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Wallander 07 - Mittsommermord

Wallander 07 - Mittsommermord

Titel: Wallander 07 - Mittsommermord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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wo sie ist. Ist das klar?«
    »Sie ruft sonst nicht an«, sagte die Frau.
    Wallander war schon auf dem Weg zurück zu seinem Wagen. Sie fuhren zum Edengrenschen Anwesen hinauf. Er fühlte mit der Hand im Fallrohr nach. Der Schlüssel lag da. Dann nahm er Martinsson mit zum Gartenhaus auf der Rückseite. Alles sah genauso aus wie beim letzten Mal. Sie gingen zurück zur Vorderseite des großen Hauses. Wallander schloß auf. Von innen machte das Haus einen noch größeren Eindruck. Alles wirkte sehr aufwendig, aber kühl. Wallander hatte das Gefühl, sich in einem Museum zu befinden. Es gab kaum Spuren, die darauf schließen ließen, daß hier Menschen lebten. Sie gingen durch die Zimmer im Erdgeschoß und stiegen dann die Treppe zum Obergeschoß hinauf. In einem der Schlafzimmer hing ein großes Modellflugzeug unter der |248| Decke. Auf einem Tisch stand ein Computer. Jemand hatte einen Pullover darüber gelegt. Wallander vermutete, daß dies das Zimmer von Jörgen war, Isas Bruder, der sich das Leben genommen hatte. Wallander ging ins Badezimmer. Neben dem Spiegel war eine Steckdose. Mit einem Gefühl von Unbehagen machte er Martinsson darauf aufmerksam, daß hier wahrscheinlich Isas Bruder gestorben war.
    »Es ist ziemlich ungewöhnlich«, sagte Martinsson, »daß jemand sich mit Hilfe eines Toasters das Leben nimmt.«
    Wallander war bereits auf dem Weg in das daneben liegende Zimmer. Als er es betrat, dachte er sofort, daß dies Isas Zimmer sein mußte.
    »Wir müssen gründlich suchen«, sagte er.
    »Wonach?«
    »Ich weiß nicht. Aber Isa hätte bei dem Fest draußen im Reservat dabeisein sollen. Sie hat versucht, sich das Leben zu nehmen. Und sie ist auf und davon. Wir glauben beide, daß sie Angst hat.«
    Wallander setzte sich an ihren Schreibtisch, während Martinsson einen Sekretär und danach den großen Kleiderschrank durchsah, der sich über eine ganze Wand erstreckte. Die Schreibtischschubladen waren unverschlossen. Das erstaunte Wallander. Doch als er sie eine nach der anderen öffnete, sah er ein, daß es so verwunderlich nicht war. Die Schubladen waren fast völlig leer. Er runzelte die Stirn. Warum war da nichts? Außer ein paar Haarspangen, ausgedienten Kugelschreibern und Münzen aus den verschiedensten Ländern. Ließ das darauf schließen, daß jemand den Schreibtisch geleert hatte? Isa oder sonst jemand? Er hob die grüne Schreibunterlage an. Darunter lag ein unbeholfen gemaltes Aquarell. »IE 95« stand in der rechten unteren Ecke. Das Aquarell stellte eine Küstenlandschaft dar. Meer und Klippen. Er legte es wieder zurück. In einem Bücherregal neben dem Bett standen mehrere Reihen von Büchern. Er fuhr mit dem Finger über die Buchrücken und las die Titel. Einige von ihnen hatte auch Linda gelesen. Er tastete mit der Hand hinter die Buchreihen. Dort lagen noch zwei, dahintergerutscht oder versteckt. Er zog sie hervor. Sie hatten beide englische Titel.
Journey to the Unknown
hieß das |249| eine. Von einem Autor namens Timothy Neil. Das zweite hieß
How to Cast Yourself in the Play of Life
. Von Rebecca Stanford. Die Buchumschläge waren sich ähnlich. Geometrische Zeichen, Ziffern und Buchstaben, die frei in irgendeiner Art von Universum zu schweben schienen. Wallander setzte sich wieder an den Schreibtisch. Die Bücher waren gründlich gelesen. Sie fielen von selbst auf. Die Seiten waren abgegriffen und hatten Eselsohren. Er setzte die Brille auf und studierte die Klappentexte. Timothy Neil schrieb von der Notwendigkeit, sein Leben an den seelischen Karten zu orientieren, die nachts zu träumen man lernen konnte. Wallander verzog das Gesicht und griff zu dem zweiten Buch. Rebecca Stanfords Buch handelte von etwas, was sie »die chronologische Auflösung« nannte. Plötzlich war Wallanders Aufmerksamkeit geweckt. Das Buch schien davon zu handeln, wie man zusammen mit guten Freunden lernen konnte, die Zeit zu beherrschen und sich zwischen verschiedenen vergangenen und kommenden Epochen frei zu bewegen. Die Autorin schien der Meinung zu sein, daß dies die richtige Art und Weise sei, »in einer Zeit zunehmender Sinnlosigkeit und Verwirrung« sein Leben zu verwirklichen.
    »Hast du schon einmal von einer Autorin mit Namen Rebecca Stanford gehört?« sagte er zu Martinsson, der auf einen Stuhl gestiegen war und das oberste Fach des Kleiderschranks durchsuchte.
    Martinsson kam herunter und blickte auf den Buchumschlag. Schüttelte den Kopf. »Das ist wohl ein Jugendbuch«, meinte er. »Vielleicht

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