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Wallander 07 - Mittsommermord

Wallander 07 - Mittsommermord

Titel: Wallander 07 - Mittsommermord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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sonst?«
    »Das wissen wir nicht. Ich treffe mich jetzt mit Ylva Brink. Ich dachte mir, wir sehen uns morgen früh um neun.«
    Er ging zu seinem Zimmer. Auf seinem Schreibtisch lag ein Zettel von Lisa Holgersson. Sie wollte ihn so schnell wie möglich sprechen. Wallander rief in ihrem Büro an, doch es meldete sich niemand. Er versuchte es in der Anmeldung. Aber Ebba war schon gegangen. Er legte auf und ging zur Notrufzentrale.
    »Lisa ist nach Hause gegangen«, sagte der Beamte in der Vermittlung.
    Wallander beschloß, sie später am Abend anzurufen. Er wartete in der Anmeldung. Nach ein paar Minuten kam Ylva Brink. Auf dem Weg zu seinem Zimmer fragte Wallander, ob sie Kaffee wolle. Sie lehnte ab.
    Ausnahmsweise hatte Wallander beschlossen, ein Tonbandgerät zu benutzen. Wenn das Tonband mitlief, war ihm, als höre ein Unbefugter mit. Aber seine eigene Aufmerksamkeit konnte nachlassen, und diesmal wollte er jedes Wort, das sie sagte, festhalten. Er wollte die Aussage später sogar niederschreiben lassen. Er fragte sie, ob sie etwas dagegen habe, daß ein Tonband mitliefe.
    »Dies ist ja kein Verhör«, sagte er. »Sondern ein Gespräch, um sich zu erinnern. Und das Tonband hält das Erinnerte besser fest als ich.«
    Sie hatte keine Einwände.
    Die Spulen drehten sich. Es war neunzehn Minuten nach sieben.
    »Freitag, der 9.   August 1996«, sagte Wallander. »Gespräch mit Ylva Brink in der Angelegenheit des Ablebens von Kriminalinspektor Karl Evert Svedberg, in der Verdacht auf Mord oder Totschlag besteht.«
    »Was sollte es denn sonst sein?« fragte sie.
    »Polizisten drücken sich manchmal unnötig förmlich aus«, antwortete Wallander. Seine gestelzte dienstliche Ausdrucksweise war ihm selbst unangenehm aufgefallen.
    |128| »Es sind ein paar Stunden vergangen«, begann er. »Sie hatten Zeit zum Nachdenken. Sie haben sich gefragt, warum es passiert ist. Ein Mord kommt stets allen sinnlos vor, außer der Person, die ihn begeht.«
    »Es fällt mir immer noch schwer zu glauben, daß es wahr ist. Vor ein paar Stunden habe ich mit meinem Mann gesprochen. Man kann ihn auf dem Schiff über Satellit anrufen. Er glaubte, ich redete wirr. Aber in dem Augenblick, als ich einem anderen Menschen davon erzählte, wurde mir erst richtig bewußt, daß es tatsächlich geschehen ist.«
    »Es wäre natürlich besser, wir könnten dieses Gespräch noch aufschieben. Leider geht das nicht. Wir wollen den Täter so schnell wie möglich fassen. Er hat einen Vorsprung, und der wird von Minute zu Minute größer.«
    Sie wartete auf seine erste wirkliche Frage.
    »Diese Frau namens Louise«, sagte Wallander, »die Karl Evert viele Jahre hindurch regelmäßig getroffen haben soll. Haben Sie sie nie getroffen?«
    »Nein.«
    »Sie haben auch nie von ihr reden hören?«
    »Nein.«
    »Was dachten Sie, als ich sie zum erstenmal erwähnte?«
    »Daß es nicht wahr sein kann.«
    »Und was denken Sie jetzt?«
    »Daß es vermutlich wahr ist. Aber ganz unbegreiflich.«
    »Sie und Karl Evert müssen im Laufe der Jahre über Frauen gesprochen haben. Warum er zum Beispiel nicht heiratete. Was sagte er dann?«
    »Daß er ein eingefleischter Junggeselle sei. Und zufrieden damit.«
    »Fiel Ihnen nichts an ihm auf, wenn Sie darüber sprachen?«
    »Was denn?«
    »Daß er zögerte. Daß er nicht die Wahrheit sagte.«
    »Er war immer sehr überzeugend.«
    Wallander nahm eine Spur von Unsicherheit bei ihr wahr.
    »Ich habe gerade das Gefühl, Sie denken noch an etwas anderes?«
    |129| Sie zögerte mit der Antwort. Die Spulen surrten.
    »Ab und zu habe ich mir natürlich Gedanken gemacht, ob er vielleicht anders war   …«
    »Sie meinen, ob er vielleicht homosexuell wäre?«
    »Ja.«
    »Warum haben Sie sich das gefragt?«
    »Ist das nicht verständlich?«
    Wallander hatte selbst ein paarmal den Gedanken gestreift.
    »Doch, es kommt mir vollkommen natürlich vor.«
    »Einmal kamen wir darauf zu sprechen. Vor vielen Jahren. Ich glaube, er war zum Weihnachtsessen bei uns. Nicht daß er selbst homosexuell wäre. Sondern ein anderer. Den wir beide kannten. Ich weiß noch, daß seine Ablehnung ungewöhnlich heftig war.«
    »Die Ablehnung des homosexuellen Bekannten?«
    »Aller Homosexuellen. Es war mir richtig unangenehm. Ich hatte ihn immer für liberal gehalten.«
    »Was geschah dann?«
    »Nichts. Wir haben nicht mehr darüber gesprochen.«
    Wallander dachte nach. »Haben Sie eine Vorstellung, wie wir diese Frau namens Louise ausfindig machen

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