Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wallander 07 - Mittsommermord

Wallander 07 - Mittsommermord

Titel: Wallander 07 - Mittsommermord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
Vom Netzwerk:
eigentlich egal.«
    |197| Wallander bekam ein Paar Plastikhandschuhe von Nyberg. Sie begannen zu arbeiten. Es gab Arbeitsschritte, deren Reihenfolge eingehalten werden mußte. Wallander ging zu Nyberg hinüber, der dem Polizisten, der Fotos machte, Anweisungen gab.
    »Wir brauchen Videoaufnahmen«, sagte Wallander. »Aus der Nähe und aus der Entfernung.«
    »Machen wir.«
    »Am besten von jemand, dessen Hand nicht allzusehr zittert.«
    »Es ist immer leichter, den Tod durch eine Linse zu sehen«, antwortete Nyberg. »Aber wir nehmen sicherheitshalber ein Stativ.«
    Wallander sammelte seine engsten Mitarbeiter um sich. Martinsson, Hansson und Ann-Britt Höglund. Er wollte sich gerade nach Svedberg umsehen, besann sich aber rechtzeitig.
    »Sie sind verkleidet«, begann Hansson. »Und sie tragen Perücken.«
    »Achtzehntes Jahrhundert«, sagte Ann-Britt Höglund. »Diesmal bin ich sicher.«
    »Es ist also am Mittsommerabend passiert«, sagte Martinsson. »Das ist fast zwei Monate her.«
    »Das wissen wir nicht«, wandte Wallander ein. »Wir wissen noch nicht einmal, ob dies der Tatort ist.«
    Er hörte selbst, wie unsinnig sich das anhörte. Aber noch sonderbarer war, daß niemand die Toten in dieser langen Zeit entdeckt haben sollte.
    Wallander ging um das Tuch herum. Er versuchte sich vorzustellen, was sich abgespielt hatte. Langsam schirmte er sich gegen alles andere ab.
    Sie haben sich versammelt, um zu feiern. Ursprünglich waren sie vier. Aber eine wird krank. Sie haben Essen und Flaschen und ein Radio in zwei großen Körben mitgebracht.
    Wallander ging zu Hansson, der in ein Handy sprach. Als er fertig war, sagte Wallander: »Die Autos, die wir in Europa vermutet hatten. Wo sind sie? Irgendwie müssen die drei doch hier ins Reservat gekommen sein.«
    Hansson versprach, sich der Sache anzunehmen. Wallander nahm seinen Gedankengang wieder auf.
Sie breiten ihr Tuch aus, sie essen und trinken.
Wallander ging in die Hocke. In einem der |198| Körbe lag eine leere Weinflasche, daneben im Gras waren zwei weitere. Drei leere Flaschen.
    Von irgendwo kommt der Tod, und da habt ihr drei Flaschen geleert. Das bedeutet, daß ihr betrunken gewesen sein müßt.
    Nachdenklich richtete er sich wieder auf. Nyberg befand sich unmittelbar neben ihm.
    »Es wäre gut, wenn wir feststellen könnten, ob hier Wein auf dem Boden ausgelaufen ist«, sagte er. »Oder ob sie alles getrunken haben.«
    Nyberg zeigte auf einen Fleck auf dem Tuch. »Hier hat auf jeden Fall jemand Wein verschüttet«, erklärte er. »Es ist kein Blut, falls du das geglaubt hast.«
    Ihr eßt und trinkt, und ihr werdet langsam betrunken. Ihr habt ein Radio und hört Musik. Jemand kommt und tötet euch. Ihr liegt ineinander verschlungen auf dem Tuch. Eine von euch, Astrid Hillström, in einer Stellung, die darauf schließen läßt, daß sie schläft. Es kann spät gewesen sein. Vielleicht ist der Mittsommertag schon angebrochen. Vielleicht dämmert schon der Morgen.
    Wallander hielt inne.
    Sein Blick war auf ein Weinglas neben einem der Körbe gefallen. Er ging wieder in die Hocke, dann kniete er nieder. Er winkte den Fotografen zu sich, damit dieser eine Großaufnahme machen sollte. Das Glas stand an den Korb gelehnt. Der Fuß des Glases wurde von einem kleinen Steinsplitter gestützt. Wallander sah sich um. Er hob den Rand des Tuchs an. Nirgendwo sah er Steine. Er versuchte zu begreifen, was das bedeutete. Als Nyberg vorüberkam, hielt er ihn fest.
    »Da liegt ein Stein unter dem Fuß des Weinglases. Wenn du einen ähnlichen Stein findest, sag mir Bescheid.«
    Nyberg zog einen Notizblock aus der Tasche und schrieb es auf. Wallander ging ein Stück von dem Tuch fort und blickte sich um.
    Ihr habt euer Tuch am Fuß eines Baums ausgebreitet. Und einen Platz gewählt, den man nicht einsehen kann.
    Er zwängte sich durch die Büsche und stellte sich auf die andere Seite des Baums.
    Von irgendwo muß jemand gekommen sein. Keiner hat versucht
|199|
wegzulaufen. Ihr ruht auf dem Tuch, einer von euch ist vielleicht eingeschlafen. Aber zwei von euch waren wach.
    Wallander trat wieder zurück. Lange betrachtete er die Toten.
    Etwas stimmte ganz und gar nicht.
    Dann erkannte er, was es war.
    Das Bild, das er vor sich sah, war nicht natürlich. Jemand hatte es arrangiert.

|200| 13
    Als an diesem 11.   August die Dämmerung hereinbrach und die Strahler ihren gespenstischen Schein über die Lichtung im Naturreservat warfen, tat Wallander etwas, was sie alle überraschte. Er

Weitere Kostenlose Bücher