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Wallander 08 - Die Brandmauer

Wallander 08 - Die Brandmauer

Titel: Wallander 08 - Die Brandmauer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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wirklich gut.«
    Martinsson schien darüber hinweggekommen zu sein, daß sie keine Genehmigung eingeholt hatten, um die Dienste Robert Modins in Anspruch zu nehmen. Wallander zog es vor, nicht mehr daran zu rühren.
    Ann-Britt und Hansson waren beide im Präsidium. Ansonsten herrschte ein trügerischer Sonntagsfrieden. Vor Wallanders innerem Auge huschte der Berg mit Ermittlungen vorbei, der wuchs und wuchs. Dann versammelte er alle zu einer kurzen Besprechung. Sie waren zumindest symbolisch dabei, eine Arbeitswoche zu beenden.
    |282| »Ich habe mit einem der Hundeführer gesprochen«, sagte Hansson. »Norberg. Er hat übrigens gerade den Hund gewechselt. Herkules ist zu alt geworden.«
    »Ist der Hund denn nicht schon tot?« fragte Martinsson erstaunt. »Ich habe das Gefühl, daß er schon immer dabeigewesen ist.«
    »Jetzt ist es offenbar vorbei. Er wird allmählich blind.«
    Martinsson stieß ein müdes Lachen aus.
    »Das wäre doch mal ein Thema für die Presse«, sagte er. »Die blinden Suchhunde der Polizei.«
    Wallander war alles andere als amüsiert. Er konnte nicht leugnen, daß er den alten Polizeihund vermissen würde. Vielleicht sogar mehr als gewisse Kollegen.
    »Ich habe noch einmal über die Sache mit den Hundenamen nachgedacht«, fuhr Hansson fort. »Ich kann zur Not begreifen, daß man einen Köter Herkules nennt. Aber Clever?«
    »Haben wir denn einen Polizeihund, der so heißt?« fragte Martinsson verwundert.
    Wallander ließ die Handflächen mit einem Knall auf die Tischplatte fallen. Das war die stärkste autoritäre Geste, zu der er im Moment fähig war. »Wir lassen das im Moment mal beiseite. Was hat Norberg gesagt?«
    »Daß es schon sein kann, wenn Gegenstände oder Körper, die gefroren sind oder waren, den Geruch verlieren. Hunde haben zum Beispiel im Winter bei starker Kälte Schwierigkeiten, Leichen zu finden.«
    Wallander ging schnell weiter. »Und der Wagen? Der Mercedes? Bist du damit weitergekommen?«
    »Vor ein paar Wochen ist in Ånge ein schwarzer Mercedes-Bus gestohlen worden.«
    Wallander strengte sein Gedächtnis an. »Wo liegt Ånge?«
    »Bei Luleå«, sagte Martinsson im Brustton der Überzeugung.
    »Von wegen«, entgegnete Hansson. »Sundsvall. Oder zumindest nahebei.«
    Ann-Britt stand auf und ging zur Karte an der Wand. Hansson hatte recht.
    »Der kann es natürlich sein«, fuhr Hansson fort. »Schweden ist ein kleines Land.«
    |283| »Dennoch wirkt es kaum wahrscheinlich«, fand Wallander. »Aber es können ja noch andere Wagen gestohlen sein, nur die Meldungen sind noch nicht eingegangen. Wir müssen die Sache im Auge behalten.«
    Dann hörten sie Ann-Britt zu.
    »Lundberg hat zwei Söhne, die so unterschiedlich zu sein scheinen, wie man es sich nur vorstellen kann. Der in Malmö, Nils-Emil, arbeitet als Hausmeister in einer Schule. Den habe ich telefonisch zu erreichen versucht. Seine Frau sagte, er sei unterwegs und trainiere mit einer Gruppe von Orientierungsläufern. Sie war sehr gesprächig. Der Tod seines Vaters hat ihn schwer erschüttert. Wenn ich es richtig verstanden habe, ist Nils-Emil gläubiger Christ. Für uns scheint also der andere Sohn von Interesse zu sein, Carl-Einar. 1993 war er angeklagt, ein Mädchen hier aus der Stadt, das Englund hieß, vergewaltigt zu haben. Aber er wurde nicht verurteilt.«
    »Ich kann mich dran erinnern«, sagte Martinsson. »Eine widerliche Geschichte.«
    Wallander erinnerte sich nur daran, daß er in jener Zeit an den Stränden von Skagen in Dänemark entlanggewandert war. Dann war ein Anwalt ermordet worden, und er war zu seiner eigenen großen Verwunderung wieder in den Polizeidienst zurückgekehrt.
    »Hast du die Ermittlung damals geführt?« fragte Wallander.
    Martinsson verzog das Gesicht. »Nein, Svedberg.«
    Es wurde still im Zimmer. Alle dachten einen Augenblick an ihren toten Kollegen.
    »Ich habe noch nicht alle Papiere durchgesehen«, fuhr Ann-Britt fort. »Deshalb weiß ich noch nicht, warum er nicht verurteilt wurde.«
    »Es wurde gar keiner verurteilt«, sagte Martinsson. »Der Täter kam ohne Strafe davon. Wir haben keinen anderen Verdächtigen gefunden. Svedberg war überzeugt, daß Lundberg es trotzdem war, daran erinnere ich mich noch deutlich. Aber ich wäre nie darauf gekommen, daß es Johan Lundbergs Sohn sein könnte.«
    »Nehmen wir einmal an, er war es«, sagte Wallander. »Inwiefern |284| würde das eigentlich erklären, daß sein Vater einem Raubmord zum Opfer fällt? Oder daß Sonja Hökberg

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