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Wallander 08 - Die Brandmauer

Wallander 08 - Die Brandmauer

Titel: Wallander 08 - Die Brandmauer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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Auge fiel. Er stellte sich auf die Zehenspitzen und fühlte auf den obersten Regalbrettern nach. Ebenfalls |333| nichts. Er kehrte zum Schreibtischstuhl zurück. Dort war der Computer. Einem Impuls folgend, hob er die Tastatur an. Auch hier nichts. Er überlegte, bevor er auf den Treppenabsatz hinaustrat und Ann-Britt rief. Gemeinsam gingen sie wieder ins Zimmer. Wallander zeigte auf den Computer.
    »Willst du, daß ich ihn starte?«
    Er nickte.
    »Wir warten also nicht auf Martinsson?«
    In ihrer Stimme schwang unverkennbar ein Anflug von Ironie mit. Vielleicht hatte er sie vorhin verletzt. Aber im Augenblick war ihm das gleichgültig. Wie oft hatte er sich in all den Jahren, seit er bei der Polizei war, gekränkt gefühlt. Von anderen Polizisten, von Verbrechern, von Staatsanwälten und Journalisten, und nicht zuletzt von der sogenannten Allgemeinheit.
    »Wonach soll ich suchen?«
    »Ich weiß nicht.«
    Sie klickte aufs Geratewohl auf ein Symbol. Im Gegensatz zu Falks Rechner leistete dieser keinen Widerstand. Das Problem war nur, daß die geöffnete Datei leer war.
    Wallander hatte die Brille aufgesetzt und beugte sich über ihre Schulter. »Versuch mal, den Ordner zu öffnen, auf dem ›Korrespondenz‹ steht.«
    Sie klickte das Symbol an. Das gleiche wie vorher. Der Ordner war leer.
    »Was bedeutet das?« fragte er.
    »Daß da nichts ist.«
    »Oder gelöscht. Mach weiter.«
    Sie klickte ein Symbol nach dem anderen an. Aber immer mit dem gleichen Resultat.
    »Ein bißchen komisch ist das schon«, sagte sie. »Hier ist praktisch nichts.«
    Wallander sah sich nach Disketten oder einer zweiten Festplatte um. Doch er fand weder das eine noch das andere.
    Ann-Britt ging zu dem Symbol, das Information über den Inhalt des Rechners verhieß. »Hier ist zuletzt am 9.   Oktober etwas geändert worden«, sagte sie.
    »Das war letzten Donnerstag.«
    |334| Sie blickten sich fragend an. »Einen Tag, nachdem er nach Polen gefahren ist?«
    »Wenn denn unser Privatdetektiv spielender Nachbar recht hat. Was ich einmal annehmen will.«
    Wallander setzte sich aufs Bett. »Erklär mir das.«
    »Soweit ich es verstehe, kann das nur zweierlei bedeuten. Entweder er ist zurückgekommen. Oder jemand anders ist hiergewesen.«
    »Und derjenige kann den Inhalt des Computers gelöscht haben?«
    »Ohne Probleme. Weil hier keine Sperre war.«
    Wallander versuchte, seine armseligen Computerkenntnisse und die wenigen Fachbegriffe, die er selbst aufgeschnappt hatte, zu benutzen. »Kann das bedeuten, daß das Paßwort, das eventuell vorhanden war, auch gelöscht wurde?«
    »Derjenige, der den Rechner gestartet hat, konnte natürlich auch das Paßwort löschen.«
    »Und den Computer sozusagen entleeren?«
    »Er kann natürlich Abdrücke hinterlassen haben.«
    »Was heißt das?«
    »Martinsson hat es mir erklärt.«
    »Dann erklär du es jetzt mir!«
    »Wenn man sich den Computer als ein Haus denkt, aus dem man die Möbel herausholt, dann bleiben manchmal Spuren zurück. Stuhlbeine können Kratzer auf dem Parkettboden hinterlassen haben. Oder das Holz ist heller oder dunkler geworden, je nachdem, wo die Sonne hinkam oder nicht.«
    »Wenn man ein Bild von der Wand nimmt, das lange da gehangen hat, dann kann man das sehen. Meinst du das?«
    »Martinsson sprach vom Kellergewölbe der Computer. Irgendwo lebt etwas weiter von dem, was einmal da war. Nichts verschwindet ganz. Es sei denn, die Festplatte ist gänzlich hin. Man kann Dinge rekonstruieren, die eigentlich nicht mehr dasein sollten. Die ausradiert wurden, aber trotzdem noch da sind.«
    Wallander schüttelte den Kopf. »Ich verstehe und verstehe doch nicht«, sagte er. »Gerade jetzt interessiert mich aber in erster Linie, daß jemand noch am neunten an diesem Rechner gewesen ist.«
    |335| Sie hatte sich wieder dem Computer zugewandt. »Laß mich kurz der Sicherheit halber die Spiele kontrollieren«, sagte sie.
    Sie klickte auf die Symbole, an die sie bisher nicht gerührt hatte. »Hier gibt es ein Spiel, von dem ich noch nie etwas gehört habe«, murmelte sie. »›Jakobs Moor‹.«
    Sie klickte auf das Symbol und schüttelte den Kopf. »Hier ist absolut nichts. Fragt sich nur, warum das Symbol noch da ist.«
    Sie begannen, den Raum nach Disketten zu durchsuchen. Aber sie fanden keine. Wallander war intuitiv davon überzeugt, daß die Benutzung des Computers am 9.   Oktober entscheidend für die Ermittlung war. Jemand hatte alle Daten gelöscht oder von der Festplatte kopiert. Ob es Jonas

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