Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wallander 08 - Die Brandmauer

Wallander 08 - Die Brandmauer

Titel: Wallander 08 - Die Brandmauer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
Vom Netzwerk:
einer Gelegenheit vorgeschlagen, seinen Wohnsitz ins Ausland zu verlegen, weil der Steuerdruck hierzulande so hoch ist. Aber die Idee sagte ihm nicht zu.«
    »Was geschah da?«
    »Er wurde wütend. Drohte damit, sich einen anderen Steuerberater zu nehmen, falls ich noch einmal mit einem solchen Vorschlag käme.«
    Wallander spürte, daß er im Moment nicht mehr in der Lage war, weiterzumachen. »Ich lese die Papiere durch, sobald ich dazu komme.«
    »Ein bedauerlicher Todesfall«, sagte Stenius und machte seine Aktentasche zu. »Falk war ein angenehmer Mann. Reserviert vielleicht. Aber angenehm.«
    Wallander begleitete ihn hinaus. »Eine Aktiengesellschaft muß einen Vorstand haben«, sagte er. »Wer saß darin?«
    »Natürlich er selbst. Außerdem mein Prokurist. Und mein Sekretär.«
    »Sie hatten also regelmäßige Vorstandssitzungen.«
    |431| »Ich organisierte das Notwendige per Telefon.«
    »Man mußte also nicht zusammenkommen?«
    »Es reichte, wenn man Papiere und Unterschriften austauschte.«
    Stenius verließ das Präsidium. Vor dem Eingang spannte er seinen Regenschirm auf. Wallander kehrte in sein Zimmer zurück und fragte sich plötzlich, ob schon jemand Zeit gehabt hatte, mit Falks Kindern zu sprechen. Wir schuften wie die Irren und schaffen nicht einmal das Notwendigste, dachte er. Und die Aktenberge wachsen. Der schwedische Rechtsstaat verwandelt sich in ein muffiges Lagerlokal, an dessen Wänden sich die Stapel unaufgeklärter Verbrechen türmen.
     
    Um halb vier an diesem Freitagnachmittag hatte Wallander die Ermittlungsgruppe um sich versammelt. Nyberg hatte mitgeteilt, er sei verhindert. Ann-Britt zufolge hatte er Schwindelanfälle. Sie begannen ihre Sitzung damit, daß sie sich düster fragten, wer von ihnen zuerst einen Herzinfarkt erleiden würde. Dann erörterten sie ausführlich, welche Konsequenzen es für die Ermittlung hatte, daß Sonja Hökberg wahrscheinlich einst von Carl-Einar Lundberg vergewaltigt worden war. Auf Wallanders direkte Aufforderung hin nahm auch Viktorsson an der Sitzung teil. Er hörte zu, stellte aber keine Fragen. Als Wallander vorschlug, Lundberg so schnell wie möglich zu einer Vernehmung vorzuladen, nickte er zustimmend. Wallander bat Ann-Britt, der Frage nachzugehen, ob Lundbergs Vater seinerzeit in das Vorgefallene verwickelt gewesen war.
    »War der auch hinter ihr her?« fragte Hansson verwundert. »Was ist denn das für eine Familie?«
    »Wir müssen das hier ganz genau wissen«, sagte Wallander. »Es darf nicht die geringste Lücke geben.«
    »Eine stellvertretende Rache«, meinte Martinsson. »Ich kann mir nicht helfen, aber es fällt mir wirklich schwer, das zu schlucken.«
    »Wir reden nicht davon, was du schlucken kannst«, entgegnete Wallander, »sondern davon, was passiert sein kann.«
    Er merkte, daß sein Ton eine gewisse Schärfe angenommen hatte. Die anderen am Tisch schienen es auch registriert zu haben. |432| Wallander beeilte sich, das Schweigen zu brechen. Er fuhr fort, Martinsson anzusprechen, jetzt aber in freundlicherem Ton.
    »Das Reichskrim«, sagte er. »Was ist mit ihren Computerexperten?«
    »Sie waren natürlich alles andere als begeistert, als ich darauf bestand, daß sie schon morgen jemanden herschicken sollten. Aber es kommt einer mit der Maschine um neun.«
    »Hat er einen Namen?«
    »Er heißt Hans Alfredsson, wie der Komiker.«
    Eine gewisse Heiterkeit kam in der Runde auf. Martinsson versprach, Alfredsson in Sturup abzuholen und ihn einzuweisen und auf den letzten Stand zu bringen.
    »Kriegst du es hin, alles im Rechner aufzurufen?« fragte Wallander.
    »Ja. Ich habe mir laufend Notizen gemacht.«
    Sie arbeiteten weiter bis sechs Uhr. Obwohl das meiste immer noch sehr unklar und widersprüchlich war, hatte Wallander das Gefühl, daß die Ermittlungsgruppe den Mut noch nicht sinken ließ. Er wußte, wie wichtig es war, die Ereignisse in Sonja Hökbergs Vergangenheit aufgedeckt zu haben. Dadurch hatten sie den dringend benötigten Durchbruch geschafft. Im Innersten setzten wohl alle ihre Hoffnung auf den Experten, den das Reichskrim herunterschickte.
    Zum Schluß der Sitzung sprachen sie über Jonas Landahl. Hansson hatte die unangenehme Aufgabe gehabt, die Eltern zu informieren, die sich, wie vermutet, auf Korsika befunden hatten. Sie waren jetzt auf dem Heimweg. Nyberg hatte Ann-Britt ein Papier mitgegeben, auf dem er kurz mitteilte, er sei sicher, daß Sonja Hökberg in Landahls Wagen gefahren sei und daß die bis dahin nicht

Weitere Kostenlose Bücher