustür aus den Augen zu lassen. Es waren drei Minuten vergangen. Wenn die Frau wirklich den Weg kannte, mußten sie schon am Präsidium sein. Wer auch immer in der Wache saß, würde begreifen, daß es wichtig war. Wallander begann zu hoffen.
    Nach siebzehn Minuten war noch kein Wagen gekommen. Wallander sagte sich, daß sie überhaupt nicht zum Polizeipräsidium gefahren waren. Sie hatten ihn gelinkt. Er war wieder am Ausgangspunkt.
    Er suchte weiter nach einer Lösung, als er plötzlich ein Geräusch hörte. Zuerst konnte er es weder lokalisieren noch identifizieren. Er horchte. Aber das Geräusch wiederholte sich nicht. Gleichzeitig hatte er angefangen zu überlegen, ob es ihm möglich sein würde, die Haustür von außen zu verbarrikadieren. Aber womit? Larstam wäre auf der Hut. Wenn er öffnete, und Wallander stände im Treppenhaus, hätte er keine Chance. Diesmal würde Larstam nicht danebenschießen.
    Er wurde in seinen Gedanken dadurch unterbrochen, daß auf der Rückseite des Hauses, in dem er wohnte, ein Auto startete. Ohne sagen zu können, warum, wußte Wallander, daß es Larstam war. Wallander hatte einen Fluchtweg übersehen. Eine halbe Treppe oberhalb von seiner Wohnung war ein Dachfenster, das Larstam entdeckt haben mußte. Auf irgendeine Art und Weise hatte |575| er sich dann hinuntergelassen. Noch während Wallander dies dachte, war er über die Straße gelaufen. Er kam noch rechtzeitig an die gegenüberliegende Straßenecke, um ein rotes Auto davonfahren zu sehen. Obwohl er nicht erkennen konnte, wer am Steuer saß, war er überzeugt davon, daß es Larstam war. Wallander dachte nicht lange nach, sondern lief zu seinem Auto, startete und folgte ihm. Er konnte gerade noch die Rücklichter von Larstams Wagen erkennen. Wenn er es nicht schon weiß, wird er bald sehen, daß ich es bin, der ihm folgt, dachte Wallander. Aber er kann immer noch nicht sicher sein, daß ich keine Waffe habe. Sie kamen hinaus auf die Reichsstraße 19 in Richtung Kristianstad. Larstam fuhr schnell. Der Zeiger der Benzinuhr in Wallanders Wagen stand unmittelbar vor dem roten Bereich. Er versuchte sich vorzustellen, wohin Larstam fuhr. Sicher hatte er ein Ziel. Obwohl der Wagen vor ihm schnell fuhr, mußte das nicht bedeuten, daß Larstam sich auf einer wilden und planlosen Flucht befand. Sie durchfuhren Stora Herrestad. Es war kaum Verkehr. Wallander zählte nicht mehr als zwei entgegenkommende Wagen. Was tue ich, wenn Larstam anhält? dachte er. Und aus dem Wagen steigt, mit der Waffe in der Hand? Wallander hielt Abstand, die ganze Zeit bereit zu einer Vollbremsung. Larstam mußte jetzt gemerkt haben, daß es Wallander war, der ihm

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