Wallander 08 - Die Brandmauer
müssen. Wir können nicht das Risiko eingehen, daß am Montag etwas passiert, was einer da oben mittels einer Analyse hätte herausfinden können.«
»Wir sollten Robert also wieder wegschicken?«
»Ich glaube, es ist am besten. Ich möchte, daß du sofort Kontakt mit Stockholm aufnimmst. Es sollte noch heute jemand herkommen.«
»Aber wir haben Freitag.«
»Das ist uns scheißegal. Entscheidend ist, daß wir am Montag den Zwanzigsten haben.«
Sie gingen wieder hinein. Wallander erklärte Modin, daß er glänzende Arbeit geleistet habe. Aber nun nicht mehr gebraucht werde. Er konnte sehen, daß Modin enttäuscht war. Aber er sagte nichts. Statt dessen begann er sofort, seine Arbeit zu beenden.
Wallander und Martinsson wandten ihm den Rücken zu. Leise diskutierten sie, wie Modin für seinen Einsatz entschädigt werden sollte. Wallander versprach, sich der Sache anzunehmen.
Keiner von beiden bemerkte, daß Modin inzwischen rasch das Material, das zugänglich war, auf seinen eigenen Rechner hinüberkopierte.
Sie trennten sich im Regen. Martinsson sollte Modin nach Löderup zurückfahren.
Wallander reichte ihm die Hand und dankte ihm.
Dann fuhr er ins Präsidium. Seine Gedanken rotierten. Am Abend wollte Elvira Lindfeldt aus Malmö zu Besuch kommen. Der Gedanke daran machte ihn zugleich heiter und nervös. Doch bis dahin mußten sie das Ermittlungsmaterial noch einmal durchgegangen sein. Die Vergewaltigung hatte die Voraussetzungen auf dramatische Weise verändert.
Als Wallander die Anmeldung betrat, erhob sich ein Mann, der auf einer Couch gesessen und gewartet hatte. Er kam auf Wallander zu und Stellte Sich als Rolf Stenius vor. Wallander kannte den Namen, doch erst als Stenius erzählte, er sei Tynnes Falks Steuerberater, erinnerte er sich.
»Ich hätte natürlich vorher anrufen sollen«, sagte Stenius. »Aber ich mußte sowieso nach Ystad zu einer Besprechung, die dann jedoch abgesagt wurde.«
|429| »Der Zeitpunkt ist leider nicht günstig«, sagte Wallander. »Aber einen Moment kann ich erübrigen.«
Sie setzten sich in sein Zimmer. Rolf Stenius war ein Mann in Wallanders Alter, mager und mit schütterem Haar. Wallander hatte auf irgendeinem Notizzettel gelesen, daß Hansson mit ihm in Kontakt getreten war. Aus seiner Aktentasche zog er eine Plastikhülle mit Papieren. »Ich war natürlich schon über Falks Tod informiert worden, als Sie mich kontaktiert haben.«
»Von wem erfuhren Sie davon?«
»Von Falks früherer Frau.«
Wallander nickte ihm zu, fortzufahren.
»Ich habe eine Zusammenstellung der Abschlüsse aus den letzten beiden Jahren mitgebracht. Und anderes, das von Interesse sein kann.«
Wallander nahm die Plastikmappe entgegen, ohne sie anzusehen.
»War Falk ein vermögender Mann?« fragte er.
»Das kommt natürlich darauf an, was man für viel Geld hält. Er besaß ungefähr zehn Millionen.«
»Dann würde ich ihn als vermögend bezeichnen. Hatte er Schulden?«
»Unerheblich. Außerdem waren seine laufenden Kosten nicht besonders hoch.«
»Seine Einkünfte kamen also aus verschiedenen Beratertätigkeiten?«
»Ja. Ich habe eine Zusammenstellung beigefügt.«
»Gab es einen Kunden, der besonders viel zahlte?«
»Er hatte eine Reihe von Auftraggebern in den USA. Sie zahlten gut, aber es waren dennoch keine aufsehenerregenden Summen.«
»Was für Aufträge waren das?«
»Er half einer landesweiten Kette von Werbeagenturen. Moseson and Sons. Er verbesserte anscheinend einige graphische Programme.«
»Und weiter?«
»Eine Whisky-Importfirma namens DuPont. Soweit ich mich erinnere, ging es um die Entwicklung eines hochkomplizierten Lagerhaltungsprogramms.«
|430| Wallander überlegte. Es fiel ihm schwer, sich zu konzentrieren. »Ist sein Vermögen während des letzten Jahres langsamer gewachsen?«
»Das kann man kaum behaupten. Er nahm immer kluge Investitionen vor. Setzte nie alles auf dasselbe Pferd. Fonds in Schweden, im übrigen Skandinavien und in den USA. Eine relativ hohe Kapitalreserve. Er legte stets großen Wert auf gute Liquidität. Ein Teil Aktien. Hauptsächlich Ericsson.«
»Wer tätigte seine Aktiengeschäfte?«
»Das tat er selbst.«
»Hatte er irgendwelche Mittel in Angola angelegt?«
»Wo?«
»In Angola.«
»Davon ist mir nichts bekannt.«
»Aber kann es der Fall gewesen sein?«
»Natürlich. Aber ich glaube es nicht.«
»Warum nicht?«
»Tynnes Falk war ein sehr ehrlicher Mann. Er fand, daß man seine Steuern bezahlen sollte. Ich habe ihm bei
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