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Wallander 07 - Mittsommermord

Wallander 07 - Mittsommermord

Titel: Wallander 07 - Mittsommermord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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Er würde Martinsson bitten, alte Dienstpläne durchzusehen, um herauszufinden, womit Svedberg an den Tagen beschäftigt gewesen war, an denen er Adamsson in seinen Kalender eingetragen hatte.
    Wallander lehnte sich in Svedbergs Stuhl zurück. Der Stuhl war sehr bequem, bedeutend angenehmer als ihre Stühle im Polizeipräsidium. Dann fuhr er mit einem Ruck hoch. Er konnte nicht hier sitzen und einschlafen. Er ging ins Schlafzimmer und machte das Deckenlicht an, öffnete den Kleiderschrank und durchsuchte Svedbergs Kleidung. Nichts ließ ihn stutzen.
    Er knipste das Licht aus und kehrte ins Wohnzimmer zurück. Hier war jemand mit einer Schrotflinte eingetreten. Einer Schrotflinte, die direkt gegen Svedbergs Kopf abgefeuert worden war. Und die dann zurückgelassen wurde. Wallander versuchte sich vorzustellen, ob dies der Anfang oder das Ende einer Ereigniskette war. Würde es eine Fortsetzung geben?
    Der Gedanke war kaum zu ertragen. Konnte es sein, daß jemand dort draußen sich mit dem Gedanken trug, sein sinnloses Töten fortzusetzen?
    Alles entglitt ihm. Nirgendwo konnte er den festen Boden finden , nach dem er suchte. Er stellte sich an die Stelle, wo das Gewehr gelegen hatte. Svedberg saß auf dem Stuhl. Oder war im Begriff aufzustehen. Der Betonmischer dröhnt unten auf der Straße. Zwei Schüsse. Svedberg wird umgerissen und ist tot, bevor er auf dem Boden landet. Aber Wallander hörte kein Gespräch, keine erregten |207| Stimmen. Nur das zweimalige trockene Knallen des Gewehrs . Er wechselte die Position und stellte sich neben den umgestürzten Stuhl.
Du hast jemand hereingelassen, den du kennst. Vor dem du keine Angst hast. Oder es ist eine Person, die einen eigenen Schlüssel hat. Doch es kann auch jemand gewesen sein, der einen Dietrich benutzt hat. Aber kein Stemmeisen, denn die Tür weist keine Spuren auf. Er hat ein Gewehr bei sich. Wenn es denn ein Mann ist. Oder es gab ein Gewehr in der Wohnung, für das du keine Lizenz hattest. Und das außerdem geladen ist. Und von dem die Person, die du hereingelassen hast, oder die sich Zugang verschafft hat, wußte. Unendlich viele Fragen. Aber im Endeffekt zählt nur das Wer und Warum. Ein einziges Wer. Und ein ebenso einsames Warum.
    Er ging zurück in die Küche, setzte sich an den Tisch und rief das Krankenhaus an. Er hatte Glück und bekam den Arzt an den Apparat, mit dem er zuvor schon einmal gesprochen hatte.
    »Isa Edengren geht es gut. Morgen oder übermorgen wird sie entlassen.«
    »Was sagt sie?«
    »Nicht viel. Aber ich glaube, sie ist ziemlich froh, daß Sie gekommen sind.«
    »Weiß sie, daß ich es war?«
    »Warum hätten wir das nicht erzählen sollen?«
    »Wie hat sie reagiert?«
    »Ich glaube, ich verstehe Ihre Frage nicht ganz.«
    »Darauf, daß ein Kriminalbeamter gekommen war, um sie zu sehen.«
    »Das weiß ich nicht.«
    »Ich muß so schnell wie möglich mit ihr sprechen.«
    »Morgen früh paßt es gut.«
    »Am liebsten noch heute abend. Mit Ihnen muß ich auch sprechen.«
    »Das hört sich sehr dringend an.«
    »Das ist es auch.«
    »Ich bin gerade auf dem Weg nach Hause. Was mich betrifft, wäre es mir lieber, wenn es bis morgen warten könnte.«
    »Was mich betrifft, wäre es mir am liebsten, wenn dieses Gespräch |208| gar nicht nötig wäre«, sagte Wallander. »Ich muß Sie bitten zu bleiben. Ich bin in zehn Minuten bei Ihnen.«
    »Ist etwas passiert?«
    »Ja. Etwas, was Sie sich nicht einmal vorstellen können.«
    Wallander trank noch ein Glas Wasser. Dann verließ er Svedbergs Wohnung und fuhr zum Krankenhaus.
    Als Wallander die Abteilung betrat, in der Isa Edengren lag, erwartete der Arzt ihn auf dem Gang. Sie traten in ein leeres Bürozimmer. Wallander schloß die Tür. Auf dem Weg hierher hatte er sich entschlossen, ohne Umschweife zur Sache zu kommen. Er berichtete von den Leichen draußen im Naturreservat, daß die drei jungen Leute ermordet worden waren, daß Isa Edengren eigentlich mit ihnen hätte zusammensein sollen. Nur ihre Kleidung und die Perücken erwähnte er nicht. Der Arzt hörte ungläubig zu.
    »Ich habe einmal daran gedacht, Gerichtsmediziner zu werden«, sagte er. »Aber wenn ich das hier höre, bin ich froh, es nicht geworden zu sein.«
    »Sie haben recht«, sagte Wallander. »Es war ein grausiger Anblick.«
    Der Arzt stand auf. »Ich nehme an, Sie möchten jetzt zu ihr?«
    »Nur noch eins. Nichts von dem, was ich gerade erzählt habe, darf weitergetragen werden.«
    »Ärzte haben praktisch

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