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Wallander 08 - Die Brandmauer

Wallander 08 - Die Brandmauer

Titel: Wallander 08 - Die Brandmauer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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identifizierten Reifenabdrücke von diesem Wagen stammten. Sie wußten mittlerweile, daß Jonas Landahl noch nie mit der Polizei zu tun gehabt hatte. Aber sie schlossen nicht aus, wie Wallander ausdrücklich hervorhob, daß er an jener Aktion gegen die Nerzfarm bei Sölvesborg beteiligt gewesen war, bei der man Falk festgenommen hatte.
    Dennoch kam es ihnen so vor, als stünden sie am Rande eines Abgrunds, über den es einmal eine Brücke gegeben hatte, die jetzt |433| eingestürzt war. Es war ein großer Schritt von der Befreiung von Nerzen zum Mord oder zum Ermordetwerden. Wallander kam mehrmals im Verlauf des Nachmittags auf seine Sicht der Ereignisse zu sprechen. Daß daraus etwas Brutales und zugleich Beherrschtes sprach. Auch den Opfergedanken konnten sie nicht ignorieren. Ann-Britt stellte gegen Ende der Sitzung die Frage, ob sie Stockholm nicht auch wegen Informationen über verschiedene radikale Umweltgruppen um Hilfe bitten sollten. Martinsson, dessen Tochter Terese Veganerin und außerdem Mitglied bei den Feldbiologen war, meinte, es sei absurd zu denken, sie könnten hinter den brutalen Morden stecken. Zum zweitenmal an diesem Tag antwortete Wallander ihm mit einer gewissen Schärfe. Sie konnten nichts ausschließen. Solange sie nicht sehr genau ein Zentrum und ein klar begrenztes Motiv definieren konnten, mußten sie alle Spuren gleichzeitig verfolgen.
    An diesem Punkt ging ihrer Sitzung die Luft aus. Wallander schlug mit der flachen Hand auf den Tisch zum Zeichen, daß sie jetzt aufbrechen konnten. Am Samstag wollten sie sich wieder treffen. Wallander hatte es eilig, nach Hause zu kommen. Er mußte noch seine Wohnung aufräumen, bevor Elvira Lindfeldt kam. Aber er blieb dennoch in seinem Zimmer und rief Nyberg an. Es dauerte so lange, bis dieser sich meldete, daß Wallander schon böse Ahnungen befielen. Schließlich kam Nyberg aber doch an den Apparat, vergrätzt wie gewöhnlich, und Wallander konnte aufatmen. Es ging Nyberg inzwischen besser. Die Schwindelanfälle hatten aufgehört. Am nächsten Tag würde er wieder bei der Arbeit sein, mit all seiner zornigen Energie.
     
    Wallander hatte die Wohnung aufgeräumt und sich umgezogen, als das Telefon klingelte. Elvira Lindfeldt war auf dem Weg nach Ystad und hatte gerade die Abfahrt nach Sturup passiert. Wallander hatte in einem Restaurant einen Tisch bestellt. Er erklärte ihr, wie sie fahren mußte, um zu Stora Torget zu kommen. Als er auflegte, tat er dies so fahrig und nervös, daß der Apparat zu Boden fiel. Fluchend stellte er ihn wieder auf den Tisch und erinnerte sich gleichzeitig, mit Linda verabredet zu haben, daß sie an diesem Abend anrufen sollte. Nach einigem Zögern sprach er eine |434| Mitteilung auf seinen Anrufbeantworter und gab die Telefonnummer des Restaurants an. Die Gefahr, daß ein Journalist anrief, bestand zwar, war im Moment jedoch eher gering. Die Geschichte mit der Ohrfeige schien für die Boulevardpresse vorübergehend an Interesse verloren zu haben.
    Dann verließ er die Wohnung. Er ließ den Wagen stehen. Es hatte aufgehört zu regnen. Der kräftige Wind war abgeflaut. Während Wallander ins Zentrum ging, verspürte er ein vages Gefühl von Enttäuschung. Sie hatte den Wagen genommen, was vermuten ließ, daß sie vorhatte, nach Malmö zurückzufahren. Aber immerhin war er im Begriff, wieder einmal in Gesellschaft einer Frau zu Abend zu essen.
    Er wartete vor der Buchhandlung. Nach fünf Minuten sah er sie zu Fuß von der Hamngata heraufkommen. Seine Verlegenheit vom Vorabend stellte sich wieder ein. Angesichts ihrer Direktheit fühlte er sich hilflos. Als sie die Norregata zum Restaurant hinaufgingen, schob sie plötzlich ihren Arm unter seinen. Gerade als sie an dem Haus vorbeigingen, in dem Svedberg gewohnt hatte. Wallander blieb stehen und erzählte in aller Kürze, was damals geschehen war. Sie hörte aufmerksam zu.
    »Wie denken Sie jetzt darüber?« fragte sie, als er geendet hatte.
    »Ich weiß es nicht. Es ist wie ein Traum. Wie etwas, von dem ich mir nicht sicher bin, ob es wirklich passiert ist.«
    Das kleine Restaurant war vor einem Jahr eröffnet worden. Wallander war noch nie dort gewesen. Aber Linda hatte davon gesprochen. Wallander hatte erwartet, daß alle Tische besetzt wären. Aber es saßen nur ein paar vereinzelte Gäste im Raum.
    »Ystad ist keine Stadt, in der die Menschen abends ausgehen«, sagte er entschuldigend. »Aber hier soll es ganz gut sein.«
    Eine Kellnerin, die Wallander aus dem

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