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Wallander 08 - Die Brandmauer

Wallander 08 - Die Brandmauer

Titel: Wallander 08 - Die Brandmauer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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abgebrochen.
    Elvira Lindfeldt fuhr wieder auf die Straße und setzte die Fahrt in Richtung Malmö fort.

|438| 33
    Am Samstag morgen rief Wallander bei Linda an.
    Wie gewöhnlich war er früh aufgewacht. Aber es war ihm gelungen, noch einmal einzuschlafen, und er stand erst nach acht auf. Nach dem Frühstück wählte er die Nummer ihrer Wohnung in Stockholm. Er weckte sie. Sie fragte sofort, warum er am Abend zuvor nicht zu Hause gewesen sei. Sie hatte zweimal versucht, die Nummer anzurufen, die er auf seinem Anrufbeantworter angegeben hatte. Aber es war besetzt gewesen. Wallander faßte rasch den Entschluß, ihr reinen Wein einzuschenken.
    Sie hörte zu, ohne ihn zu unterbrechen. »Das hätte ich dir nie zugetraut«, sagte sie, als er geendet hatte. »Daß du soviel Grips hast, meine Ratschläge zu befolgen.«
    »Ich bin lange skeptisch gewesen.«
    »Aber jetzt nicht mehr?«
    Sie fragte nach Elvira Lindfeldt. Es wurde ein langes Gespräch. Aber sie freute sich für ihn, auch wenn er die ganze Zeit versuchte, ihre Hoffnungen zu dämpfen. Es sei zu früh, meinte er. Für ihn war es schon mehr als genug, einen Abend einmal nicht allein essen zu müssen.
    »Das ist doch nicht wahr«, sagte sie. »Ich kenne dich. Du hoffst, daß es viel mehr wird. Und das tue ich auch.«
    Dann wechselte sie abrupt das Thema. Sie kam direkt zur Sache.
    »Ich möchte, daß du weißt, daß ich dies Bild von dir in der Zeitung gesehen habe. Ich war natürlich schockiert. Jemand im Restaurant zeigte es mir und fragte, ob du mein Vater wärst.«
    »Und was hast du gesagt?«
    »Zuerst wollte ich nein sagen. Aber das habe ich nicht getan.«
    »Nett von dir.«
    »Ich habe mich dafür entschieden, daß es ganz einfach nicht wahr sein kann.«
    |439| »Das war es auch nicht.«
    Er beschrieb ihr den tatsächlichen Hergang. Erzählte von der internen Untersuchung und daß er damit rechnete, daß die Wahrheit trotz allem noch ans Licht käme.
    »Es ist wichtig, daß ich das erfahre«, sagte sie. »Gerade jetzt ist es wichtig.«
    »Warum denn?«
    »Darauf kann ich dir jetzt nicht antworten. Noch nicht.«
    Wallander wurde sogleich neugierig. Er hatte in den letzten Monaten den Verdacht gehabt, daß Linda wieder einmal umzuschwenken schien, was ihre Zukunftspläne betraf. Was sie eigentlich wollte. Er hatte sie gefragt, aber nie eine klare Antwort erhalten.
    Sie beendeten das Gespräch damit, daß sie darüber redeten, wann sie wieder einmal zu Besuch nach Ystad käme. Mitte November, meinte sie. Nicht vorher.
    Als Wallander aufgelegt hatte, fiel ihm das Buch ein, das er bestellt und noch nicht abgeholt hatte. Über die Geschichte der Möbelpolsterei. Jetzt fragte er sich, ob sie ihre Pläne je verwirklichen würde, eine ordentliche Ausbildung zu machen und sich dann in Ystad niederzulassen.
    Sie hat etwas Neues im Sinn, dachte er. Und aus irgendeinem Grund will sie mir nicht verraten, was es ist.
    Er sah die Sinnlosigkeit seiner Grübelei ein. Statt dessen zog er seine unsichtbare Uniform an und wurde wieder Polizist. Er blickte zur Uhr. Zwanzig nach acht. Martinsson sollte bald in Sturup sein, um den Mann namens Alfredsson abzuholen. Wallander dachte daran, wie Robert Modin am Abend zuvor plötzlich im Restaurant erschienen war. Er war sich seiner Sache sehr sicher gewesen.
    Er spürte einen Widerstand in sich, mehr als die absolut notwendigen Kontakte mit Martinsson zu haben. Immer noch schwankte er in seiner Auffassung, ob das, was Ann-Britt ihm erzählt hatte, wahr war oder nicht. Auch wenn es Wunschdenken war, wollte er, daß es nicht zutraf. Martinsson als Freund zu verlieren würde eine nahezu unmögliche Arbeitssituation schaffen. Der Verrat würde zu schwer zu tragen sein. Gleichzeitig bewegte |440| ihn die Sorge, daß tatsächlich etwas vor sich ging, eine Veränderung, die er selbst nicht wahrnahm. Aber die es mit sich bringen konnte, daß seine Situation sich dramatisch veränderte. Es machte ihn zugleich empört und verbittert. Von seiner verletzten Eitelkeit ganz zu schweigen. Er war es gewesen, der Martinsson alles beigebracht hatte, so wie Rydberg einst ihn selbst zu dem gemacht hatte, der er war. Aber Wallander hatte nie intrigiert, um Rydbergs selbstverständliche Autorität zu mindern oder in Frage zu stellen.
    Dieser ganze Laden ist ein einziges Schlangennest, dachte er giftig. Voller Eifersüchteleien, Hinterhältigkeiten und Intrigen. Und ich bildete mir ein, es sei mir gelungen, mich aus allem herauszuhalten. Dabei sieht es auf

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