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Wallander 07 - Mittsommermord

Wallander 07 - Mittsommermord

Titel: Wallander 07 - Mittsommermord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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sollen also nicht nach etwas Speziellem suchen?«
    »Nur nach etwas, was nicht dahingehört. Sonst nichts. Wenn der Hund etwas findet, wende dich an Nyberg. Und wenn du fertig bist, hilfst du da drüben mit. Sie suchen nach einer Stelle, wo sie graben können.«
    Edmundsson wurde blaß. »Glaubst du, daß noch mehr Leichen da liegen?«
    Wallander zuckte zusammen. Daran hatte er nicht einmal gedacht. Doch dann sah er ein, daß die Wahrscheinlichkeit gering war.
    »Keine weiteren Leichen«, sagte er. »Aber eine Grube, in der sie versteckt gelegen haben.«
    »Versteckt gelegen in Erwartung wovon?«
    Wallander antwortete nicht. Er ging weiter den Pfad hinunter. Edmundsson hat vollkommen recht, dachte er. Ja, in Erwartung wovon? Warum war es wichtig für den Täter, die Leichen zu verbergen? Um sie später wieder hervorzuholen? Wir haben die Frage gestreift, haben versucht, eine denkbare Antwort zu formulieren. Aber diese Frage ist vielleicht wichtiger, als wir gedacht haben.
    Er stieg in seinen Wagen. Sein Kiefer schmerzte. Als er den Motor anlassen wollte, piepte sein Telefon. Es war Martinsson.
    Antwort aus Lund, dachte Wallander und spürte, wie die Spannung stieg. »Was haben sie gesagt?«
    »Wer?«
    »Hast du nicht mit Lund gesprochen?«
    »Ich bin nicht dazu gekommen. Ein anderes Gespräch kam dazwischen. Deshalb rufe ich an.«
    Erst jetzt bemerkte Wallander, daß Martinsson besorgt klang. Das pflegte bei ihm selten ohne Grund der Fall zu sein.
    |245| Nicht noch einen, dachte er. Nicht noch mehr Tote. Das gibt uns den Rest.
    »Sie haben vom Krankenhaus angerufen«, sagte Martinsson. »Es sieht so aus, als sei Isa Edengren abgehauen.«
    Die Uhr in Wallanders Wagen zeigte drei Minuten nach acht. Es war Montag, der 12.   August.

|246| 16
    Wallander fuhr auf direktem Weg zum Krankenhaus. Er fuhr außerdem viel zu schnell. Martinsson wartete schon auf ihn. Wallander ließ seinen Wagen im Halteverbot stehen.
    »Was ist denn passiert?«
    Martinsson hatte einen Notizblock in der Hand. »Eigentlich weiß keiner etwas. Aber sie hat sich offensichtlich angezogen und ist am frühen Morgen verschwunden. Gesehen hat sie niemand.«
    »Hatte sie telefoniert? Kann jemand gekommen sein und sie abgeholt haben?«
    »Es ist schwer, eine klare Aussage zu bekommen. Die Station hat viele Patienten. Fast kein Nachtpersonal. Es gibt mehrere Telefone. Aber sie ist vor sechs Uhr verschwunden. Gegen vier war noch jemand in ihrem Zimmer. Da lag sie im Bett und schlief.«
    »Was also nicht stimmte«, sagte Wallander. »Sie wartete. Und dann ist sie abgehauen.«
    »Warum?«
    »Ich weiß nicht.«
    »Glaubst du, sie könnte einen neuen Selbstmordversuch unternehmen?«
    »Möglich. Aber denk einmal nach: Wir erzählen ihr, was ihren Freunden zugestoßen ist. Und da flieht sie Hals über Kopf aus dem Krankenhaus. Worauf läßt das schließen?«
    »Daß sie Angst hat.«
    »Genau. Die Frage ist nur, wovor.«
    Wallander kannte nur einen Ort, an dem sie anfangen konnten, nach ihr zu suchen. Das Haus bei Skårby. Martinsson war in seinem eigenen Wagen vom Präsidium gekommen. Wallander wollte ihn bei sich haben, und sei es nur, um nicht allein zu sein.
    Als sie nach Skårby kamen, hielten sie als erstes vor dem Haus der Lundbergs. Der Mann war draußen auf dem Hof und werkelte |247| an seinem Traktor. Er blickte erstaunt auf, als die beiden Autos bremsten. Wallander stellte Martinsson vor und kam direkt zur Sache. »Sie haben gestern im Krankenhaus angerufen und erfahren, daß es Isa den Umständen entsprechend gutging. Irgendwann heute früh ist sie von dort verschwunden. Man könnte sagen, sie ist abgehauen. Zwischen vier und sechs Uhr. Haben Sie sie gesehen? Wann stehen Sie morgens auf?«
    »Früh. Meine Frau und ich stehen meistens so gegen halb fünf auf.«
    »Isa ist also nicht bei Ihnen gewesen?«
    »Nein.«
    »Haben Sie heute früh ein Auto vorbeifahren hören?«
    Die Antwort kam rasch und bestimmt. »Åke Nilsson, der ein Stück die Straße hinauf wohnt, fährt kurz nach fünf Uhr hier vorbei. Er arbeitet drei Tage die Woche in einer Schlachterei. Aber außer ihm war nichts.«
    Lundbergs Frau war aus der Tür getreten. Sie hatte die letzten Sätze mitgehört. »Isa ist nicht hier gewesen«, sagte sie. »Und ein Auto ist nicht vorbeigekommen.«
    »Gibt es einen anderen Ort, wohin sie gefahren sein kann?« fragte Martinsson.
    »Nicht soweit wir wissen.«
    »Wenn sie sich meldet, müssen wir das erfahren«, sagte Wallander. »Wir müssen wissen,

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