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Wallander 07 - Mittsommermord

Wallander 07 - Mittsommermord

Titel: Wallander 07 - Mittsommermord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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Hundestreifen waren aus Ystad eingetroffen, unter anderem Edmundsson mit seinem Hund Kall. Die Hunde hatten Witterung in verschiedene Richtungen aufgenommen. Hinter einem Busch hatten sie Reste von Exkrementen gefunden. An anderen Stellen lagen Bierdosen und Papierfetzen. Alles wurde eingesammelt und in Nybergs Karten eingezeichnet. An einer anderen Stelle, unter einem abseits stehenden Baum, hatte Kall angeschlagen. Doch sie fanden nichts. Mehrmals im Lauf des Tages kehrte Wallander zu diesem Baum zurück. Er stellte fest, daß es eine der geschütztesten Stellen war für jemanden, der ungesehen den Platz im Auge behalten wollte, an dem das Fest stattfand. Es durchlief ihn kalt. Hatte hier vor ihm der Mörder gestanden? Und was hatte er gesehen?
    Kurz nach zwölf Uhr mittags hatte Nyberg Wallander gebeten, das Radio zu untersuchen, das neben dem Tuch lag. In einem der Körbe hatten sie eine Reihe unbeschrifteter Kassetten gefunden. Es war vollkommen still geworden, als Wallander auf den Wiedergabeknopf des Kassettenrecorders drückte. Eine kräftige Männerstimme sang. Die Musik kannten sie alle: Fred Åkerström sang eine von
Fredmans Episteln
. Wallander sah Ann-Britt Höglund an.
    Sie hatte recht gehabt. Das Fest hatte in der Zeit Bellmans gespielt.
     
    Auf der Straße fuhr ein Auto vorbei. Von irgendwoher, vielleicht aus der Wohnung unter ihm, drang das Geräusch eines Fernsehapparats. Wallander ging in die Küche und trank ein weiteres Glas Wasser. Dann setzte er sich an den Küchentisch. Noch immer, ohne Licht zu machen.
    |205| Im Lauf des Nachmittags hatte er ein ausführliches Gespräch mit Lisa Holgersson geführt. Sobald die Körper auf dem Weg nach Lund waren, mußten die Eltern benachrichtigt werden. Er hatte ihr angeboten, sie nach Lund zu begleiten. Aber sie bestand darauf, es selbst zu tun. Er sah ihr an, daß es ihr wirklich ernst war. Deshalb hatte er nicht protestiert. Aber er hatte ihr dringend empfohlen, Krankenhauspersonal und einen Polizeigeistlichen hinzuzuziehen.
    »Es wird entsetzlich werden«, hatte er abschließend gesagt. »Schlimmer, als du es dir vorstellen kannst.«
     
    Wallander stand auf und ging in Svedbergs Arbeitszimmer. Zunächst blieb er stehen und blickte sich um. Dann setzte er sich hinter den Schreibtisch. Er dachte an die Bilder, die in der Ermittlung aufgetaucht waren. Die drei Ansichtskarten, denen Eva Hillström von Anfang an mißtraut hatte. Wallander hatte gezweifelt, alle hatten gezweifelt. Warum sollte jemand den Text auf einer Ansichtskarte fälschen. Aber jetzt war ihre Tochter tot. Die Karten mußten von jemand anderem geschrieben worden sein. Jemand war in Europa umhergereist, nach Hamburg, Paris und Wien, und hatte falsche Postkarten abgeschickt, eine falsche Spur ausgelegt. Aber warum? Auch wenn die drei Jugendlichen nicht am Mittsommerabend getötet worden waren, so mußten sie erschossen worden sein, bevor die letzte Postkarte aus Wien abgesandt wurde. Aber warum diese falsche Spur?
    Wallander starrte in das dunkle Zimmer. Ich habe Angst, dachte er. An das Böse habe ich nie geglaubt. Es gibt keine bösen Menschen, niemand wird mit einer genetisch bedingten Brutalität geboren. Dagegen gibt es böse Umstände. Das Böse gibt es nicht. Aber hier ahne ich etwas, das sich in einem verfinsterten Gehirn abspielt.
    Er dachte an Svedberg. Konnte er in Europa umhergereist sein und Ansichtskarten mit den Unterschriften Eva Hillströms und der beiden anderen in verschiedene Briefkästen geworfen haben? So unwahrscheinlich es auch sein mochte, auszuschließen war es nicht. Er hatte Urlaub gehabt. Sie mußten einen Zeitplan mit den Daten aufstellen, an denen er sich mit Sicherheit in Schweden befunden |206| hatte. Aber wie lange dauerte eigentlich ein Flug nach Paris und zurück? Oder Wien? Das Unwahrscheinliche tritt ein, dachte Wallander. Und Svedberg war ein guter Schütze.
    Die Frage war nur, ob er außerdem geistesgestört war.
    Wallander zog Svedbergs Kalender an sich. Blätterte ihn durch. Es gab verschiedene mehrfach wiederkehrende Eintragungen. Der Name Adamsson. Konnte die Frau auf dem Foto, das er gefunden hatte, die Frau, von der Sture Björklund als von Louise sprach, diesen Nachnamen haben? Louise Adamsson? Er stand auf und ging in die Küche zurück. Blätterte im Telefonbuch. Eine Louise Adamsson fand er nicht. Aber sie konnte verheiratet sein. Sie konnte sich hinter jemand anderem mit dem gleichen Nachnamen verbergen. Er ging wieder ins Arbeitszimmer.

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