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Wallander 08 - Die Brandmauer

Wallander 08 - Die Brandmauer

Titel: Wallander 08 - Die Brandmauer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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sich. Ann-Britt und Martinsson kamen gleichzeitig. Wallander hatte sich noch nicht entschieden, ob er die Sitzung damit beginnen oder beenden sollte, daß er von seinem Gespräch bei Lisa Holgersson berichtete. Er beschloß abzuwarten. Trotz allem saß er hier mit seinen hart arbeitenden Kollegen zusammen, um eine komplizierte Mordermittlung weiterzubringen. Er wollte sie nicht mehr als absolut notwendig belasten.
    Sie begannen mit den Umständen von Jonas Landahls Tod. Sie hatten auffallend wenige Zeugenaussagen, an die sie sich halten konnten. Niemand schien irgend etwas gesehen zu haben. Weder Jonas Landahls Bewegungen an Bord der Fähre, noch wie er in den Maschinenraum gelangt war. Ann-Britt hatte einen Bericht von dem Polizisten erhalten, der mit der Fähre nach Polen gefahren war. Eine Bedienung in der Cafeteria hatte gemeint, Jonas Landahl auf dem Foto zu erkennen. Wenn sie sich richtig erinnerte, war er unmittelbar nach Öffnung der Cafeteria hereingekommen und hatte ein belegtes Brot gegessen. Aber das war auch alles.
    »Das Ganze ist überaus seltsam«, meinte Wallander. »Keiner hat ihn gesehen. Er muß doch seine Kabine bezahlt und sich an Bord bewegt haben. Keiner hat gesehen, wie er in den Maschinenraum gekommen ist. Mir ist dieses ganze Vakuum schleierhaft.«
    »Es muß jemand bei ihm gewesen sein«, sagte Ann-Britt. »Ich habe sicherheitshalber noch mit einem der Maschinisten gesprochen, bevor ich herkam. Er hielt es für unmöglich, daß ein Mensch sich freiwillig unter die Propellerwelle klemmt.«
    »Er ist also unter Zwang dahin gebracht worden«, sagte Wallander. »Das bedeutet, daß eine zweite Person in die Sache verwickelt sein muß. Da es kaum vorstellbar ist, daß einer der Männer, die im Maschinenraum arbeiten, der Schuldige ist, muß es eine fremde Person sein. Die niemand gesehen hat. Weder, als sie gemeinsam mit Landahl ankam, noch, als sie den Raum verließ. Das ermöglicht uns praktisch eine weitere Schlußfolgerung: Landahl ging freiwillig mit. Er wurde nicht gezwungen. Das hätte man bemerkt. Es wäre außerdem nicht möglich gewesen, Landahl gegen seinen Willen die schmalen Leitern hinunterzuschleppen.«
    Noch zwei Stunden lang erörterten sie die gesamte Ermittlung. |392| Als Wallander seine Gedanken entwickelte, die ihrerseits in Ann-Britts Überlegungen wurzelten, wurde die Diskussion zeitweilig heftig. Aber keiner stritt ab, daß die Spur, die über Carl-Einar Lundberg zu seinem Vater führte, trotz allem zu einer Lösung führen konnte. Wallander bestand jedoch darauf, daß Tynnes Falk der Schlüssel zu dem Ganzen war, auch wenn er dafür wenig wirklich stichhaltige Argumente vorbringen konnte. Dennoch wußte er, daß er recht hatte. Um sechs Uhr fand er, daß es reichte. Müdigkeit breitete sich aus. Die Pausen, um frische Luft zu schnappen, folgten immer dichter aufeinander. Wallander beschloß, sein Gespräch mit Lisa Holgersson überhaupt nicht zu erwähnen. Er war ganz einfach nicht mehr dazu in der Lage.
    Martinsson verschwand zum Runnerströms Torg, wo Robert Modin allein saß und arbeitete. Hansson meinte, man solle der Reichspolizeibehörde vorschlagen, dem jungen Mann bei Gelegenheit eine Medaille zu verleihen. Ihm auf jeden Fall aber ein Beraterhonorar zahlen. Nyberg blieb gähnend am Tisch sitzen. Seine Finger waren noch immer ölverschmiert. Zusammen mit Ann-Britt und Hansson blieb Wallander noch ein paar Minuten im Korridor stehen. Sie besprachen die notwendigen nächsten Schritte und teilten die Arbeiten unter sich auf. Dann ging Wallander in sein Zimmer und schloß die Tür hinter sich.
    Lange starrte er das Telefon an, ohne sein Zögern verstehen zu können. Doch am Ende nahm er den Hörer ab und wählte die Nummer von Elvira Lindfeldt in Malmö.
    Nach dem siebten Klingeln meldete sie sich. »Lindfeldt.«
    Wallander legte schnell wieder auf. Fluchte. Dann wartete er einige Minuten, bevor er von neuem wählte. Jetzt meldete sie sich sofort. Er mochte ihre Stimme.
    Wallander stellte sich vor. Sie redeten über Alltägliches. Offenbar wehte der Wind in Malmö stärker als in Ystad. Elvira Lindfeldt klagte darüber, daß so viele ihrer Kollegen erkältet waren. Wallander stimmte zu. Der Herbst war lästig. Er selbst hatte erst vor kurzem Halsschmerzen gehabt.
    »Es wäre schön, wenn man sich treffen könnte«, sagte sie.
    »Eigentlich glaube ich nicht richtig an diese Sache mit den Kontaktannoncen«, erwiderte er und bereute es sofort.
    |393| »Dieser Weg muß

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