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Wallander 08 - Die Brandmauer

Wallander 08 - Die Brandmauer

Titel: Wallander 08 - Die Brandmauer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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zusammenzutragen. Dann und wann hielt er inne und warf einen Blick auf die Nachrichten. Ein Nachrichtenspot ließ ihn aufhorchen. Ein amerikanischer Oberst wurde zu der Frage interviewt, wie zukünftige Kriege aussehen könnten. Das meiste würde per Computer gesteuert werden. Die Zeit der Bodentruppen wäre bald vorüber. Auf jeden Fall würde ihre Bedeutung stark abnehmen.
    Wallander hatte einen Gedanken. Weil es noch nicht halb zehn war, suchte er eine Telefonnummer heraus und setzte sich ans Telefon in der Küche.
    Erik Hökberg meldete sich beinah unmittelbar.
    »Wie geht es?« fragte er. »Wir leben in einem Trauerhaus hier. Und wir müssen bald erfahren, was eigentlich mit Sonja passiert ist.«
    »Wir arbeiten, soviel wir können.«
    »Aber kommen Sie weiter? Wer hat sie getötet?«
    »Wir wissen es noch nicht.«
    »Ich kann nicht verstehen, daß es so schwer sein soll, jemanden zu finden, der ein armes Mädchen in einer Transformatorstation zu Tode schmoren läßt.«
    Wallander entgegnete darauf nichts.
    »Ich rufe an, weil ich eine Frage habe. Konnte Sonja mit einem Computer umgehen?«
    Die Antwort kam sehr prompt und eindeutig. »Natürlich konnte sie das. Können das nicht alle jungen Leute heutzutage?«
    »Hat sie sich denn für Computer interessiert?«
    »Sie surfte im Internet. Sie war gut. Aber nicht so gut wie Emil.«
    Wallander fiel nichts mehr ein, was er fragen konnte. Er kam sich hilflos vor. Eigentlich hätte Martinsson die Fragen stellen sollen.
    |287| »Sie haben bestimmt viel nachgegrübelt«, sagte er dann. »Über das, was geschehen ist. Sie müssen sich gefragt haben, warum Sonja den Taxifahrer getötet hat. Und warum sie selbst getötet wurde.«
    Erik Hökbergs Stimme war belegt, als er antwortete. »Ich gehe manchmal in ihr Zimmer«, sagte er. »Ich sitze da und sehe mich um. Und ich verstehe nichts.«
    »Wie würden Sie Sonja beschreiben?«
    »Sie war stark und eigensinnig. Es war nicht leicht, mit ihr umzugehen. Sie hätte sich im Leben sicher gut behauptet. Wie sagt man noch? Ein reich ausgestatteter Mensch? Das war sie. Ohne Zweifel.«
    Wallander dachte an ihr Kleinmädchenzimmer. Nicht das Zimmer der Person, die ihr Stiefvater gerade beschrieb.
    »Hatte sie keinen Freund?« fragte Wallander.
    »Nicht daß ich wüßte.«
    »Ist das nicht etwas seltsam?«
    »Warum?«
    »Sie war ja immerhin neunzehn Jahre alt. Und sah gut aus.«
    »Sie hat auf jeden Fall keinen mit nach Hause gebracht.«
    »Und hat nie jemand angerufen?«
    »Sie hatte ein eigenes Telefon. Das hatte sie sich zu ihrem achtzehnten Geburtstag gewünscht. Und es klingelte oft. Aber wer da anrief, weiß ich natürlich nicht.«
    »Hatte sie einen Anrufbeantworter?«
    »Ich habe ihn abgehört. Das Band war leer.«
    »Falls noch eine Nachricht darauf gesprochen wird, würde ich das Band gerne abhören.«
    Wallander fiel plötzlich das Poster ein, das er im Kleiderschrank gesehen hatte. Nichts außer den Kleidern und diesem Poster verriet, daß ein Teenager in dem Zimmer wohnte. Eine fast erwachsene Frau. Er suchte in seinem Gedächtnis nach dem Titel des Films, ›Im Auftrag des Teufels‹.
    »Kriminalinspektorin Höglund wird sich noch einmal mit Ihnen in Verbindung setzen. Sie wird viele Fragen stellen. Und wenn Sie wirklich wollen, daß wir herausfinden, was mit Sonja geschehen ist, müssen Sie ihr helfen, so gut es geht.«
    |288| »Bekommen Sie nicht die Antworten, die Sie verlangen?«
    Erik Hökbergs Stimme klang plötzlich aggressiv.
    Wallander konnte ihn verstehen. »Sie helfen in vorbildlicher Weise«, antwortete er. »Und jetzt will ich Sie nicht weiter stören.«
    Er legte auf, blieb aber sitzen. Das Kinoplakat im Kleiderschrank ging ihm nicht aus dem Sinn. Er schaute auf die Uhr. Halb zehn. Er rief Linda in ihrem Restaurant in Stockholm an. Ein gehetzter Mann antwortete in gebrochenem Schwedisch. Er versprach, Linda ans Telefon zu holen. Es dauerte ein paar Minuten, bis sie an den Apparat kam.
    Als sie hörte, wer daran war, wurde sie sofort wütend. »Du weißt doch, daß du um diese Zeit nicht anrufen sollst. Sie werden nur sauer auf mich.«
    »Ich weiß«, sagte Wallander entschuldigend. »Nur eine Frage.«
    »Wenn es schnell geht.«
    »Es geht schnell. Hast du einen Film gesehen, der ›Im Auftrag des Teufels‹ heißt? Mit Al Pacino?«
    »Störst du mich bei der Arbeit, um nach einem Film zu fragen?«
    »Ich habe keinen anderen, den ich fragen könnte.«
    »Ich lege jetzt auf.«
    Jetzt wurde Wallander

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