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Wallander 08 - Die Brandmauer

Wallander 08 - Die Brandmauer

Titel: Wallander 08 - Die Brandmauer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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wichtigsten ist. Da sehen wir wirklich, was wir vor Augen haben.«
    »Die Kunst zu sehen, was man sieht«, meinte Wallander. »Darüber solltest du an der Polizeihochschule sprechen.«
    Nyberg antwortete mit einem Anflug von Verachtung. »Glaubst du, junge Polizeianwärter würden sich auch nur einen Deut um die Weisheiten eines verbrauchten alten Kriminaltechnikers scheren?«
    »Mehr, als du glaubst. Mir haben sie tatsächlich zugehört, als ich vor ein paar Jahren dort war.«
    |445| »Ich gehe in Pension«, sagte Nyberg streng. »Ich knüpfe Rya-Teppiche und unternehme Fjellwanderungen.«
    Den Teufel wirst du tun, dachte Wallander. Aber das sagte er natürlich nicht. Nyberg stand vom Tisch auf, um zu signalisieren, daß das Gespräch vorüber war. Er ging hin und spülte seinen Teller ab. Das letzte, was Wallander hörte, als er den Eßraum verließ, war Nybergs Fluchen darüber, daß die Spülbürste so miserabel sei.
    Wallander setzte seinen unterbrochenen Spaziergang fort. Er wollte Hansson sprechen. Die Tür seines Zimmers war angelehnt. Wallander sah ihn am Schreibtisch sitzen und einen seiner unzähligen Wettscheine ausfüllen. Hansson lebte in der immer rastloseren Erwartung, daß eins der komplizierten Systeme ihm Erfolg bringen und ihn reich machen würde. An dem Tag, an dem die Pferde liefen, wie sie sollten, würde ihm der große und ersehnte Geldsegen zuteil werden.
    Wallander klopfte und wartete, damit Hansson die Wettscheine verstecken konnte, bevor er die Tür mit dem Fuß aufschob und eintrat. »Ich habe deinen Zettel gesehen«, sagte er.
    »Der Mercedes-Bus ist aufgetaucht.«
    Wallander lehnte sich gegen den Türpfosten, während Hansson in seinem wachsenden Chaos von Papieren wühlte.
    »Ich habe getan, was du gesagt hast. Bin noch einmal die Register durchgegangen. Gestern meldete ein kleiner Autoverleih in Malmö, daß sie vermuteten, einer ihrer Wagen sei gestohlen worden. Ein dunkelblauer Mercedes-Bus. Er hätte am Mittwoch zurückgebracht werden sollen. Die Firma heißt ›PKW- und LK W-Service ‹. Sie haben ihr Büro und ihren Wagenpark im Freihafen.«
    »Wer hatte den Wagen gemietet?«
    »Die Antwort wird dir gefallen«, sagte Hansson. »Ein Mann mit asiatischem Aussehen.«
    »Der Fu Cheng hieß? Und mit einer American Express-Karte bezahlte?«
    »Ganz genau.«
    Wallander nickte finster. »Er muß doch eine Adresse angegeben haben.«
    »Hotel St. Jörgen. Aber in der Verleihfirma hatten sie natürlich nachgeforscht, als ihnen der Verdacht kam, daß da etwas nicht mit |446| rechten Dingen zuging. Das Hotel hat nie einen Gast dieses Namens gehabt.«
    Wallander zog die Stirn in Falten. Etwas stimmte nicht. »Ist das nicht ein wenig seltsam? Der Mann, der sich Fu Cheng nennt, nimmt doch kaum das Risiko in Kauf, daß man untersucht, ob er wirklich da wohnt, wo er angibt.«
    »Es gibt eine Erklärung«, sagte Hansson. »Im St. Jörgen hat ein Mann namens Andersen gewohnt. Ein Däne. Aber asiatischer Herkunft. Eine zum Vergleich über Telefon angeforderte Personenbeschreibung läßt darauf schließen, daß es sich um ein und dieselbe Person handelt.«
    »Wie bezahlte er sein Zimmer?«
    »Bar.«
    Wallander überlegte. »Normalerweise gibt man seine Heimatanschrift an. Was hatte Andersen geschrieben?«
    Hansson blätterte in seinen Papieren. Ein Wettschein fiel dabei auf den Fußboden, ohne daß er es bemerkte. Wallander sagte nichts.
    »Hier haben wir es. Andersen schrieb, daß er in einer Straße in Vedbæk wohnte.«
    »Ist das nachgeprüft worden?«
    »Die Verleihfirma war gründlich. Ich nehme an, der Wagen war wertvoll. Es zeigte sich, daß die Straße gar nicht existiert.«
    »Da hören die Spuren auf«, sagte Wallander.
    »Der Wagen ist auch nicht wieder aufgetaucht.«
    »Dann wissen wir auf jeden Fall das.«
    »Aber wie wollen wir mit dem Wagen weiter verfahren?«
    »Wir warten ab. Verschwende keine unnötige Energie darauf. Du hast anderes zu tun, was wichtiger ist.«
    Hansson machte eine resignierte Armbewegung in Richtung seiner Papierstapel.
    »Ich weiß nicht, wie ich noch nachkommen soll.«
    Wallander konnte den Gedanken nicht ertragen, wieder einmal in eine Diskussion über die immer schlechtere Arbeitssituation der Polizei hineingezogen zu werden. »Wir hören später voneinander«, sagte er schnell und verließ das Zimmer.
    Nachdem er ein paar Papiere, die auf seinem Schreibtisch lagen, |447| durchgeblättert hatte, nahm er seine Jacke. Es war Zeit, zum Runnerströms Torg zu fahren

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