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Wallander 07 - Mittsommermord

Wallander 07 - Mittsommermord

Titel: Wallander 07 - Mittsommermord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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werden.«
    Sie beendeten das Gespräch. Vor dem Fenster flatterten ein paar Tauben. Wallander kam ein Gedanke.
    Ann-Britt hatte gesagt, die Waffe auf dem Fußboden sei nicht auf Svedbergs Namen registriert gewesen. Also besaß Svedberg keine Waffe. Das war die logische Schlußfolgerung. Aber die |124| Wirklichkeit war selten logisch. Wie viele nicht registrierte Waffen waren wohl in der schwedischen Gesellschaft in Umlauf? Das war eine der ständigen Sorgen der Polizei. Was sprach eigentlich dagegen, daß ein Polizist illegal eine Waffe besaß?
    Und falls es so war, was würde es bedeuten?
    Wenn die Waffe nun doch Svedberg gehört hatte.
    Wallander stand abrupt auf und verließ die Wohnung.

|125| 8
    István Kecskeméti war vor genau vierzig Jahren nach Schweden gekommen. Er gehörte zum Strom ungarischer Flüchtlinge, die nach der Niederschlagung des Aufstands ihr Land verlassen mußten. Er war vierzehn Jahre alt, als er nach Schweden kam. Zusammen mit seinen Eltern und drei jüngeren Geschwistern war er in Trelleborg an Land gegangen. Sein Vater war Ingenieur gewesen und hatte Ende der zwanziger Jahre einmal die Fabrik von Separator in Stockholm besucht. Jetzt hoffte er, dort Arbeit zu erhalten. Doch er kam nur bis Trelleborg. Beim Verlassen des Hafenterminals erlitt er einen Schlaganfall. Er wurde auf dem Friedhof in Trelleborg begraben, und die Familie blieb in Schonen. István, jetzt vierundfünfzig Jahre alt, war seit langem Inhaber einer Pizzeria in der Hamngata.
    Wallander hatte István vor vielen Jahren von seinem Leben erzählen hören. Er aß dann und wann bei ihm, und wenn wenig Gäste da waren, setzte István sich gern zu ihm an den Tisch und erzählte.
    Es war halb sieben, als Wallander durch die Tür trat. Er hatte noch eine halbe Stunde Zeit, bevor er Ylva Brink treffen sollte. Das Lokal war leer, wie Wallander vermutet hatte. Aus der Küche hörte man ein Radio und das Geräusch eines Fleischklopfers. István stand an der Theke und winkte ihm zu. Er beendete gerade ein Telefongespräch. Wallander setzte sich in eine Ecke. István trat mit ernstem Gesicht zu ihm.
    »Was habe ich gehört? Ein Polizist ist getötet worden?«
    »Leider«, erwiderte Wallander. »Karl Evert Svedberg. Kanntest du ihn?«
    »Ich glaube nicht, daß er je hier war«, sagte István. »Willst du ein Bier? Ich lade dich ein.«
    Wallander schüttelte den Kopf. »Ich möchte etwas essen, aber |126| es muß schnell gehen, und es muß sich für jemanden eignen, der zuviel Zucker im Blut hat.«
    István machte ein bedenkliches Gesicht. »Bist du Diabetiker geworden?«
    »Nein. Aber ich habe zuviel Zucker im Blut.«
    »Dann bist du Diabetiker.«
    »Es kann vorbeigehen. Aber ich habe es eilig.«
    »Ein Stück Fleisch, in Öl gebraten«, schlug István vor. »Und Salat. Ist das in Ordnung?«
    »Bestens.«
    István ging. Wallander wunderte sich über seine eigene Reaktion. Diabetes war keine Krankheit, deren man sich schämen mußte. Er wußte selbst nicht, warum er sich so verhielt. Sein Übergewicht war ihm unangenehm, aber er wollte am liebsten die Augen davor verschließen und so tun, als sei es nicht vorhanden.
    Er aß, wie üblich viel zu schnell, und trank dann noch eine Tasse Kaffee. István widmete sich einer Gruppe polnischer Touristen. Wallander war froh, keine Fragen nach dem Mord an Svedberg hören zu müssen. Er bezahlte, stand auf und ging. Es war noch immer warm. Auf der Straße waren ungewöhnlich viele Menschen. Dann und wann nickte Wallander Bekannten zu. Er überlegte, wie er das Gespräch mit Ylva Brink führen sollte. Sie würde seine Fragen sicher ehrlich beantworten und versuchen, sich zu erinnern. Eine der Schlüsselfragen war die nach Louise. Vielleicht konnte Ylva Brink ja trotz allem etwas über sie sagen.
    Kurz nach sieben betrat Wallander das Präsidium. Ylva Brink war noch nicht gekommen. Er ging zunächst zu Martinsson. Hansson war bei ihm.
    »Wie läuft es?« fragte Wallander.
    »Es gibt erstaunlich wenig Hinweise«, antwortete Martinsson.
    »Noch kein vorläufiger Bericht aus Lund?«
    »Noch nicht«, sagte Hansson. »Vor Montag können wir kaum etwas erwarten.«
    »Wichtig ist die Tatzeit«, sagte Wallander. »Wenn wir die kennen, haben wir wenigstens einen Anhaltspunkt.«
    »Ich habe die Register durchsucht«, berichtete Martinsson. |127| »Oberflächlich betrachtet, erinnern dieser Mord und der Einbruch an keinen anderen Fall.«
    »Falls es überhaupt ein Einbruch war«, wandte Wallander ein.
    »Was denn

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